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Schneekuesse

Schneekuesse

Titel: Schneekuesse
Autoren: Gaby Hoffmann
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durch den Kopf. „Blitzschnell“ ist ihr Markenzeichen. Für langsames Getue hat sie keine Zeit. Deswegen fällt sie der alten Schneider barsch ins Wort: „Ja, was gibt´s?“
    Linda Schneider zieht erschrocken den grauhaarigen Kopf aus dem Türrahmen zurück. Nettys Gestalt im dunklen Wintermantel mit Eierhandtuch um den Hals und Vase schwingend, macht ihr Angst. Und im Hintergrund noch der nasse, wutrote Kopf des Kleinen, der sie erwartungsvoll anblinzelt. „Äh ... Ich wollte ...“
    „Was wollten Sie?“
    Linda atmet tief durch. Jetzt bloß nicht stottern! Diese Frau ist so selbstsicher, so verdammt selbstsicher. Und sie ist so verdammt unsicher. „Also, wir haben einen neuen Hausmeister. Er hat sich heute vorgestellt, bei Ihnen hat keiner aufgemacht. Er hat mich gebeten, Ihnen seine Telefonnummer zu geben.“
    „Her damit!“, entfährt es Netty. Die Schneider ist zwar die falsche Adresse, aber irgendwie muss der Frust raus. Nun bekommt ihn eben die Nachbarin ab. Muss diese Zimtziege aber auch dauernd wegen irgendwelcher Lappalien klingeln!
    Linda tastet fahrig in ihrer Rocktasche herum. Oh, sie hat die Visitenkarte des Hausmeisters bei sich auf dem Küchentisch liegen lassen. Wie peinlich! Und eigentlich stimmt es auch gar nicht. Der Hausmeister hat sie überhaupt nicht gebeten, seine Nummer weiterzugeben. Aber sie hätte so gerne mit jemandem geredet. Nur ein wenig an der Tür. Vielleicht hätte sie sich auch getraut, diese Frau Kästner auf einen Kaffee zu sich einzuladen. Oder die ganze Familie. Nun allerdings hat sie wieder mal das Gefühl, bloß ganz furchtbar zu stören. Sie zieht den Kopf ein, als habe sie Angst, Netty würde ihr gleich mit der Vase über den Schädel hauen. Böse genug sieht sie aus.
    „Also, wenn Sie die Nummer eines Tages gefunden haben, schmeißen Sie sie einfach in den Briefkasten!“ Netty deutet auf den Briefschlitz an der Wohnungstür. „Guten Abend, manche Leute haben noch etwas zu tun!“ Mit diesen Worten will Netty die Tür zuschlagen.
    Ein Luftzug nimmt ihr den Schwung. „Guten Abend, die Damen!“, ein junger Mann in Jeans und Anorak stürmt an ihnen vorbei die Treppen nach oben. Es raschelt, weil er einen großen Strauß roter Rosen in der linken Hand hält. Ein durchdringendes Aftershave schwebt hinter ihm her.
    Netty inhaliert den herben Geruch. Er ist attraktiv. Sportlich, hochgewachsen. Und jung! So jung! Sie weiß genau, wo er hin will: zu Hanna Knutzen. Die hübsche Studentin aus dem vierten Stock kann sich auf eine leidenschaftliche Nacht freuen, während sie sich mit rotznasigen Kleinkindern, eierbeschmierten Handtüchern und einem desinteressierten Ehemann abärgern darf. 
    Ein Räuspern von Linda holt Netty wieder in die Gegenwart, und sie beendet die Aktion des Türenzuschlagens. 
    Linda steht noch eine Minute mit hängendem Kopf vor der Tür. „Ich wollte doch nur ...“ Aber sie weiß selber nicht, warum sie das sagt und vor allem zu wem.
     
    Hannah guckt inzwischen noch rasch in den Spiegel. Peer ist im Anmarsch. Zum Glück muss er erst mal vier Stockwerke zurücklegen, bevor er ihre Wohnung erreicht. Genügend Zeit, um letzte Hand anzulegen. 
    Sie erinnert sich an Scarletts Trick aus „Vom Winde verweht“ und kneift sich gleichzeitig in beide Wangen, das wirkt besser als jedes Rouge. Sie schüttelt die langen schwarzen Haare über Kopf, dadurch fallen sie noch voluminöser. 
    In dem Moment klingelt es.
    Hannahs braune Augen strahlen mit ihren vollen Lippen um die Wette. Männer mögen strahlende Frauen. Und Peer ganz besonders. Er regt sich immer über mies gelaunte Zimtzicken an der Uni auf. 
    Hannah schiebt ihren Brustkorb mit dem imposanten Vorbau, den sie heute nur dürftig verpackt hat, nach vorne und öffnet die Tür.
    Peer fackelt nicht lange. Er verschmilzt direkt in der Wohnungstür mit ihren weichen Lippen, die ihn bereitwillig ansaugen, um sich danach zu öffnen, sodass sie seine kreisende Zunge aufnehmen können.
    Irgendwie gelingt es Hannah mit der anderen Hand, die Tür zu schließen. 
    „Die sind für dich!“, keucht Peer und legt den Strauß mit den roten Rosen auf der Kommode ab. 
    Noch im Flur fallen sie übereinander her. 
    Peer kämpft mit den Bändern des schwarzen Seidenwickeltops, um endlich an den ersehnten Inhalt zu gelangen. 
    Hannah dagegen müht sich mit der Gürtelschnalle von Peers Jeans ab, die sich im Bündchen seiner Unterhose verfangen hat. 
    Endlich sind beide am Ziel. 
    Peers Hände gleiten unter
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