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Schneekuesse

Schneekuesse

Titel: Schneekuesse
Autoren: Gaby Hoffmann
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kann dir nicht versprechen, dass sie dich aufnehmen. Sie müssen dich mögen“, meinte Sandra und bezahlte die Rechnung.
     
     
    Detective Bogdanovic
     
    Detective Bogdanovic hyperventilierte. „Jane, checken Sie sämtlichen Umgang von dieser Lou Watson! Vielleicht haben irgendwelche Bekannten zu einem Zeitpunkt Kontakt mit ihrer Tochter gehabt.“
    Als Jane aus der Tür hinauseilen wollte, bellte er noch hinterher: „Und natürlich alles, was die angebliche Pflegefamilie des Mädchens betrifft. Nehmen Sie Kontakt mit den Kollegen in L.A. auf!“
    Mit der linken Hand fuhr der Detective auf einem vergrößerten Straßenatlas von Maryville die eingezeichneten Etablissements entlang, die in der Vergangenheit aufgeflogen waren, weil sie minderjährige Prostituierte beschäftigt hatten, und markierte einige für eine großangelegte Razzia. Mit der rechten Hand hielt er den Telefonhörer und erteilte seinem Kollegen Ross weitere Anweisungen.
    Bogdanovic schielte zu seiner Gummibärchentüte, die halbleer am anderen Ende seines Büros auf der Fensterbank neben einer Zimmerpalme lag. Er hatte einen trockenen Mund, weil er eine halbe Stunde lang auf den Redakteur einer Tageszeitung eingequatscht hatte, der unbedingt ein Foto der vermissten Cindy, das ihm diese dämliche Mutter gebracht hatte, veröffentlichen wollte. Natürlich mit einem satten Polizeistatement als Kommentar. Eine hirnrissige Idee! Bei dem Foto handelte es sich um ein unscharfes Kinderfoto, auf dem niemand das junge Mädchen wieder erkennen würde. Der Effekt wäre gleich null, das Risiko der Beunruhigung bei den Bürgern jedoch hoch, weil die Polizei noch keine Spur hatte. Und vorzeitige Panikmache in der Bevölkerung schadete seiner Arbeit, das wusste Bogdanovic von anderen weitaus wichtigeren Fällen, mit denen er sich in der Vergangenheit beschäftigt hatte. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Presse zu besänftigen, sie quasi in den Schlaf zu lullen, damit die Ermittlungen nicht gefährdet wurden.
    Bogdanovic war kein Mann vieler Worte, liebte keine Kriechereien und Schleimereien. Er sagte lieber laut, was er dachte und rannte im Zweifelsfall mit dem Kopf durch die Wand. Aber in punkto Öffentlichkeit musste er sich zusammennehmen und oft mit gespaltener Zunge reden. Kooperation war wichtig, die Presseheinis tippten auf losen Tastaturen, die ihnen manchmal entgleisten. Ein Wort zu viel konnte fatale Auswirkungen haben. Als junger unerfahrener Cop hatte er das zu spüren bekommen, und sein damaliger Vorgesetzter hatte ihn nach allen Regeln der Kunst zusammengestaucht.
    Inzwischen genoss Bogdanovic einiges Ansehen, auch in der Presse, er hatte einen aufsehenerregenden Banküberfall aufgeklärt, eine Reihe von Trickbetrügern dingfest gemacht und den Mörder eines reichen Geschäftsmannes verhaftet. Diese Erfolge waren ihm eigentlich Belohnung genug, er war nicht unbedingt begeistert gewesen, sein Konterfei in sämtlichen Gazetten abgelichtet zu sehen oder im Blitzlichtgewitter, eingezwängt in einen unbequemen, dunklen Anzug, der über seinem breiten Kreuz mächtig spannte, diverse Ehrungen entgegenzunehmen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er einen ruhigen Feierabend in seinem Cottage an der Küste verbracht und sich am nächsten Morgen mit einem neuen Fall beschäftigt. Aber es ging ja nie nach ihm ... Und diese Recherche nach vermissten jungen Mädchen war eigentlich keine richtige handfeste Angelegenheit mit kriminellen Konstanten für einen echten Vollblutpolizisten.
     
     
     
    Kapitel 3
     
     
    Jill
     
    Das Taxi fuhr den Seaside Drive entlang. Je weiter sie sich vom Stadtzentrum entfernten, umso beschaulicher wurde die Umgebung. Die farbenfroh gestrichenen Ferienhäuser und die noch bunteren Sonnenschirme, die das lebhafte Strandleben behüteten, als müssten sie dafür sorgen, dass es zwar heiter, aber keineswegs unzivilisiert zuging, machten gelben Cottages und weißen Steinhäusern Platz. Das war das alte Maryville, von dem Emma gesprochen hatte.
    Die geharkten Kieswege inmitten liebevoll angelegter Blumenbeete und grüner Rasenrondeele, auf denen alte Frauen und Männer auf weißgestrichenen Holzstühlen in die Sonne blinzelten, erinnerte Jill an ihre beschauliche Heimatstadt Rosewood. Der Seaside Drive büßte sein Hightech-Feeling ein und glich immer mehr einer Landstraße. Die Häuser wurden weniger, die Küste felsiger, die Touristen verschwanden.
    Das Taxi stoppte vor einem ungewöhnlich hohen Steinhaus, das mindestens drei
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