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Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s

Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s

Titel: Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s
Autoren: C Sievers
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Jesus.
    Dann, eines Nachmittags im November, erhörte der liebe Gott ihr Gebet, oder vielleicht auch der Teufel, denn als sie im Heu lag, tief eingegraben wegen der nassen Kälte, die draußen herrschte, und im Schein eines ewigen Lichts, hörte sie, wie das Tor der Scheune aufging und sich Stimmen näherten.
    Es waren Thorsten und seine Helfer. Sie kamen näher, kletterten die lange Leiter hinauf, durch die Luke hindurch auf den Boden und suchten sich einen Platz. Auch sie waren zum Lesen gekommen, hatten Ute nicht bemerkt, begannen ihre Lektüre und lachten verlegen. Der Schmächtigste war der Sohn des Bauern Klein, sein einziger, außer ihm gab es nur noch Töchter.
    Das Lachen verebbte, Stille, gelegentlich ein leises Stöhnen.
    Nach zwanzig Minuten zogen die drei ab; Ute wartete, bis ihre Stimmen auf dem Hof verklangen und kroch zu ihrem Versteck, wo sie fand, was sie gelesen hatten, eine Zeitschrift mit nackten Frauen und Männern in Posen nach Art des Onkels.
    Ute wusste, sie würden wiederkommen, vom geheimen Ort angezogen, und wartete von nun an jeden Nachmittag.
    Eine Woche später hörte sie sie, wie sie aufgeregt flüsterten, ihr Versteck bezogen, ihr Geschäft verrichteten. Ute wartete, bis sie fort waren und fand ein neues Heft, andere Männer, andere Frauen.
    In den Nächten darauf schmiedete Ute ihren Plan, sie dachte an nichts anderes, wenn der Onkel mit stählernem Griff ihren Nacken hielt. Sie ertrug ihn in dem Wissen, dass sie Rache nehmen würde, egal, an wem.
    Am dritten Mittwoch verließ sie die Schule federnden Schrittes, erreichte unbehelligt ihr Haus, verschlang das Essen der Großmutter und verabschiedete sich mit einem Nicken. Sie nahm den Weg über die Kirche, öffnete das schwere Portal und befeuchtete die Stirn mit Weihwasser, vielleicht würde es sie reinwaschen von der Sünde. Die Kirche war verlassen, unbeobachtet schob Ute die Kerzen vom Opfertisch, denn heute wollte sie ein Opfer bringen, ließ sie in eine Tüte vom Kaufhaus Puck fallen und sah aus wie ein Kind, das vom Einkauf kam.
    Sie rannte zum Bauern Klein, durfte nicht zu spät kommen, bezog ihren Posten auf dem Heuboden und betete, sie mögen kommen, alle drei.
    Als sie eintrafen, klopfte Utes Herz bis zum Hals; sie vergrub sich in einem Heuhaufen nahe bei der Luke und wartete, bis die Jungen ihr Versteck bezogen hatten. Ute arrangierte die Kerzen im Sechseck um die Luke und zündete sie an, stieg auf die Leiter, so dass eben noch Schultern und Kopf hervorsahen, schob das Heu über die Flammen und war überrascht, wie schnell es Feuer fing. Schon brannten die kleinen blonden Härchen auf ihrem Arm, gerade noch konnte sie die Sprossen hinabrutschen.
    Als sie die Scheune verließ, hörte sie es prasseln, dazwischen Stimmen, erst ungläubig, dann aufgeregt und immer schriller. Sie nahm den kleinen Pfad entlang der Rückseite des Gebäudes, rannte über den Acker nach Westen, wo hinter dem Wald die Sonne unterging, schob sich zwischen die Äste der Tannen und hielt inne. Drehte sich um, ganz langsam: Das Dach stand in Flammen. Ein beißender Rauch zog zu ihr hinüber, mit dem Ostwind, der das Feuer anfachte.
    Kurze Zeit später hörte sie die Sirene der Feuerwehr, dann bogen zwei Löschfahrzeuge und ein Leiterwagen auf den Hof, wo der Bauer wartete, hilflos gestikulierend. Die Bäuerin daneben stumm, die Hände vor das Gesicht geschlagen, drei kleine Mädchen an ihrer Seite, die Augen weit aufgerissen. Die Feuerwehrleute schlossen die Pumpen an, dann schoss das Wasser aus den Schläuchen, doch es verdampfte schon in der Luft, so heiß loderten die Flammen. Die Bäuerin ließ die Hände sinken, wandte den Kopf nach ihren Kindern, hob suchend den Blick, eines fehlte. Ihre Augen fielen auf die Scheune, der Mund öffnete sich kreisrund zu einem stummen Schrei, sie hatte begriffen.
    Ute wandte sich ab, ruhig jetzt, streifte durch das Gehölz Richtung Westen, wo die Sonne untergegangen war. Sie fand ihren Weg, der Himmel leuchtete noch lange. Ihren Arm verbarg sie einige Tage, bis die versengten Härchen nachgewachsen waren.
    Stumm lauschte sie den Erzählungen der Großmutter, drei verbrannte Kinderleichen habe man geborgen, die Kinder hätten wohl gezündelt. Der Bäuerin habe es das Herz gebrochen, über Nacht sei sie grau geworden, der Bauer aber sei rasend, immer wieder hatte er seinem Sohn eingeschärft, in der Scheune sei offenes Feuer verboten, er glaube, es gebe im Dorf einen Feuerteufel.
    Man befragte den Trottel, doch der
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