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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman
Autoren: Sabine Trinkaus
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sonderbar war an Gang und Haltung. Erst als sie näher kam, begriff er, was er da sah.
    Pollux kläffte kurz, winselte dann. »Ruhig, mein Dicker«, murmelte Jupp. Und war nicht sicher, ob er mit dem Hund oder mit sich selbst sprach.
    Die Männer sahen unheimlich aus in den Schutzanzügen und Atemmasken. Unheimlich und riesig, jedenfalls so lange, bis sie durch das eingerissene Tor in die Flammen liefen.
    Es war entsetzlich laut, Motorengeräusche und das Brummen der Pumpen. Ein Korb wurde seitlich am Haus nach oben gefahren, Wasser auf das qualmende Dach mit den einzelnen Feuerlöchern gepumpt. Ziegel rutschten ab, und in diesem Moment ging die Zeder, die neben dem Hof stand, mit einem lauten Fauchen in Flammen auf. Für Minuten glich sie einer gigantischen Fackel.
    Immer mehr Rauch drang von überall aus den Gebäuden.
    Britta fühlte Margots Hand auf ihrer Schulter. Sie konnte nicht sprechen, konnte nur dastehen und hypnotisiert in die Flammen blicken. Es schien mit jeder Sekunde heißer zu werden, die Schaulustigen wichen langsam in Richtung Kirche zurück.
    »Da.« Margot zeigte auf das Tor. Einer der Feuerwehrmänner manifestierte sich im Rauch, er trug einen Menschen aus den Flammen.
    »Anna?« Till klang eher erstaunt als erschrocken. »Um Gottes willen, das ist Anna, was macht denn Anna da?«
    Der zweite Feuerwehrmann erschien, zerrte einen taumelnden Norbert hinter sich her. Till folgte ihnen in Richtung Rettungswagen, zu dem sie gebracht wurden.
    Britta atmete tief durch, bereute das umgehend, denn der Rauch schmerzte in ihrem Hals. Trotzdem schien genug Sauerstoff vorhanden zu sein, um ihr stockendes Gehirn in Bewegung zu setzen. Sie packte den Feuerwehrmann, der neben ihr stand, am Ärmel.
    »Noch jemand!«, kreischte sie. »Es ist noch eine Frau drin!«
    »Warum haben Sie das nicht vorher gesagt, verdammt?«
    Weil ich keine Ahnung hatte, wollte Britta schreien, aber das ging nicht, denn alles, was sie zustande brachte, war ein Wimmern. Der Feuerwehrmann rannte zu seinen Kollegen, brüllte etwas. Britta starrte wieder in die Flammen.
    Und dann sah sie ihn. Hinter den Flammen, die an den Wänden des Vorbaus leckten, zeichneten sich Schatten ab. Ein großer und ein kleinerer Schatten, im Hof, inmitten der brennenden Gebäudeteile. »Da …« Sie streckte den Arm aus, deutete auf das, was möglicherweise nur eine Sinnestäuschung war.
    Ein Jaulen ertönte, und dann schoss etwas auf sie zu. Karl, es war die alte Dogge, brach panisch durch die Flammen. Sein Fell qualmte, es stank entsetzlich. Aus der Menge hörte man Schreie, als der Hund sich mit einem Satz aus dem Feuer rettete. Ein Feuerwehrmann packte geistesgegenwärtig nach ihm, ein zweiter warf eine Decke über den Rücken, schlug mit den Handschuhen auf das um sich schnappende Tier ein.
    »Bist du bescheuert?« Sophies keifendes Organ drang an Brittas Ohr. Sie schaute sich um, sah die Kreischende in unwürdiger Position. Wie ein Äffchen war sie auf Wörners Rücken gesprungen, umklammerte seinen Hals. »Du spinnst wohl! Du kannst dich doch für den Köter nicht zum Helden machen, das ist …«
    Wörner befreite sich aus dem Griff.
    »Das lasse ich nicht zu, das dulde ich nicht!«, kreischte Sophie, und ausnahmsweise war Britta mit ihr ganz und gar einer Meinung. Das allerdings nutzte nichts, denn Wörner rannte los, rannte mitten in die Hölle.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Jupp nahm zur Kenntnis, dass seine Stimme kläglich klang. Er gab sich Mühe, sie nicht anzustarren. Es war vermutlich nicht so schlimm, wie es aussah, dachte er verzweifelt, obwohl er wusste, dass das schon wieder so eine Situation war, in der es eben doch so schlimm war, ganz genauso schlimm, wie es aussah.
    Sein Blick mied instinktiv die Hände und die Arme, die Stellen an der Brust, an denen das, was einmal eine Bluse aus Kunstfaser gewesen war, eins geworden war mit roter, geplatzter Haut. Er versuchte, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, obwohl auch da die Haut rot war und erste Blasen warf. Glasige, unheimliche Augen sahen ihn an.
    Er riss sich zusammen. Das da war ein Mensch. Ein schwer verletzter Mensch.
    Sie hustete. »Danke, alles bestens«, sagte sie. Bizarr, dachte Jupp, als sie sich mit der Hand über die Stirn fuhr, dabei schwarze Spuren hinterließ. »Jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
    Pollux knurrte leise. Jupp zog an der Leine. Er schluckte. »Frau Nolden, ich bringe Sie zu einem Arzt. Ihre Arme … das sieht nicht gut aus, das sollte sich ein Arzt ansehen«,
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