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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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finden.
    Denn vom Spieltisch konnte er sich nicht fernhalten!
    Scialoja hatte das Unterholz seiner Informanten durchstöbert.
    Yanez war gefunden worden.
    Sie hatten ihn festgenommen und er hatte sich mit einem spöttischen Lächeln die Handschellen anlegen lassen. Sechs Stunden hatte er in einem schalldichten Raum durchgehalten. Camporesi hatte Scialoja drohen müssen, Anzeige gegen ihn zu erstatten, wenn er nicht aufhörte, Gewalt anzuwenden.
    Im Morgengrauen hatte sich Yanez eine Zigarette geben lassen und gebeten, unter vier Augen mit Scialoja zu reden.
    – Was bekomme ich, wenn ich rede?
    Scialoja hatte ihm die Freiheit versprochen. Camporesi hatte protestiert: Dazu hatte er kein Recht! Scialoja hatte ihm nur einen Blick zugeworfen. Camporesi hatte den Kopf gesenkt.
    Yanez hatte geplaudert.
    Es regnete noch immer. Der Senator ließ sich noch immer nicht blicken. Scialoja schluckte noch ein ANFO. Alles hatte zu Zeiten von Gladio begonnen. Einer Organisation, die von den Geheimdiensten gegründet worden war, um den Staat nach innen hin zu „schützen“. Im Falle der kommunistischen Machtübernahme hätte sie eingreifen sollen. Oder, wie viele behaupteten, auch im Falle eines Wahlsieges der Linken. Vecchio war einer ihrer Drahtzieher gewesen. Irgendwann hatte er beschlossen, dass Gladio nicht mehr ausreichte.
    Und hatte die Catena erfunden.
    Es funktionierte so: Während der zahlreichen Schulungen wurden einige der Gladio-Rekruten ausgesucht. Unter einem Vorwand entließ man sie. Wenn sie dann aufs Neue rekrutiert wurden, gehörten sie nicht mehr zu Gladio, sondern zur Catena.
    Catena. Ein Haufen Arschlöcher und Mörder. Catena. Vecchios SS. Vecchios Dreckstruppe.
    Stalin war der letzte aktive Kommandant der Catena gewesen.
    Nach dem Fall der Mauer hatte Vecchio den Organismus aufgelöst.
    Alle waren nach Hause gegangen. Alle mit Ausnahme von Stalin Rossetti, Yanez und noch einem, einem Gorilla namens „Guercio“.
    Stalin hatte ein Bündnis mit der Mafia geschlossen.
    Und mit Patrizia.
    Und Vecchio hatte ihm nie von ihm erzählt!
    Vecchio hatte auch als Toter noch gespielt.
    Divide et impera
.
    Senator Argenti tauchte an der Schwelle des schäbigen Kinosaals auf und kämpfte mit einem kleinen, zyklamenfarbenen Schirm, der sich nicht öffnen lassen wollte. Seine ungelenken Bewegungen hatten etwas Aufrichtiges und Altmodisches, das ihn rührte.
    Scialoja ging ihm entgegen, in dem Bewusstsein, die richtige Wahl getroffen zu haben.
3.
    Pino Marino parkte die Autobombe zwischen einem alten Fiat Uno und dem Lieferwagen eines Bäckers.
    Vom nahen Stadio Olimpico hörte man immer wieder das mal zornige, mal begeisterte Aufschreien der Fans.
    Angelino, der am Steuer des Saab saß, sah zu, wie der Junge unter der Motorhaube hantierte.
    Wahrscheinlich kontrollierte er den Kontakt, sagte er zu sich.
    Sie waren in der Nähe des G8-Tores. Das Spiel hatte gerade begonnen.
    In etwas mehr als eineinhalb Stunden würden die Fans aus dem Stadion strömen, sich in die Straßen rundherum ergießen.
    Die Autobombe war an einer dieser Straßen positioniert worden. Pino und Angelino parkten auf einer kleinen Piazza in hundert Metern Entfernung und würden die Bombe zünden, sobald sich die motorisierte Kolonne der Carabinieri auf den Heimweg begab.
    Es würde ein großes Blutbad geben.
    Zweihundert, fünfhundert, vielleicht tausend Anhänger und Fans.
    Il colpetto
.
    Das dachte Angelino Lo Mastro.
    Und er dachte: Der Kleine gefällt mir. Bei allem, was sein Chef ihm angetan hatte, besitzt er noch immer die Kraft weiterzumachen. Der Junge ist einer von der Sorte, die keine Angst vor dem Tod haben. Wäre der Junge nicht an einem falschen Ort zur Welt gekommen, könnte er einer von uns sein. Aber warum brauchte er so lange, um die Bombe zu überprüfen?
    Funktionierte etwas nicht?
    Er ließ seine Finger über den Nebensitz gleiten, auf der Suche nach dem tröstlichen Kontakt mit der Fernsteuerung.
    Keine Fernsteuerung.
    Er untersuchte den Rücksitz. Nichts.
    Der Junge hat sie mitgenommen. Aber warum?
    Was ging hier ab?
    Angelino stieg aus und ging zu dem Jungen.
    – Wie lange brauchst du noch?
    – Nur einen Augenblick.
    Angelino spähte dem Jungen über die Schulter. Das war ja nicht zu fassen! Alle Kabel durchgeschnitten … die Schachtel offen … das war ja … Sabotage! Der Junge war wohl durchgedreht! Angelino wollte den Revolver ziehen, doch der Junge war schneller. Mit dem Lauf der Halbautomatischen zwischen den Augen machte
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