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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
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»Zieh die Schneeketten auf, Opa Menno!«
    Ich manschte Spinat unter den Kartoffelbrei. »Ihr wollt den Christbaum schlagen?« Das war jedes Jahr ein Fest; die gesamte Familie fuhr los, um in unserem Wäldchen den schönsten Baum auszusuchen. Mein Vater und Opa Menno sägten ihn ab, dann wurde er auf den Anhänger gehievt, hergefahren und im Wohnzimmer aufgestellt. Aber in diesem Jahr würde ich nicht dabei sein. Hausaufgaben taugten als Entschuldigung nicht, mir musste was Besseres einfallen. »Mama, mir ist gar nicht gut«, klagte ich. »Mir tut der Hals weh, und in meinem Magen grummelt es so komisch. Und das, wo ich doch so gerne mit euch den Baum aussuchen würde!«
    Omi Anni legte sofort ihre Hand auf meine Stirn. »Mir scheint, du bist ein bisschen warm.«
    »Mach den Mund auf und zeige mir deine Zunge«, befahl Großtante Katrin. Sahib krächzte Pfoten weg!
    Ich machte den Mund auf. »Hm. Eine Erkältung scheint es nicht zu sein.«
    Meine Mutter fühlte meinen Puls, Opa Menno runzelte die Stirn. »Kein Weihnachtsfest ohne ’ne Katastrophe«, meinte er. »Wenn’s nur eine Grippe ist, können wir von Glück sagen. Das heißt, wenn du uns nicht alle ansteckst, Katinka.«
    Das Ende vom Lied war, dass ich ins Bett geschickt wurde, Großtante Katrin eine Wärmflasche brachte und meine Mutter eine Kanne Fliedertee auf mein Nachtkästen stellte, die Läden schloss und mich ermahnte, mich bis morgen früh gesund zu schlafen.
    Eine halbe Stunde später hörte ich, wie der Traktor aus dem Hof tuckerte …

22. Dezember

I ch wartete ungeduldig, bis das Tuckern des alten Motors in der Ferne verklungen war, dann sprang ich aus dem Bett, zog den Pulli wieder über und rannte nach oben.
    »Die Luft ist rein«, rief ich schon an der Tür. »Alle sind weg, wir sind allein! Du kannst herunterkommen und dich bei mir aufwärmen, Flori!«
    Zuerst sammelten wir den Abfall ein, ich nahm den Korb, und Flori verschwand mit dem Nachttopf im Klo.
    Wir trafen uns in der Küche, wo ich die Reste des Mittagessens für ihn wärmte. Flori fiel wie ein heißhungriger Wolf drüber her. »Das war gut«, meinte er schließlich. »Und warm ist mir auch wieder.«
    Während ich die Spuren beseitigte, sprang ihm Daisy auf den Schoß. »Wie war das eigentlich heute Nacht?«, erkundigte ich mich.
    Er streichelte Daisy, bis sie wohlig die Augen schloss und leise schnurrte. »Katinka, ich musste ganz dringend. Schließlich habe ich mich mit der Taschenlampe heruntergeschlichen, aber das Klo habe ich nicht gefunden. Wie ich wieder auf der Treppe stand, ging plötzlich eine Tür auf und – « Flori lachte. »Ich dachte, mich laust der Affe! Da war auf einmal so ’ne Gestalt, die schrie, dass mir die Haare zu Berge standen!«
    »Das war Großtante Katrin; sie vermutete ein Gespenst ohne Kopf.«
    »Ohne Kopf? Na klar, ich hatte mir eine Decke umgeworfen.«
    »Bist du dann nochmals zurück?«
    »Ne, dazu hatte ich keinen Mut. Ich hab eine Büchse oder so was Ähnliches gesucht und den Nachttopf gefunden.«
    Weil bei uns immer alle Türen auf standen, hörten wir Sahib. »Wo bleibt mein Futter, faules Stück?« Flori sprang vom Stuhl. »Was war das? Ist doch jemand im Haus?«
    »Komm mit!« Ich nahm Daisy von seinem Schoß und zog ihn in Großtante Katrins Zimmer. »Das ist ein Beo; er heißt Sahib.«
    »Ihr könntet einen Zoo aufmachen, Katinka, ihr habt eine Katze, einen Hund und einen sprechenden Beo. Dazu jede Menge Mäuse auf dem Speicher.«
    »Ne. Das stimmt jetzt nicht, oder?«
    »Und ob. Ich habe sie gehört, hundert Pro!« Er druckste ein bisschen herum. »Zeigst du mir jetzt dein Zimmer?«
    Weil meine Mutter die Läden zugemacht hatte, war es schön dämmrig. Wir setzten uns auf die Fensterbank und küssten uns, als hätten wir uns seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Das war so schön, dass ich es bis zum Abend ausgehalten hätte. Leider wurden wir viel zu bald gestört. »Hallo?«, schrie jemand von unten.
    »O Gott, das ist meine Cousine Melli! Schnell, Flori, versteck dich!«
    Er rannte zur Tür. »Stopp! Auf den Speicher schaffst du es nicht mehr! Hier – ab in den Kleiderschrank!«
    Ich drückte gerade die Tür zu, als ich hörte, dass Melli vor meinem Zimmer stehen blieb. »Katinka, wie geht es dir? Schläfst du?«
    Ich stieß die Schuhe unters Bett, warf den Pulli zu Boden und schlüpfte in die Federn. »W…was ist?«, mimte ich die Schlaftrunkene. »Wer ist da?«
    »Deine Cousine Melli. Ich habe deine Familie getroffen; deine Mutter
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