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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Angelino einen Schritt zurück.
    – Was zum Teufel geht hier vor?
    – Wir ändern den Plan. Wir gehen nach Hause.
    – Du bist verrückt.
    – Ich gebe hier nicht die Befehle. Gehen wir.
    Der Mafioso spuckte auf den Boden. Pino Marino fragte sich, wie er den Befehl Stalins interpretieren sollte. Bring ihn zurück, wenn du es schaffst, hatte er gesagt. Aber wenn er sich wehrt, verpass ihm eine Kugel in die Stirn und lass die Leiche verschwinden. War das Ausspucken bereits ein „Sichwehren“? Einmal abgesehen davon, dass ihm das Ganze im Grunde egal war. Alles war ihm egal. Er ließ den Daumen über den Abzug gleiten. Der Mafioso wurde blass.
    – Warte, warte, lass uns reden. Er hat es dir befohlen, nicht wahr? Dieses riesengroße Arschloch! Warte, Freundchen, jetzt erzähl ich dir mal ’ne Geschichte …
    Stalin stand fünfzehn Meter hinter ihnen, im Schutz des Thema mit den Panzerscheiben. Er hatte es sich im letzten Augenblick anders überlegt. Er wollte dabei sein. Immerhin war es das Vorspiel zum Triumph. Und außerdem … lieber keinem vertrauen. Pino war zwar ein großartiger Kämpfer, aber auch Angelino durfte man nicht unterschätzen. Wenn etwas schieflief … und die Bombe explodierte … hätte es keine zweite Gelegenheit gegeben … aber bis jetzt schien alles nach Plan zu laufen. Pino mit der Waffe in der Hand, Angelino auf dem Rückzug. Aber warum blieb Pino jetzt stehen? Warum hörte er ihm so konzentriert zu? Was zum Teufel ging hier vor?
    Stalin setzte sich in Bewegung. Er lief auf die beiden zu, als der Schuss explodierte. Instinktiv warf er sich zu Boden, rollte ein paar Meter, und als er aufstand, hielt er seine kleine Kaliber 22 in der Hand.
    Der Mafioso hielt sich ein Bein und schrie vor Schmerz. Das Risiko, dass jemand kam, war sehr hoch! Sehr hoch! Und wo war Pino? Wohin war Pino verschwunden?
    Ein Auto raste vorbei, streifte ihn beinahe. Es war der Saab des Mafioso. Am Steuer Pino mit verbissenem Gesicht.
    Stalin stürzte sich auf Angelino.
4.
    Pino Marino raste mit zweihundert Sachen dahin. Die Tränen liefen ihm über die Wangen.
    Tränen der Hoffnung. Tränen der Wut.
    Auf der Höhe von Roncobilaccio tankte er und schüttete ein paar Tassen Kaffee hinunter. Er ging aufs Klo. Ein Stück weiter zerstörte er die Fernbedienung und warf die Teile aus dem Fenster.
    Er hatte den Mafioso verschont, weil er ihm in gewisser Weise das Leben zurückgegeben hatte.
    Und er hatte Stalin Rossetti verschont, weil er keine Zeit hatte, sich um ihn zu kümmern.
    Er musste so schnell wie möglich zu Valeria.
    Valeria war in Mailand.
    Er würde sie finden. Sie würden gemeinsam weggehen. Auf immer.
    Er verdankte Stalin Rossetti nichts.
    Er würde nicht mehr für ihn töten.
    Er musste Valeria zurückbekommen.
    Aber Stalin hatte sie ihm weggenommen.
    Er hätte ihn umbringen müssen.
    Aber er würde nicht mehr töten.
    Valeria. Valeria wartete irgendwo in Mailand auf ihn.
5.
    Einer wie Stalin Rossetti ist es gewohnt, viele Dinge gleichzeitig zu tun.
    Einem Mafioso notdürftig die zerschmetterte Kniescheibe versorgen. Weghören, wenn der Mafioso eine Litanei an Beschimpfungen und Drohungen ausspuckte. Du bist ein toter Mann … eine miese Ratte … Worte … Ihn daran erinnern, dass man ihn gewiss nicht aus Gründen der Menschlichkeit am Leben ließ, sondern weil es der
convenienza
entsprach. Ihn mit Schlafpulvern vollstopfen und ihm versichern, dass alles ein gutes Ende nehmen würde.
    Lass mich einfach arbeiten, du Trottel. Mit deiner Scheißbombe hätten wir nichts erreicht. Wenn wir es auf meine Weise tun, haben wir bereits gewonnen.
    Und der Kleine, der Kleine … vergiss den Kleinen! Wer kümmert sich um den Kleinen!
    Wir sind hier, um uns Italien unter den Nagel zu reißen!
    Eine halbe Stunde nach dem Telefongespräch kam Guercio zum Pratone an der Ostiense. Er kam auf einem halbkaputten Motorrad. Er war dreckig wie ein Penner und stank wie ein Penner. Stalin wartete auf der Schwelle der Baracke auf ihn. Er hielt die vier notdürftig zusammengeschraubten Balken auf, die als Tür fungierten, und forderte ihn auf, hineinzugehen.
    Als Guercio ihm den Rücken zukehrte, legte er ihm die Kaliber 22 an die Schläfe und drückte ab. Mit dem letzten Funken Bewusstsein dachte Guercio, dass es gerecht war. Er hatte gewusst, er würde bezahlen müssen.
    Stalin schleppte die Leiche ins Innere und schloss die Finger von Guercios rechter Hand um den Griff der Waffe. Dann rief er Scialoja an.
    Plötzlich war es nicht
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