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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren
Autoren: C. Bertelsmann
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unterwegs.«
    Ich wusste ja, dass der Bikini zu groß ist. Vor allem das Oberteil. Aber was soll ich denn machen?
    »Besser als wenn du fett wärst. Dann müssten wir uns eine neue Sängerin suchen. Ich hab keine Lust, dich mit einem Schuhanzieher in den Autoscooter zu schieben.«

    Sie grinst schief.
    »Vielleicht hast du ja für mich auch Shorts und ein Shirt. Muss ja nicht gerade weiß sein.«
    Wir gehen nach oben in mein Zimmer. Wieso habe ich mich eigentlich schon umgezogen? Ich fühle mich so scheißnackt in meiner Badehose. So offenbar.
    Sie sieht so niedlich aus, als sie auf die Terrasse kommt. Die Boxershorts von mir gehen ihr fast bis zum Knie. Das T-Shirt schlottert überall. Im Pool nicht mehr so. Gut, dass das Wasser so kalt ist. Am Anfang plantschen wir ein bisschen. Ein bisschen blöd. Blödsinnig. Vor allem ich sehe kacke aus. Ich stehe mit meinem Shirt im Wasser. Ehe einer was sagen kann, behaupte ich: »Mir ist da ein Muttermal auf dem Rücken entfernt worden. Da darf noch kein Wasser ran.«
    Max taucht unter und zieht den andern die Füße weg. Ich stehe da wie ein Fischreiher. Irgendwann ist der Pool nur noch halbvoll. Unser Garten eine Morastlandschaft. Lea hat schon ganz blaue Lippen. Gut, dass wir so viel Kohle angesteckt haben. Wir drängeln uns um den Grill, glühen vorn, frieren uns hinten den Arsch ab und lachen uns fast kaputt. Lea sieht in meinem Bademantel wie ein Boxer oder mehr noch wie ein kleiner Mönch aus. Sie hat die Kapuze bis in die Stirn gezogen. Wär eigentlich auch ein gutes Bühnenoutfit.
    Bei der nächsten Probe sind wir alle leicht verschnupft. Max klingt, als würde er mit einer Wäscheklammer auf der Nase singen. So was kann man normalerweise als quäkenden Frosch bei Jamba runterladen. Benny zieht ihn auf, Max nur beleidigt die Nase hoch. Mich hat es definitiv am
schlimmsten erwischt. Meine Augen tränen wie nach einer Pfefferspray-Attacke und mein Hals ist mit Schmirgelpapier ausgelegt. Aber das war es wert.
     
    Am Samstag ist unser School’s Day und unser großer »Mode-und-Mehr«-Auftritt ist das erste Bühnenprogramm. Ich habe fast mein halbes Schlagzeug ab- und neben dem improvisierten Laufsteg aufgebaut. Es klappt irre. Ich wechsel von einem Beat zum nächsten und die Mädels kriegen es super hin. Bis auf zwei Trusen bleiben alle im Takt und die meisten haben wirklich witzige Dinge fabriziert.
    Ein Mädel hat Hunderte von kleinen Perlen auf ihr Shirt gestickt, andere T-Shirts sind mit winzigen Buchstaben vollgeschrieben. Viele haben Nieten eingestanzt, von einem anderen hängen viele Lamettafäden runter. Keine Ahnung, wo man die im Sommer kriegt. Nach dem Auftritt kommen die Jungs zu mir. Wusste gar nicht, dass die auch da sind. Ich gucke mich um.
    »Lea ist nicht mitgekommen«, sagt Benny sofort. »Sie wollte erst, hat aber kurzfristig abgesagt.« Als mein Handy summt, denke ich komischerweise, dass es vielleicht sie ist. »Ferienzeit, Urlaubszeit: Schon gebucht? Hier gibt es die besten Angebote von Sterne-Hotel bis Zelt«.
    Sind Werbe-SMS nicht verboten? Das ist doch Belästigung pur.
    Wir vier gucken uns noch ein bisschen um und melden uns spontan für ein Street-Soccer-Turnier an, fliegen aber schon in der zweiten Runde raus. Unser einziges Tor war ein Eigentor der gegnerischen Mannschaft.
    »Gut, dass Lea das nicht mitkriegt«, freut sich Tom.

    »Immerhin bin ich im Kickern unschlagbar«, behauptet Max. Und weil Benny auch einen Tisch-Kicker zu Hause im Keller hat, treffen wir uns da am Samstag. Nach ungefähr drei Stunden habe ich Schwielen an den Händen. Max und ich liefern uns echte Fights. Kein Vergleich mit den Spielen gegen Philipp. Auf dem Weg nach Hause habe ich einen komischen Gedanken. Er schmeckt nach Seeluft. Vielleicht war das ja gar keine Spam-SMS. Vielleicht war die von Philipp. Vielleicht fährt er in den Ferien ja wieder auf den Campingplatz. Unheimlich lustig, mir das so zu erzählen. Ich schieb den Gedanken nach hinten. Er kämpft sich wieder nach vorn. Langsam. Kurz vorm Einschlafen ist er wieder da. Jetzt im Schlafsack im Zelt. Und mit Philipp und der Taschenlampe das Morsealphabet üben. Oder Wolfsgeheul, bis der Nachbar »Ruhe« brüllt. Ich muss an unser Wetttauchen denken. Philipp ist fast direkt unter einer Ente aufgetaucht. Die hat vielleicht geguckt. Fast so panisch wie er.
     
    Lea steht vorm Jugendhaus, als ich am Dienstag komme. Unterhält sich mit zwei Typen.
    »Komm. Die Karriere ruft.«
    »Gleich.«
    Sie hebt die Hand.
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