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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman
Autoren: Sabine Trinkaus
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dann aber um und kam zu ihr. Er legte ihr die Frisbeescheibe zu Füßen wie eine Opfergabe und sah sie mit derart herzzerreißendem Blick an, dass sie lachen musste.
    »Na geh schon, Dickmops«, sagte sie. Das ließ Louis sich nicht zweimal sagen.
    Stefanie stellte ihm das Zaziki hin. »Das war großartig«, sagte sie. »Ihr zwei macht enorme Fortschritte.«
    »Ja, fein …«, krähte es aus dem Schatten. Dort hockte Agathe. »Feine Britta, oh, feines kleines Brittalein!«
    »Du kannst dir deinen Spott sparen«, versetzte die. »Du bist ja bloß neidisch.«
    Agathe tippte sich mit einem Finger an die Stirn, murmelte etwas von erwachsenen Menschen und unfassbar albernem Verhalten, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Laptop auf ihrem Schoß zuwandte.
    »Er ist wirklich ein außergewöhnlich schlaues Kerlchen«, fuhr Stefanie fort.
    »Krieg dich ein.« Britta grinste. Seit Louis Stefanie das Leben gerettet hatte, übertrieb sie es mit ihren Lobeshymnen. Natürlich war auch Britta stolz. Ein bisschen. Und heimlich. Natürlich war auch Wörner ein bisschen ein Held, denn obwohl sich Louis die Seele aus dem plumpen Leib gekläfft hatte, hätte er damit nichts retten können ohne Wörner. Das musste man ihm allerdings nicht ständig sagen. Zu viel Lob bekam Wörner gar nicht. Letztlich war auch Karl ein Held, er war erst geflohen, als sein Fell zu schmoren begonnen hatte. Britta sah sich bei dem Gedanken suchend um.
    »Karl schläft«, sagte Stefanie, lächelte ein wenig schief. »Er schläft fast nur noch. Es ist im Grunde unfassbar, dass er all das überlebt hat. In seinem Alter. Seit dem Brand …« Sie schüttelte den Kopf. Sie brachte es noch immer kaum über sich, über den Brand zu sprechen. Vom Hof war nur noch Schutt und Asche übrig. Die Versicherung würde den Schaden bezahlen. Aber das, was wirklich zerstört war, war mit Geld nicht wiederherzustellen. Und die Freude darüber, nicht gestorben und verbrannt zu sein, war vorhanden, half aber nicht über alles hinweg.
    »Doris sagt, ich muss mich darauf einstellen«, fuhr sie fort. »Er macht es nicht mehr ewig. Aber eine Weile wird er noch hier rumhängen, keine Sorge«, wandte sie sich an Louis, der mittlerweile das Zaziki vollständig verschlungen hatte und ein wenig ermattet wirkte. Sie ging in die Hocke und begann ihn zu kraulen.
    Sie hatte großes Glück gehabt. Genau wie Norbert und Anna. Eine leichte Rauchvergiftung, hier und da Verbrennungen, die allerdings schlimmer aussahen, als sie waren. Es lag eine grausame Ironie darin, dass die Einzige, die ernstlich zu Schaden gekommen war, Elsa Nolden war. Das Feuer, das sie gelegt hatte, hatte sich gegen sie gewandt. Ihr wahnsinniger Hass hatte sie am Ende selber vernichtet.
    All das wirkte weit weg, jetzt und hier, im Park am Gärtnerhaus, an diesem sonnigen und warmen Spätnachmittag. Die Idylle wurde von Agathes regelmäßigem Nörgeln und dem gelegentlichen Geschrei, das aus der Küche drang, in der Wörner, Till und Margot gemeinsam zu kochen versuchten, auf ein erträgliches Maß zurückgestutzt.
    Eben verließ Till das Haus, das Handy in der Hand. »Ich komme ja gleich wieder!«, brüllte er über die Schulter und rollte die Augen. »Die sind alle beide wahnsinnig«, erklärte er Britta und Stefanie. »Keifen sich da an, ob man Zucchini in Würfel oder in Scheiben schneidet. Ich meine – hallo? Ist Gemüse! Ist doch egal!«
    »Gemüse?« Agathe sah alarmiert auf. »Wie, Gemüse? Sag nicht, es gibt vegetarischen Scheiß! Würde mich nicht wundern, jetzt, wo wir alle unter die Tierfreunde gegangen sind. Ich ess nicht vegetarisch. Ich bin über neunzig. Ich brauche tierische Eiweiße und Fette!«
    »Keine Sorge«, sagte Till. »Es ist auch Fleisch da.« Er machte Anstalten, sich zu entfernen.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte Britta. »Isst du nicht mit?«
    »Bin gleich wieder da«, sagte er. »Ich muss nur schnell was erledigen …«
    »Ihr könntet euch auch mal nützlich machen.« Wörner war auf die Terrasse getreten, stellte einen Stapel Teller auf den Tisch. »Ich muss jetzt decken«, erklärte er maulig. »Margot denkt, sie kann alles allein! Aber sie wird sich wundern … Ich hab dir übrigens was mitgebracht.« Er lächelte Britta an. »Momentchen.« Er verschwand und kehrte kurz darauf mit einem Strauß Rosen wieder.
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Du hast mir Blumen gekauft?«
    »Ja … also, nein. Ich hab dir Blumen mitgebracht. Freust du dich?«
    »Du kaufst keine Blumen. Wo hast du die
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