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Schmerzverliebt

Schmerzverliebt

Titel: Schmerzverliebt
Autoren: Kristina Dunker
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Conny.
    In dem Moment wird mir von der anderen Tischseite ein zusammengefalteter Zettel zugeschoben. »Hat der Fettwanst dich im Bett nicht erdrückt?«, steht in krakeliger Handschrift darauf.
    Ich schlucke. Einen Moment lang habe ich das Gefühl, als würde mir ein Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen. Von wegen Freundin! Was hat Conny da für einen Mist rumerzählt? Ich bin doch keine, die gleich mit jedem was anfängt! Im Gegenteil: Jeder weiß, dass ich stets das Mauerblümchen in der Klasse war, mit zwölf noch mit dicker Zahnspange, mit dreizehn noch mit dem Teddy gespielt und mit fünfzehn noch ungeküsst. Mit mir wollte doch von denen nie einer offiziell zusammen sein, nicht mal Lukas, den ich von der Akkordeonstunde kannte und mit dem ich immerhin zum ersten Mal geschlafen habe, selbst mit ihm hat es nur eine Party und eine Nacht gedauert, weil er anschließend behauptet hat, er wolle nicht seinen Erdkundelehrer als Schwiegervater haben und selber zur Streberleiche mutieren. Allerdings weiß ich mittlerweile genau, dass Lukas von vornherein kein großes Interesse an mir hatte. Wahrscheinlich hat er sich an jenem Abend nur auf mein Flirten eingelassen, weil er zu viel getrunken hatte. Oder er wollte vor den anderen angeben, jedes Mädchen rumzukriegen. Ja, ich traue ihm sogar zu, dass er gewettet hat, dass er es schaffen würde, mit mir ins Bett zu gehen. Conny hat das vehement bestritten, hat behauptet, ich hätte Komplexe oder zu viele Filme gesehen, hat mich getröstet und mir zugehört, als ich ihr später mein Herz ausgeschüttet habe. Obwohl ich ihr das schließlich geglaubt habe, schon weil meine Eltern mir auch oft vorhalten, ich sähe in allen Menschen nur das Schlechte, bin ich immer noch nicht ganz überzeugt.
    Wie auch immer, es ist eine Riesenunverschämtheit von ihr, mich jetzt so mit Sebastian aufzuziehen.
    Mit vor Wut zitternder Hand schiebe ich ihr den Zettel zu. Möge er in Flammen aufgehen und ihr die Hand verbrennen!
    »Oh, verdammt!« Conny läuft derart rot an, dass es aussieht, als würde sie gleich platzen. »Püppi, ich hab keinem was gesagt!«
    »Das war’s dann wohl mit unserer Freundschaft«, flüstere ich mit bebender Stimme.
    »Ich sag doch, ich war’s nicht!«, ruft Conny unvorsichtig, und die Wagner hört’s und wird richtig sauer.
    »Mach nur so weiter, Cornelia, klär deine privaten Probleme im Unterricht und du wirst auch morgen wieder deine übliche Zensur schreiben.«
    »Aber ich war’s doch nicht«, mault Conny trotzig, verschränkt die Arme vor der Brust und sagt die ganze Stunde kein Wort mehr.
    Auf dem Heimweg rennt sie mir nach.
    »Ey, Püppi, jetzt stell dich nicht so an, wir haben doch nur Spaß gemacht! Mir ist es egal, dass du mit Sebastian gehst, es ist nur etwas ulkig, das ist alles.«
    »Erstens sind wir gar nicht zusammen, und zweitens gibt er mir Nachhilfe, damit ich nicht sitzen bleibe.«
    »Das tust du doch sowieso nicht!«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Ach, die lassen dich doch auf jeden Fall durchkommen. Das liebe Lehrerkind, das der Schremm die Kaffeetasse tragen und dem Mallwitz die Arbeitshefte aus dem Auto holen darf. Everybody’s darling. Ja, sorry, ich weiß, dass du das nicht gern hörst, aber es ist doch so! Und wenn hier jemand schlecht in der Schule steht, dann bin ich das.« Sie seufzt. »Hör mal, Püppi, kannst du mir nicht auch Nachhilfe vermitteln?«
    »Was?«
    »Nicht bei der Fleischwurst!« Sie lacht. »Bei Benne«, sagt sie und fängt sofort an zu betteln. »Bitte! Dann komm ich vielleicht an ihn ran, du weißt doch, wie süß ich ihn finde!«
    »Der ist nicht süß. Der ist ein Blödmann!«
    »Ja, für dich vielleicht! Weil du sowieso eine verquere Meinung von ihm hast und ihm wahrscheinlich noch vorwirfst, dass er dich als Kind mal an den Haaren gezogen hat! Aber ich bin ja nicht seine Schwester und ich find ihn toll! Bitte, Püppi! Ich hab mich auch entschuldigt, obwohl Sandra diejenige war, die den anderen alles erzählt hat!«
    »Dann hättest du dich ja gar nicht zu entschuldigen brauchen.«
    Conny stöhnt. »Ach, es tut mir ja auch Leid, du bist doch meine beste Freundin. Ehrlich. Ich konnte nur nicht verstehen, dass du ausgerechnet mit dem Sohn von dem … na, vielleicht weißt du das ja gar nicht.«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Ach, lass dir das von Benne erklären! Er kann den fetten Kramer nicht ausstehen, und er wird dir auch sagen, warum.«
    »Glaubst du, ich lasse mir meine Freunde von meinem Bruder
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