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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe
Autoren: Eric Malpass
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»Wieso - wie alt sind Sie denn? «
    »Siebzehn.«
    »Nun, Gaylord ist auch fast siebzehn.«
    »Kann sein, aber er ist noch ein Kind. Ein Baby.«
    Es lag May auf der Zunge zu sagen: Lerne ihn nur kennen, dann wirst du sehen, wie klug und reif er ist für sein Alter. Aber sie hatte keine Lust, sich in die Rolle der stolzen Mutter drängen zu lassen. Sie sagte: »Wir werden Ihnen natürlich die Rückreise bezahlen und Ihnen in jeder Weise behilflich sein. Es ist mir schrecklich unangenehm, daß Sie sich unseretwegen so viele Umstände gemacht haben. Aber offen gesagt« - sie lächelte -, »Sie haben vielleicht auch ein bißchen überstürzt gehandelt, nicht wahr? Natürlich dürfen Sie gern ein, zwei Tage bei uns bleiben. Es kommt gar nicht in Frage, daß wir Sie gleich wieder wegschicken.«
    »Das ist gut!« Sie bedachte May mit einem strahlenden Lächeln. »Dann habe ich Zeit, Ihre Herzen zu erobern, so daß Sie mich nicht mehr wegschicken werden.« Sie nahm ihre große Sonnenbrille ab und sah May mit großen braunen Augen an.
    May warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Abends treffen wir uns immer gegen sieben im Wohnzimmer zu einem Glas Sherry. Ich zeige Ihnen jetzt Ihr Zimmer, dann haben Sie noch Zeit, zu baden und sich umzuziehen. Um sieben hole ich Sie dann ab und mache Sie mit der Familie bekannt. Ich dachte, so ist es vielleicht angenehmer für Sie.«
    Christine senkte den Kopf. »Sie sind so gütig und rücksichtsvoll, Mrs. Pentecost. Ich gebe mir immer Mühe, nicht schüchtern zu wirken, aber trotzdem bin ich sehr schüchtern. Haben Sie eine große Familie?«
    »Nein, nicht sehr. Da ist Gaylords Großvater - das hier ist übrigens sein Haus ; die Landwirtschaft hat er allerdings längst aufgegeben. Er ist ein Hitzkopf, könnte aber keiner Fliege etwas zuleide tun. Und dann ist da mein Mann. Er wird Ihnen gefallen. Er ist Schriftsteller.«
    »Schriftsteller!« rief Christine begeistert. »Warum hat Ihr Sohn mir das denn gar nicht erzählt?«
    »Er hat wohl nicht daran gedacht.«
    »Aber ein Schriftsteller - das ist doch wundervoll!«
    »Es ist ein Beruf wie viele andere. Eine Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen«, sagte May. »Schlecht und recht.« Sie hatte immer ein paar kleine »Feuerlöscher« parat für junge Mädchen, die Jocelyn als eine Kombination von Tolstoi, Balzac und Dostojewski sahen, Jocelyn reagierte auf Bewunderung wie ein trockener Schwamm auf Wasser.
    »Bei uns in Deutschland«, sagte Christine, »bringt man Schriftstellern den gleichen Respekt entgegen wie allen anderen kreativen Künstlern.«
    »In England«, erwiderte May, »sind Schriftsteller oft junge Männer, die aus einem spärlichen Bart und einem kümmerlichen Talent mehr zu machen versuchen als dahintersteckt.«
    Christine lachte. »Das trifft aber sicher nicht auf Ihren Mann zu!«
    »Nein, ganz sicher nicht. Jocelyn hat sehr viel Talent. Und keinen Bart.« May lächelte jetzt. »Ja, und dann sind da noch die Kinder. Gaylord kennen Sie ja schon. Und Amanda ist zehn - ein weises kleines Äffchen.« (Und unglaublich unschuldig, dachte sie bei sich.) »Das sind alle.« Sie erhob sich. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen jetzt Ihr Zimmer.«
     

5
     
    Es wurde sieben. Der alte John Pentecost saß bereits seit sechs Uhr in seinem Sessel im Wohnzimmer und las die Times, soweit man von lesen reden konnte, wenn Amanda im Zimmer war. Sie erkundigte sich: »Hast du schöne Ferien gehabt in deinem Club, Opa?«
    »Ferien? Ich war nicht in den Ferien. Ich war ausquartiert, während deine Eltern sich in Wales amüsierten.«
    »Die Leute in deinem Club, sind das alles alte Männer?«
    Er raschelte leicht gereizt mit der Zeitung. »Nein, keineswegs. Einige sind sogar noch jünger als ich.«
    Das schien ihr keinen Eindruck zu machen. »Sind denn nicht viele gestorben seit dem letzten Jahr?« fragte sie teilnahmsvoll.
    Da hatte sie leider recht, aber er wollte es nicht zugeben. »Nein - wie kommst du denn darauf, du kleines morbides Geschöpf?«
    »Bestimmt sind welche gestorben. Wetten? Unsere Lehrerin sagt, der Tod ist das letzte große Tabu. Die Menschen reden nicht gern darüber, sagt sie. Bestimmt sind viele gestorben, sie haben es dir bloß nicht gesagt.«
    »Hach!« machte Opa und versuchte sich auf den Leitartikel zu konzentrieren.
    Charles Bunting sagte zu seiner Tochter: »Komm, Liz, wir fahren auf ein Gläschen Sherry zu den Pentecosts rüber. Vielleicht kann ich May wegen des Porträts festnageln.«
    Liz unterdrückte einen
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