Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
Steyr-Karabiner und ein hochmodernes Nachtzielgerät, aber alles, was der Kerl von der Navy ihm verkaufen wollte, waren drei alte Brownings aus dem Lager, die zum Kadettentraining verwendet und nun nach und nach ausgemustert wurden. »Die kann ich im Papierkram untergehen lassen«, hatte sein Kumpel gesagt, »aber der neue Kram, keine Chance.«
    Vyner zog die Handschuhe aus und klappte die Sonnenblende runter, um sich im Schminkspiegel zu betrachten. Er hatte nichts zwischen den Zähnen hängen. Sein altvertrautes Gesicht sah ihn an. Er steckte seine Kappe ein und strich sich die Haare nach hinten.
    »Verdammte Scheiße!«, brüllte Gent und trat hart auf die Bremse, als der Commodore am oberen Ende der Zufahrt an die Straße kam. Der Wagen kam abrupt zum Halt, als plötzlich ein Taxi aus dem Nebel herangeschossen kam und im Bruchteil einer Sekunde wieder darin verschwand.

3
    Normalerweise begann Hal Challis den Tag mit einem Spaziergang in der Nähe seines Hauses, doch diesmal wollte er Raymond Lowry unvorbereitet erwischen und ihn nach den gestohlenen Gewehren befragen. Also zog er um halb sieben seinen Mantel an, nahm Brieftasche und Laptop und setzte sich hinter das Lenkrad seines Triumph. Fünf Minuten später versuchte er immer noch, ihn in Gang zu kriegen. Schließlich sprang der Motor an, hustete ein paarmal träge qualmend, und Challis notierte sich im Geiste, den Wagen bei der Werkstatt anzumelden, um ihn durchsehen und neu einstellen zu lassen.
    Er fuhr in Richtung Waterloo ostwärts durch Farmland. Die Nebelschleier, die von der See kamen, umstrichen ihn, hüllten die Eukalyptusbäume und Kiefern am Straßenrand ein und ließen das Universum schrumpfen. Nebelschleier, so als würde die Westernport Bay, die nun verschwunden, sonst aber als Streifen silbrigen Wassers in der Entfernung zu sehen war, Trauer tragen. Challis nahm an, dass dem wirklich so war. Letzte Nacht war es plötzlich bitterkalt geworden, die Kälte war in Kontakt mit dem Salzwasser gekommen, das noch immer warm war vom milden Herbst, und das Ergebnis war nun dieser dichte, alles verwandelnde Nebel. Challis wusste aus Erfahrung, dass er sich stundenlang über der Halbinsel halten konnte und eine Gefährdung für die Schifffahrt, die Schulbusse, Taxis und Pendler darstellte. Und für die Polizei. Challis war bei der Mordkommission, doch heute bedauerte er die Kollegen von der Verkehrspolizei. Irre überholten ihn mit über hundert Sachen und wurden wieder vom Nebel verschluckt. Sie waren sauer auf ihn, den Penner in seinem alten Triumph. Alt, schlechte Kompression, und die Heizung funktionierte auch nicht.
    Bald kam Challis zu einem Streifen offenen Landes neben einem Mangrovengürtel und schließlich zu den Reifenverkäufern, Tankstellen und Gebrauchtwagenhändlern, die die Außenbezirke von Waterloo sprenkelten. Neue, billig gebaute Häuser drängten sich zusammen und duckten sich kläglich unter dem Nebel. In den neuen Siedlungen war die Arbeitslosigkeit hoch, in der High Street standen Geschäfte leer, die Sozialarbeiter hatten jede Menge zu tun. Doch auf einem kleinen Hügel, von dem aus man die Stadt überblicken konnte, lag ein umzäuntes Viertel von millionenteuren Häusern mit Blick über die Westernport Bay.
    Waterloo war die größte Gemeinde auf dieser Seite der Halbinsel und wurde auf einer Seite von Farmland umschlossen und auf der anderen von Mangrovensümpfen und der Bucht. Drei Supermärkte, vier Banken, eine weiterführende Schule, ein paar staatliche und katholische Grundschulen, Leichtindustrie, eine Raffinerie auf der anderen Seite des Yachtclubs, eine Bibliothek, ein Freibad, eine Hand voll Pubs, vier Billigramschläden, mehrere leer stehende Ladenzeilen. Eine Stadt mit Problemen. Aber sie wuchs, und sie lag keine eineinviertel Stunden Fahrzeit von Melbourne entfernt.
    Challis bremste an einem Kreisverkehr und fuhr dann die High Street entlang zur Küste, wo er auf dem Weg zum Boardwalk, der sich durch die Mangroven schlängelte, am Schwimmzentrum und am Yachtclub vorbeikam. Dort stellte er den Wagen ab, stieg aus und ging eine Stunde lang spazieren. Die ausgetretenen Kiefernbohlen dämpften seine Schritte und ließen sie hohl klingen. Unter ihm lief das Gezeitenwasser ab, ein- oder zweimal spürte er einen starken Windstoß und hörte eine eilig warnende Klingel, und ein Radfahrer schoss vorbei, der viel zu schnell fuhr für einen schmalen Pfad bei diesem trübgrauen Licht.
    Halb acht. Challis blieb stehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher