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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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auch überziehen, wie die Bild -Zeitung an anderen Tagen.
    Wegen dieser Offenheit sind auch nur selten Treffen an konspirativen Orten erforderlich. Während in der Hauptstadt das Hinterzimmer als konspirativer Ort für Journalisten und Politiker dient, ist dies im Wahlkreis überhaupt nicht erforderlich. Während in der Hauptstadt »Unter Drei« gerne mit »Unter Eins« verwechselt wird, ist diese eigentlich sinnvolle Unterteilung im Wahlkreis überhaupt nicht notwendig. Denn trotz aller Zuspitzung ist die Vertrauensbasis häufig eine ganz andere. Die permanente Nähe in der Heimatstadt führt zu mehr Fairness und gegenseitigem Respekt.
    Zugleich ist die Offenheit des Ortes und des Wortes der beste Schutz. Ein Gespräch mit Pit Schneider am Waltroper Kiepenkerl lässt nur selten Verschwörungstheorien entstehen. Dass die dort besprochenen Dinge durchaus relevant sind, steht auf einem anderen Blatt. Manches wichtige wirkt auf den ersten Blick unspektakulär. Ob Berliner Journalisten wissen, wie ergiebig Volks- und Schützenfeste - übrigens für Politiker und Reporter gleichermaßen - sein können? Bei solchen Ereignissen journalistisch zu bestehen,
ist eine Kunst, die gelernt sein will. Die meisten Lokalredakteure haben dank ihrer Erfahrung und ihrer Ausdauer eine herausragende Fähigkeit: Sie wissen, dass Politik letztlich handfest und konkret ist. Und so schreiben sie es, und so vermitteln sie es auch ihren Lesern. Das ist Nähe zum Leser im besten Sinne.
    Eva Arndt, Peter Wulle, Thomas Fiekens, Ernst zur Nieden, Thomas Schmitt, Björn Korte, Markus Schwab, Pit Schneider oder Rüdiger Hagenbucher sind Meinungsmacher, die das Leben und das Denken der Bürger massiv beeinflussen.
     
    Somit ist eines klar: Die »Vierte Gewalt« besteht nicht in erster Linie aus den großen Namen, sondern es sind die Unbekannten, die Tag für Tag Meinung bilden. Und das gerade an dem Ort, an dem die eigenen Kinder getauft wurden, in den Kindergarten gehen und eingeschult werden sollen. Dabei bleibt trotzdem zu beachten, dass lokale News globale News werden können. Als beispielsweise der Weltstar Leonardo DiCaprio zum wiederholten Mal seine unlängst verstorbene, damals schwer erkrankte Großmutter in Oer-Erkenschwick besuchte, speiste er zunächst unerkannt bei einem Recklinghäuser Italiener. Es war der Lokalchef der Recklinghäuser Zeitung , Hermann Böckmann, der diesen Besuch - angefangen von der Speisenfolge bis zum obligatorischen Autogrammwunsch der Kellnerin - dokumentierte. Seine Recherche schaffte es in nahezu jede Zeitung der Welt. Einziger Wermutstropfen: Aus der ansehnlichen und gut sortierten, aber dennoch preiswerten Osteria wurde auf dem globalen Medienmarkt ein Edelitaliener.

     
     
    DER AUTOR
    Philipp Mißfelder (geb. 1979 in Gelsenkirchen) ist Bundesvorsitzender der Jungen Union und wurde 2005 im Wahlkreis 122 in den Deutschen Bundestag gewählt. Der studierte Historiker ist Mitglied im CDU-Präsidium und leitet gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden der Senioren-Union, Professor Dr. Otto Wulff, den Initiativkreis »Zusammenhalt der Generationen« der CDU.

CLAUDIAROTH
    Post an Wagner
    Lieber Franz Josef Wagner,
     
    eigentlich wollte ich ja dem lieben Gott schreiben, aber warum dem lieben Gott, wenn ich auch an Sie schreiben kann. Und ich will auch nicht so tun, als ob wir uns nur flüchtig kennen. Es stimmt, was gesagt wird: Es gab gemeinsame Sitzungen in einem Charlottenburger Lokal in unserer Nachbarschaft. Aber es stimmt auch: Das Rätsel im »Fall Wagner« hat sich für mich nicht gelöst. Die große Frage bleibt bestehen: Wie kann man beim Abendgespräch für neue Einsichten und Argumente durchaus zugänglich sein - und dann bei Tageslicht immer wieder so weit danebenliegen?
    So wie bei Ihrem Kellner Ali, dem Sie angeblich nicht mehr in die Augen sehen können, weil er ja auch ein Terrorist sein könnte, und der nun mit der Fama, die Sie ihm angehängt haben, leben muss. »Post von Wagner« kann sein wie ein Einschlag ins Leben, nur leider oft schlechter gezielt als beim Blitzeschleuderer Zeus.
    Die dunklen Themen Tod und Terror sind Dauerbrenner in Ihrer Kolumne, angefangen bei dem mit Schnaps »mordenden« Kneipenwirt, über die islamistische Terrorgefahr bis zur Frage der Freilassung ehemaliger RAF-Terroristen nach langer Haft, gegen die Sie heftig gekämpft haben. Eine Bitte, ausgesprochen nicht nur abends beim
Essen, sondern auf der Tagseite der Vernunft: Mord, Terror, schlimme Gewalttaten eignen sich
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