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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen
Autoren: Dietrich Weichold
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was die Spurensicherung findet und die Rechtmedizin sagt. Sie sehen ja, für Gewaltanwendung gibt es auf den ersten Blick keinerlei Hinweis.«
    Merz holte die Kamera aus dem Auto.
    »Ich mach schon mal die Aufnahmen, ehe die Spusi kommt.«
    »Und Ihnen ist auch gestern niemand begegnet? Es muss nicht gerade hier gewesen sein«, forschte Schnaidt nach.
    »Wenn Sie mich so fragen, doch. Und das fand ich sogar merkwürdig. Das war im Lindachtal, einen starken Kilometer von hier in Richtung Hildrizhausen. Ich musste gestern Nachmittag kurz vor Feierabend noch überprüfen, ob unser Forstgehilfe die richtigen Bäume angezeichnet hatte.«
    »Und wann ist Feierabend?«
    »Um fünf. Das muss also um halb fünf gewesen sein. Ich kam wie heute von Hildrizhausen herunter. Und da marschierte mir eine schlanke Frau entgegen, nicht sehr groß, aber eine sportliche Figur in Wanderkleidung, langes Haar und, deswegen erinnere ich mich überhaupt an sie, sie trug eine Sonnenbrille, obwohl kein Sonnenstrahl mehr zu sehen war. ›Für wen will die so schick sein?‹, dachte ich noch. Ich habe dann ein paar hundert Meter weiter meine Inspektion gemacht, das ging sehr schnell, und bin wieder zurückgefahren. Und da war sie weg. Eigentlich hätte ich sie noch einmal sehen müssen. Das ist schon komisch. Denn so schnell kann die Frau gar nicht gelaufen sein, obwohl sie ganz sportlich unterwegs war.«
    »Zweigt da nicht ein Weg ab?«
    »Ein kleiner Holzweg. Aber kein Weg, den man gehen würde, wenn man gegen Abend aus dem Wald herauswill. Das Nächstliegende ist doch, dass die Frau zum Wanderparkplatz wollte. Und von dort war sie noch mehr als einen Kilometer entfernt. Normalerweise hätte ich sie auf meiner Rückfahrt überholen müssen.«
    »Fiel Ihnen auf dem Wanderparkplatz irgendein Auto auf?«
    »Nein, an dem komme ich auch nicht direkt vorbei.«
    »Jetzt setzen wir uns in mein Auto und machen ein Protokoll, und dann würde ich gerne Ihre Arbeiter befragen. Die kommen doch sicher hier vorbei«, sagte Schnaidt.
    »Regelmäßig nur einer, der von Kayh herunterkommt. Der müsste gestern Abend und heute früh hier vorbeigekommen sein.«
    Während Schnaidt die Aussagen des Försters zu Protokoll nahm, kam die Spurensicherung an.
    »Heute haben wir zur Abwechslung mal einen schönen Arbeitsplatz«, bemerkte ein junger Polizist beim Aussteigen.
    »Ja. Schöne frische Luft im tollen Naherholungsgebiet. Sehr nette Abwechslung«, antwortete sein Kollege etwas sarkastisch. »Ich war schon lang nicht mehr im Wald. Es wäre aber noch schöner, wenn es nicht bereits so schattig wäre.«
    »Jetzt sei bloß zufrieden. Es könnte ja auch gießen.«
    Kommissar Merz wies sie ein.
    »Den ganzen Bereich von diesem Sitzplatz und dann die paar Schritte bis zu dem Sträßchen hinüber.«
    Die beiden machten sich an die Arbeit. Da es lange nicht geregnet hatte, war der Boden hart und trocken. Es gab keine neueren Fußspuren. Überall lag trockenes Laub, sogar unter der Bank, auf der der Tote saß.
    »Da schau her, ein schönes langes Frauenhaar«, sagte der eine Polizist und hielt mit seiner Pinzette ein etwa dreißig Zentimeter langes Haar gegen das Licht.
    »Eine langhaarige Brünette war hier. Fragt sich bloß, wann.«
    »Guter Fund, sehr interessant«, sagte Merz. »Der Förster ist gestern so einem langhaarigen Wesen begegnet. Vielleicht ist es von ihr.«
    Die beiden suchten weiter, betrachteten alle überdachten Sitzbänke samt Lehnen mit der Lupe, drehten jedes welke Blatt um den Toten herum um und inspizierten den Boden, ohne aber noch etwas zu finden, was sie als Hinweis hätten bewerten können.
    »Textilfasern haben wir um den Toten herum gefunden, leider von lauter verschiedenen Kleidungsstücken. Das war ja bei der Schönwetterperiode in letzter Zeit nicht anders zu erwarten. Am Wochenende muss es hier ja rundgegangen sein.«
    Dabei zeigte er auf einen Abfallbehälter, der von Müll überquoll.
    »Das sieht ja saumäßig aus. Dass die Leute ihren Dreck nicht wieder mitnehmen können! So schwer kann das doch nicht sein. Aber diesen ganzen Abfall müssen wir nicht …«
    »Doch. Den leider auch«, fiel ihm Merz ins Wort.
    »Und wenn er einfach so gestorben ist?«
    »Dann finden wir vielleicht ein Beweisstück in diesem Müll.«
    Der junge Beamte verzog etwas das Gesicht, griff nach einem großen Plastiksack und verpackte den ganzen Abfall.
    »Solche Dreckschweine«, schimpfte er vor sich hin.
    Sein Kollege arbeitete sich den Trampelpfad entlang bis
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