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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung
Autoren: Louis Begley
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doch nur, weilder seine zauberhafte Freundin mitbringt. Er findet dich schön. Das hat er mir gesagt. Ihm geht es wie allen. Schön und zum Verrücktwerden bezaubernd.
    Verarsch mich nicht, Schmidtie. Er hat mich eingeladen, weil er glaubt, ich bin deine Frau. Ach, nein, das ist es nicht. Er will mich, damit ich dort bediene!
    Wie viele Variationen dieses Themas haben sie schon durchgespielt. Wie »Greensleeves«, die Melodie, die dir immer wieder von neuem ins Ohr gesäuselt wird, wenn du beim Zahnarzt anrufst und von der Sprechstundenhilfe in die Warteschleife geschaltet wirst.
    Carrie, sagte er, so darfst du nicht denken. Du bist eine entzückende junge amerikanische Bürgerin. Wenn du wirklich die törichte Vorstellung hast, daß die Leute dich von oben herab behandeln, weil du mit einem alten Knacker lebst, der nicht dein Ehemann ist, dann laß uns das in Ordnung bringen. Bitte, gib dir einen Ruck, und schon wirst du die schöne, bezaubernde und rechtmäßige Mrs. Schmidtie Schmidt sein. Du mußt nur ja sagen. Meine Leute und ich werden uns um alles andere kümmern.
    Sie wandte die Augen ab. Eines Nachmittags vor fast zwei Jahren, kurz nachdem er sich von seinem Unfall erholt hatte, saßen sie draußen auf der hinteren Veranda, und er nahm ihre Hand und flüsterte: Bitte, werde meine Frau. Alles schien dafür zu sprechen. Bryan, ihr Teilzeitliebhaber, war aus dem Weg, auf schlaue Weise weggeschickt; er hatte den Auftrag, das Haus in Palm Beach, Schmidts Erbe, wiederherzurichten. Schmidt hatte den widerlichen Burschen sozusagen langfristig ausgelagert. Weder er noch Bryans Vorgänger, Mr. Wilson, würden wieder Hand an Carries Körper legen. Todsicher nicht, dachte Schmidt im Falle von Mr. Wilson mit Vorliebe, denn der war von der Windschutzscheibe an Schmidts Auto abgeprallt – ein Unfall mit Totalschaden.
    Sie hatte ihn einfach nur angestarrt, damals wie jetzt, aber er hatte seine Sache trotzdem weiter verfochten.
    Schau, alles paßt zusammen. Charlotte hat ihren Jon Riker. Sie sind verheiratet. Er hat sie zur ehrbaren Frau gemacht – seine Worte, nicht meine! Ich habe ihr Geld und Möbel und Silber aus meinem Haus gegeben. Alles, was sie will – zumindest vorläufig! Sie werden mir mehr und mehr entgleiten. Warum sollen wir dann nicht auch heiraten? Komm, manchmal denke ich sogar, du liebst mich. Vielleicht fast so sehr, wie du Mr. Wilson geliebt hast!
    Wie immer, wenn er aus Mangel an Takt oder aus Geschmacklosigkeit Mr. Wilson erwähnte oder wenn sie selbst von ihm anfing, traten ihr dicke Tränen in die Augen und rollten an der Nase entlang. Er trocknete sie mit Küssen.
    Mann, sagte sie, was ist bloß mit dir? Du weißt, ich liebe dich. Von Anfang an habe ich dich geliebt. Hey, zuerst mußte ich dir ja echt Gewalt antun! Ja, ich will mit dir leben. Aber heiraten kann ich dich nicht. Mensch, du bist über vierzig Jahre älter! Sogar deine Tochter ist älter als ich. Was passiert, wenn wir’s nicht mehr machen können? Soll ich dann vielleicht im Bett liegen und selber mit mir spielen, und du liest dein Buch dabei?
    Ich hoffe, das hat noch gute Weile, antwortete er. Weißt du noch, wie du mich gefragt hast, ob Leute einander lieben können, ohne es immer miteinander zu treiben? Ich habe dir erklärt, daß das geht. Sie gewöhnen sich daran, ihre Liebe ganz verschieden zu zeigen, einer verschafft dem anderen Lust.
    Wie denn? Mit Fingerficken? Danke vielmals, das hatte ich schon mal, mit Mr. Wilson, wenn er ihn nicht hochkriegen konnte, egal, was ich versuchte. Komm, Schmidtie, uns geht’s gut. Laß es doch einfach dabei.
    Sicher, er nahm sich vor, es dabei zu lassen, und sei esauch nur, um nicht daran erinnert zu werden, wie sehr sie im Recht war und welche Trostlosigkeit ihn in späteren Jahren erwartete, falls er nicht das Glück hatte, bald zu sterben. Aber das Thema drängte sich seltsam beharrlich auf, zum Beispiel wenn sie über Geld sprachen. Gleich nachdem sie zu ihm gezogen war, hatte er ihr erklärt – und seither wieder und wieder –, daß sie nicht als Kellnerin zu arbeiten brauchte; es würde ja ewig dauern, bis sie genug Geld fürs College gespart hätte. Natürlich wußte er, daß er übertrieb. Ihm ging es um mehr, nicht nur um den Zeitpunkt ihres College-Abschlusses. Er flehte sie an: Laß mich für deine Ausbildung bezahlen. Warum weigerst du dich, meine Hilfe anzunehmen? Ihre immer gleiche Antwort: Dann machst du aus mir eine, die dein Geld heiratet. Worauf er ebenso monoton
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