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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
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dringend wissen, wo diese Waffen nun waren.
    »Sie kannten ihn kaum? Da habe ich aber was anderes gehört«, log Challis. »Ich habe gehört, dass Sie beide gute Kumpel waren. Haben Sie den Kontakt nach draußen hergestellt? Er hat den Papierkram gefälscht, um den Diebstahl von mehreren Waffen zu kaschieren, und Sie haben sie verscherbelt?«
    »Bestimmt nicht. Keine Waffen.«
    Mit anderen Worten, ja, er war vergangenes Jahr dabei erwischt worden, wie er mit gestohlener Ware hehlte, aber niemals würde er so etwas mit gestohlenen Handfeuerwaffen tun. »Und wer hat dann für ihn mit den Waffen gehandelt?«
    Lowry breitete die Arme aus. »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Wie geht es Ihrer Frau?«, fragte Challis.
    Lowry stutzte über diese Richtungsänderung. Er hatte kurz geschorenes Haar und fuhr sich nun mit einer Hand über die Stoppeln, so als wolle er seine Gedanken ordnen. »Wir haben uns getrennt.«
    Challis wusste das schon aus Lowrys Akte. Mrs. Lowry hatte letztes Jahr eine einstweilige Verfügung gegen ihren Gatten erwirkt, hatte sich später von ihm scheiden lassen und das Sorgerecht für die Kinder zugesprochen bekommen. Lowry hatte sich einer Organisation namens Fathers First angeschlossen und sich allseits unbeliebt gemacht. »Tut mir leid, das zu hören.«
    Lowry wurde rot. »Hören Sie, bin ich vielleicht verhaftet? Wollen Sie Anklage gegen mich erheben, oder was?«
    Challis lächelte humorlos. »Wir werden sehen«, sagte er. Dann ging er zu seinem Wagen zurück und hoffte inständig, die Karre würde ihn nicht blamieren, sondern anspringen, während Lowry ihn durch die Scheibe seines Ladens beobachtete.
     
    Das Polizeirevier hatte zwei Stockwerke. Büros, Zellen, Kantine und Befragungszimmer im Erdgeschoss, Besprechungszimmer, die Büros der CIU, der Crime Investigation Unit, und eine kleine Turnhalle im ersten Stock.
    Challis betrat das Revier durch die Hintertür und ging zu seinem Postfach im Flur hinter dem Empfang. Er griff hinein, zog einen Stapel Memos heraus und blätterte ihn durch.
    Den Großteil davon stopfte er in den überquellenden Papierkorb in der Nähe, doch beim Anblick eines Memos von Superintendent McQuarrie an alle höheren Dienstgrade hielt er zornig inne: Der Assistant Commissioner wird dieses Jahr ein paar schwierige Probleme zu klären haben . Es wird von Ihnen erwartet , ein ausgeglichenes Budget vorzulegen . Die finanziell kritische Lage in der Region in den Griff zu bekommen , stellt sich als überragende Aufgabe heraus . Jede Bestellung , jede einzelne Geldausgabe wird einer kritischen Überprüfung unterzogen .
    Challis hatte solche Budgetkürzungen schon mehrmals erlebt. Üblicherweise schoss dann der Papierverbrauch in die Höhe, die Flut an Dienstanweisungen nahm weiter zu, und die Gelder für Taschenlampenbatterien, Dolmetscher, Kugelschreiber, Reinigungsutensilien oder Anrufe per Handy versiegten. Noch ernster war die Anordnung, dass jeder Einheit die Nutzung der Dienste einer anderen Einheit in Rechnung gestellt werden konnte, der Zugang zu Telefonaufzeichnungen von Opfern und Verdächtigen war eingeschränkt worden, und das Budget für die Telefonüberwachung war äußerst begrenzt. Ausschusssitzungen brachten zur Verbrechensbekämpfung gar nichts, so sah Challis das.
    Er machte kehrt und ging zur Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte. »Hal«, unterbrach ihn eine Stimme.
    Challis drehte sich um. Senior Sergeant Kellock – ein Ochse von Mann und der Dienst habende Revierleiter – winkte ihn zu sich. Challis nickte zur Begrüßung und betrat Kellocks Büro. »Das hier ist für Sie abgegeben worden«, sagte Kellock.
    Es handelte sich um ein in braunes Papier gewickeltes Paket von der Größe einer Kiste Wein. Sehr gemischte Gefühle überkamen Challis, als er den Absender las: die Eltern seiner toten Frau. Er mochte sie, sie mochten ihn, aber er hatte versucht, sich von ihnen ein wenig zu distanzieren. »Danke«, murmelte er.
    »Kollege, wir sind kein Postschalter«, sagte Kellock.
    Challis wusste, dass das Paket beim Wachhabenden gelandet war. Abgesehen von reiner Neugier gab es keinen Grund, warum Kellock Anstoß daran nahm. Zutiefst erzürnt nahm Challis die Kiste und trug sie in den ersten Stock hinauf.
    Die Crime Investigation Unit war ein Großraumbüro voller Schreibtische, Aktenschränke, Telefone, Wandkarten und Computer. CIU Sergeant Ellen Destry hatte einen halben Tag frei. Scobie Sutton, einer der Detective Constables, hatte diesen
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