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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben
Autoren: Stefan Holtkötter
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sagte er. »Ich bin völlig sicher. Wir haben nämlich ein
Geständnis. Es steht außer Frage, dass Christoph den Mord begangen hat.«
    »Er hat gestanden?« Überraschen und Erleichterung machten sich in
seinem Gesicht breit. »Dann besteht kein Zweifel?«
    »Nein, nicht der geringste.«
    »Meine Güte, da bin ich aber beruhigt!«
    »Beruhigt?«, fragte Hambrock.
    Der Bauer geriet ins Stottern. »Nun ja … ähm, weil dann der
Mordfall jetzt gelöst ist. Das wurde auch Zeit.«
    Hambrock legte das Geschirrtuch auf die Anrichte. Er lächelte ihn
freundlich an.
    »Wissen Sie eigentlich, dass ich Ihren Sohn eine Zeit lang in
Verdacht hatte? Nein, wirklich. Ich hatte erwogen, dass Bertolt Sandra ermordet
haben könnte. Ist das nicht zum Lachen? Seien Sie mir nicht böse.«
    Lütke-Brünings Mundwinkel zuckten nervös. Er rang sich ein Lächeln
ab.
    »Das macht doch nichts«, sagte er. »Zum Glück haben wir diese
Geschichte ja jetzt hinter uns.«
    Hambrock ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Ja, zum Glück.«
    Hätte Lütke-Brüning nicht fragen müssen, weshalb er auf die Idee
gekommen war, seinen Sohn zu verdächtigen? Er hätte nämlich gar keine Antwort
darauf gehabt. Was sich jetzt natürlich schlagartig änderte.
    Hambrock dachte fieberhaft über das nach, was Klara ihm über die
jungen Leute in Birkenkotten erzählt hatte. Und dann fiel es ihm wieder ein.
    Er deutete auf den Abwasch.
    »Und Sie denken, ich sollte wirklich den Rest jemand anders machen
lassen?«
    Der Bauer sah ihn irritiert an. »Ja … natürlich. Margit Burtrup wird sich
sicherlich darum kümmern.«
    Hambrock trocknete sich die Hände ab.
    »Also gut. Dann werde ich mal zu den jungen Leuten gehen.«
    Er schenkte Lütke-Brüning ein Lächeln, und ohne eine weitere
Reaktion abzuwarten, nahm er seine Kerze und verließ die Küche ebenfalls durch
die Tür, die zum Hof führte.
    Er beeilte sich. Seine Gedanken rasten. Er musste mit Marc Tenholte
sprechen, mit Linas Freund. Er erinnerte sich an das, was Klara ihm über Marc
gesagt hatte, als er sie über die Birkenkottener Landjugend ausgefragt hatte.
»Wenn sich irgendwo in Birkenkotten ein Techtelmechtel anbahnt, dann
durchschaut der das immer als Erster. Glauben Sie mir, der hat für so etwas
einen sechsten Sinn. Vor dem kann man nichts geheim halten.«
    Hambrock lief an den Kuhställen vorbei und stürmte in den Vorraum,
der zum Hof führte. Zu seiner Überraschung stand auf einem Steinvorsprung eine
Petroleumlampe. Bierfässer lagerten im Raum, und jemand rollte im Schein der
Lampe eines heraus.
    Es war Marc Tenholte. Hambrock hatte nicht damit gerechnet, ihn so
schnell zu finden.
    »Herr Kommissar?«, sagte Marc überrascht. »Suchen Sie etwas?«
    »Ich … ähm, ich dachte, ich hätte Feuer gesehen.
Aber das war nur Ihre Petroleumlampe.«
    Marc runzelte zwar die Stirn, doch er kaufte ihm die Ausrede ab.
    »Kann ich vielleicht helfen?«, erkundigte sich Hambrock.
    »Nein, danke. Das Fass rollt man am besten alleine.«
    Hambrock lehnte sich gegen die unverputzte Wand und beobachtete, wie
er es mühsam zum Ausgang rollte.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Bitte. Nur raus damit.«
    »Sie waren früher mit Martin Probst gut befreundet, nicht wahr?«
    Marc stellte das Bierfass hin und klopfte sich die Hände ab. Er sah
Hambrock interessiert an.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Ich habe gehört, Sie beide haben Fußball im Verein gespielt, und
auch sonst haben Sie viel Zeit miteinander verbracht. Wahrscheinlich kennen Sie
Martin besser als die meisten hier.«
    »Kenne ich ihn denn überhaupt? Im Grunde habe ich keine Ahnung, wer
er ist. Als damals diese Sachen ans Tageslicht gekommen sind, da hätte ich
nicht mehr behauptet, dass ich ihn gut kenne.«
    »Vielleicht können Sie mir trotzdem weiterhelfen. Mir fehlt immer
noch ein Motiv. Sollte Martin Probst der Mörder von Sandra Hahnenkamp sein,
müsste er ein Motiv gehabt haben. Etwas, das vielleicht in seiner Beziehung zu
Sandra verborgen liegt.«
    »Er ist ein Sexualstraftäter. Das ist doch Motiv genug für
Vergewaltigung und Mord, oder irre ich mich?«
    Hambrock ignorierte den Einwand. »Hat er früher einmal versucht,
sich Sandra sexuell zu nähern? War er vielleicht verliebt in sie?«
    Marc lachte schallend. »Nein, überhaupt nicht. Da sind Sie echt auf
dem Holzweg. Das waren einfach Kumpel. Mehr nicht. Aber was spielt das für eine
Rolle?«
    Marc Tenholte verschränkte mit einem süffisanten Grinsen die Arme.
»Andererseits war Martin wohl der
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