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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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ich nach sieben Jahren des Theologiestudiums nicht draufhabe. Der Text, den sie mir dann vorlegt, handelt von den anderen, noch Blöderen ohne Botschaft, die ihr tagsüber so vor die Flinte laufen, von den Phraseologen und Schaumschlägern, von all den anderen, die eben keine Medienluschen sind. Auch von Obama. Obama rauf und Obama
runter. Sein Charisma und dass der doch Sponsoren hatte, dessen lockerer Art und seinem Internet. Obama-Saft, Obama-Kraft - ich kann es nicht mehr hören.
    Und zuvörderst spricht meine Gattin von der Idee. Der durchschlagenden Idee. Dem Neuen, anderen, echt Großen. Zum Beispiel davon, dass ich ab morgen überall verkünden möge: Sofort raus aus Afghanistan, rein nach Simbabwe, runter vom Fraktionsvorsitz oder rüber über die 5/10/20-%-Hürde.
    Dann, ja dann winke der Olymp. Da werde man aufmerksam. Dann würde sie auch tagsüber an mich denken. Mich sogar abfilmen lassen oder zum Interview bitten. In Berlin. Für Deutschland. Für die Welt. Noch suche ich nach dieser Idee, bitte um sachdienliche Hinweise, für die eine angemessene Belohnung ausgesetzt wird. Nixon ist tot, ich lebe: Die Presse ist mein Freund, Professor war ich mal und als Establishment gehe ich sogar in Dithmarschen durch.
     
     
    DER AUTOR
    Jörn Thießen (geb. 1961 in Kellinghusen) vertritt seinen Wahlkreis Steinburg/Dithmarschen-Süd/Segeberg-West seit Oktober 2005 im Deutschen Bundestag. Der ehemalige Pastor und Professor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr ist Mitglied des Landesvorstands der SPD Schleswig-Holstein und Sektenbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion. Er ist mit einer Journalistin verheiratet.

CARSTEN SCHNEIDER
    Die Generation Berlin wird erwachsen - Christoph Schwennicke
    Edelfeder - das ist wohl eine treffende Berufsbezeichnung für die Tätigkeit von Christoph Schwennicke. Der 43-Jährige ist seit Ende 2007 Reporter beim Spiegel . Dort kann er, abseits des Tagesgeschehens und des täglichen Andrucktermins der Tageszeitungen, wunderschöne Geschichten schreiben: Porträts, Hintergründiges, auch Schräges. Sein Arbeitsplatz ist so etwas wie der Olymp des Journalismus, selbst wenn man wie Schwennicke zuvor bereits als Chef des Berliner Hauptstadtbüros der Süddeutschen Zeitung gearbeitet hat.
     
    Mein erster Kontakt mit dem politischen Journalisten Christoph Schwennicke war eine Vermittlungsaktivität. Im Jahr 1998 war ich im Alter von 22 Jahren gerade als jüngster Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt worden. Aufgrund dieses »Exotenstatus« erfuhr ich damals eine relativ große öffentliche Aufmerksamkeit - von den RTL Nachrichten bis zur Harald Schmidt Show . Allerdings nicht von den seriösen Parlamentskorrespondenten, zu denen Schwennicke als Redakteur der Süddeutschen Zeitung zu rechnen war. Wahrscheinlich hat er mich damals so ernst genommen wie Marcel Reich-Ranicki die Pooth. Mein Bonner Bundestagsbüro teilte ich zu der Zeit mit dem Abgeordneten Christoph Matschie. Mit ihm wollte Schwennicke sprechen, als ich zur Überraschung unserer
gemeinsamen Sekretärin selbst ans Telefon ging. Ich vermute, Schwennicke interessierten Ablauf und Diskussion aus der SPD-Fraktionssitzung. Erst einige Jahre später, besonders seit ich im Jahr 2005 haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion wurde, bin auch ich in den Fokus von Christoph Schwennicke gerückt.
    Zu Beginn meiner Arbeit als Bundestagsabgeordneter war ich mit den jüngeren Journalisten noch sehr schnell »per Du«. Das hat sich beidseitig in den vergangenen Jahren geändert. Inzwischen ist mein Verhältnis zu Journalisten meist rein professioneller Natur. Denn Distanz macht die Zusammenarbeit leichter, es sei denn, man kennt sich wirklich schon lange. Bemerkenswert finde ich, dass mit jüngeren Journalisten nur selten gemeinsame politische Interessen oder Ziele auszumachen sind - denkbar wäre ja beispielsweise ein altersbedingtes gemeinsames Interesse an ausgeglichenen öffentlichen Haushalten oder an Zukunftsinvestitionen. Da habe ich mehr ältere Journalisten bei dem Versuch erlebt, eigene politische Überzeugungen zu verbreiten.
     
    Mit Christoph Schwennicke teile ich eine gemeinsame Leidenschaft, die auch in seinen Beiträgen des Öfteren eine Rolle spielt: das Angeln. Zuletzt verarbeitete er dieses Hobby im vergangenen Oktober in einem Kommentar für Spiegel Online . Am Beispiel der sich von Bundesland zu Bundesland unterscheidenden Schonzeiten für den Hecht prangerte er die Absurditäten des
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