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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman
Autoren: Sabine Trinkaus
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sie am meisten hasste – Louis oder Wörner oder sich selbst, und wen sie vermisste und wer schuld war, und möglicherweise würden ihre Gedanken nie wieder aufhören, wie Gummigeschosse durch ihren Kopf zu rasen, schmerzhaft anzustoßen an den Rest Vernunft, der sich heulend in einer Ecke zusammenkauerte.
    Sie schloss die Augen. Fiel fast um, als Sophie sich abrupt von ihr losmachte und mit einem Quieken davonrannte. Sie öffnete die Augen wieder, glaubte nicht wirklich, was sie sah.
    Da war er. Da war Wörner, er hatte Louis auf dem Arm. Er lächelte den Feuerwehrmann, der neben ihm stand, ein wenig zittrig an. Der beschimpfte ihn wüst, während ein Kollege ihm Stefanie aus den Armen nahm und auf eine Trage legte. Ein Sanitäter drückte ihr eine Sauerstoffmaske auf Nase und Mund.
    Es schien Stunden zu dauern, bis sie ihn erreichte.
    Wörner lächelte sie an und reichte ihr Louis. »Der kleine Scheißer hat gekläfft wie blöd. Er hat mich gebissen. Er ist außer sich vor Angst. Aber er ist dageblieben. Er ist bei Stefanie geblieben. Sie lag hinten im Hof, sie muss durchs Küchenfenster geklettert und gesprungen sein. Sie wollte wohl durch den Garten, aber sie hat es nur bis zum Durchgang geschafft. Hätte Louis nicht so ein Theater gemacht, ich hätte sie nie so schnell gefunden.«
    »Sie sind ein derartiger Vollpfosten«, unterbrach der Feuerwehrmann. »Ein komplett gehirnamputierter Trottel, und ich würde Ihnen am liebsten eine reinhauen. Sie hätten tot sein können und ich auch und …«
    »Und du bist wirklich unfassbar«, schloss sich Britta der Tirade an. »Was hast du dir dabei gedacht? Was bildest du dir denn ein? Sehe ich aus, als würde ich so was brauchen? Wie alt bist du eigentlich, Wörner?«
    »Nicht zu glauben«, keifte auch Sophie los. »Ich hab dich für einen erfahrenen und besonnenen Polizisten gehalten. Ich hab mich sicher gefühlt mit dir, und dann …«
    »Sie können vielleicht mal die Klappe halten«, fauchte Britta, die am Rande zur Kenntnis nahm, dass die Schwesternschaft der geteilten Sorge gewichen war. »Auch wenn sie völlig recht hat«, wandte sie sich wieder an Wörner. »Herrgott, ich glaube das einfach nicht …«
    »Vielleicht sollte er sich jetzt erst mal hinlegen«, unterbrach ein Sanitäter und packte Wörner am Arm. »Wissen Sie, er hat gerade einer Frau und einem Köter das Leben gerettet. Es wäre schade, wenn er jetzt noch hopsgeht.« Er warf Britta und Sophie einen strengen Blick zu.
    »Na toll!«, fuhr Britta ihn an. »Das ist mal wieder absolut typisch. Wenn Frauen berechtigte Kritik anbringen, dann werden alle Männer Brüder!« Eigentlich wollte sie jetzt aufhören. Eigentlich war ihr durchaus klar, dass das kein guter Moment war, Wörner anzukeifen. Allerdings war ihr auch klar, dass sie sich heulend an seinen Hals schmeißen und ihm ewige Liebe und Treue schwören würde, wenn sie damit aufhörte. Sie umklammerte Louis, der schrecklich nach Rauch stank, ein wenig fester. Der fiepte protestierend, leckte ihr dann aber mit der nassen Zunge durchs Gesicht.
    Der Sanitäter nötigte Wörner mit sanfter Gewalt auf die Trage und reichte ihm eine Sauerstoffmaske. Wörner hustete, drückte sie dann folgsam auf Mund und Nase.
    »Wir sind noch nicht fertig, mein Lieber, darüber werden wir noch reden«, zischte Sophie.
    »Und wie wir das werden«, fiel Britta ein, die das anmaßende Schimpfen von Sophie immer mehr ärgerte. »Und außerdem siehst du total kacke aus mit den angekohlten Haaren, du hast quasi keine Augenbrauen mehr …«
    Durch Wörners Körper ging ein krampfartiges Zucken. Er griff nach der Hand des Sanitäters, der gerade mit dem Blutdruckmessgerät herumfummelte. Der Mann wandte sich alarmiert zu ihm um.
    »Alles in Ordnung?«
    Wörner hob die Sauerstoffmaske.
    »Schaffen Sie die weg«, krächzte er und hustete wieder. »Ich flehe Sie an, wenn Sie mein Leben retten wollen, dann schaffen Sie die Scheißweiber hier weg!«

SECHSUNDZWANZIG
    Maxi saß an Elsas Bett und lauschte dem monotonen Piepen der Geräte. Sie versuchte, nicht dankbar dafür zu sein, dass ihre Schwiegermutter im künstlichen Koma lag. Nicht zu hoffen, dass sie sich vielleicht nie wieder erholen würde.
    Sie war krank. Nicht nur körperlich.
    Das war ein Gedanke, den sie zulassen, an den sie sich klammern konnte. Elsas Geist war krank. Deshalb hatte sie ihren eigenen Sohn umgebracht.
    Anfangs war sie immer wieder aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Sie hatte geredet, und das, was sie sagte,
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