Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneebraut

Schneebraut

Titel: Schneebraut
Autoren: Ragnar Jónasson
Vom Netzwerk:
würde und gegen ihn aussagen könnte.
    Tómas glaubte, nicht genug in der Hand zu haben, um einen Haftbefehl zu beantragen. Karl durfte am Ende des Verhörs wieder gehen, wurde aber angewiesen, im Dorf zu bleiben, falls die Polizei ihn nochmals kontaktieren musste.
    »Ich komme ja nicht weg, alle Wege sind verschlossen«, sagte er und ging dann in die Dunkelheit hinaus.

41. Kapitel
    Siglufjörður,
    Donnerstag, 22 . Januar 2009
    Fische.
    Alles konnte man bis zu den Fischen zurückführen.
    Wenn es keinen Fisch im Meer gäbe, wäre es niemandem in den Sinn gekommen, hierherzuziehen. Das erste Haus im Dorf wäre nie gebaut worden. Und dann wäre er selbst nie hierhergezogen. Im Moment wusste er nicht, ob er seinen Job behalten würde, außerdem drohte ihm jetzt auch noch eine Klage wegen Körperverletzung.
    Der verdammte Fisch.
    Ari hatte heute Nacht, total erschöpft und übermüdet, wie ein Stein geschlafen. Auf dem Weg zur Wache kam er bei der Bäckerei vorbei und kaufte sich Brötchen. Er fand, dass die Blicke aller Leute, die er in der Bäckerei und draußen auf der Straße traf, bedrückend und stechend waren – als ob alle über den Angriff von Kalli Bescheid wüssten. Er versuchte, ruhig zu atmen … selbstverständlich wussten nicht alle davon – er musste sich wieder orientieren, musste wieder auf den Boden kommen. Es handelte sich nicht um eine universale Verschwörung gegen ihn.
    »Hallo, Meister. Hast du gut geschlafen?«, fragte Tómas in freundlichem Ton.
    Ari nickte und schaute dann Hlynur an: »Du musst entschuldigen, wenn ich gestern etwas laut geworden bin.«
    »Laut? Ich glaube, in dem Fall kann man nicht von laut reden, wenn man das mit den Nachrichten aus dem Süden vergleicht«, sagte Hlynur. »Bei diesen Demonstrationen da unten brodelt es ganz schön, soviel ich verstanden habe, mussten unsere Kollegen dort gestern Nacht sogar Tränengas einsetzen.«
    »Das hat alles seinen Grund. Es gibt zum Glück nur wenige Demonstrationen hier bei uns«, sagte Tómas.
    »Ihr habt auch die goldigen Boomjahre verpasst, hast du das nicht kürzlich gesagt? Ihr hättet vielleicht damals auch mal demonstrieren müssen«, sagte Ari. »Habt ihr mit Kalli geredet gestern Abend?«
    »Ja, aber wir mussten ihn wieder laufen lassen … in der Zwischenzeit«, antwortete Tómas.
    Ari hatte das eigentlich erwartet, aber er erschrak dennoch ein bisschen. Er fand es unangenehm zu wissen, dass Karl frei herumlief.
    »Aber ich habe heute Morgen mit der Versicherungs-gesellschaft geredet«, sagte Tómas. »Ich habe ihnen mitgeteilt, dass der Fall wie ein Selbstmordversuch behandelt wird. Falls Linda stirbt, worauf leider vieles hindeutet, bekommt Kalli keine Krone. Immerhin gibt es zumindest in dem Fall ein klein wenig Gerechtigkeit.« Dann fügte er gut gelaunt hinzu: »Zudem habe ich heute Morgen mit den Kollegen in Akureyri geredet. Wir sind gelobt worden für die kompetende Ermittlung im Fall von Linda. Es wird keiner zu uns geschickt, um uns unter die Arme zu greifen, wie es ursprünglich geplant war, das braucht es jetzt nicht mehr, nach dem, wie sich die Sache entwickelt hat.«
    Ari hatte die Dokumente aus Dänemark am Abend vorher ausgedruckt und Tómas übergeben. Karl war damals wegen der Sache verhört worden – in den Protokollen stand zu lesen, dass der Ehemann die Leiche des Opfers am nächsten Morgen gefunden hatte; sie hatte bei der Haustür gelegen, mit zwei Stichwunden, die Frau war anscheinend direkt nach der zweiten Stichwunde verstorben. Der Mord war also immer noch nicht aufgeklärt.
    »Habt ihr Kalli wegen dieser Dänemarksache ausgefragt?«, fragte Ari.
    »Es gibt keine Möglichkeit, ihn wegen dieser alten Sache und was daraus geworden ist, einzusperren …« Die Stimme von Tómas war besonnen. »Keine neuen Beweisstücke – da spielt es keine Rolle, wie sicher du dir deiner Sache bist, Ari, was du glaubst, aus seinem Gesicht lesen zu können. Leider. Ich bin aber grundsätzlich überzeugt davon, dass du recht hast.«
    »Was ist mit der Mutter von Pálmi?«
    »Das ist eine gute Theorie von dir, sehr überzeugend … aber ich glaube nicht wirklich daran, dass er die Tat eines Tages auch zugeben wird. Er beantwortete gestern keine Fragen zu dem Fall. Er ist nicht der Typ Mensch, der bei Verhören klein beigibt – aber wir werden diesen Fall noch genauer ermitteln. Ich habe Hlynur darum gebeten, mit Sandra zu reden, mit ihr ein Protokoll wegen des Rattengifts zu erstellen …«
    Ari hob die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher