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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen schwarzen, mit goldenen Lurexfäden durchwirkten engen Hausanzug und sah hinreißend aus. Ostra blieb stehen und klatschte leise in die Hände.
    »Wenn dich Volbert so sehen würde«, lachte er, »wäre er nicht mehr zu halten. Guten Tag, mein Süßes.«
    »Guten Tag.« Rita Camargo ging voraus in den Salon zu ebener Erde und warf sich auf die breite, mit Brokatstoff bezogene Couch. »Der Botschaftsrat ist noch bei Christa.«
    »Immer noch? Himmel, hat der Knabe eine Ausdauer.«
    »Er ist Grieche.«
    »Aha! Olympiagestählt.« Ostra lachte wieder und gab Rita einen Kuß. Er stand hinter ihr, bog ihren Kopf nach hinten und hielt ihn mit beiden Händen fest. Es war einer jener Küsse, die aus allen Frauen willenlose, bebende Geschöpfe ohne Namen machen. Auch Rita schloß die Augen; die Fingernägel gruben sich in die Couchpolster.
    »Bleibst du heute hier?« fragte sie heiser, als Ostra ihre Lippen wieder freigab. »Du warst jetzt drei Tage nicht mehr da. Ich könnte die Tapeten von den Wänden kratzen …«
    »Aufsparen, mein Süßes. Haushalten. Maßhalten.« Sein tiefes Lachen klang in ihr wider wie Glockengeläut. »Am Sonnabend ist eine Party bei Friedrich.«
    »Ich liebe dich, Peter.«
    »Wer zweifelte je daran? Aber über der Liebe steht unsere Aufgabe, mein Süßes. Du mußt ein Vulkan sein.«
    »Ich bin schon jetzt wie die ausgehungerten Löwen Neros, die Christen zerreißen sollen.«
    »Brav so. Zerreiße Volbert und friß ihn auf.« Ostras Miene wurde ernst. »Und denk daran: Volbert muß uns hundertfünfzig automatische Zielgeräte für Raketen lockermachen, mein Kleines …« Er strich Rita über den Körper, und sie dehnte sich schnurrend unter seinen Händen. »Friedrich ist eine Maus, und du mußt mit ihm spielen, wie eine Katze mit einem Mäuschen spielt. Und dann fressen. Volbert ist eine masochistische Maus; er wird jubeln, wenn du die Krallen in ihn hineinschlägst.«
    »Was du alles von mir verlangst, Peter …« Rita hielt seine kosenden Hände fest. »Keine andere Frau würde das für dich tun.«
    »Das weiß ich. Darum bist du auch mein einziger Liebling.« Ostra richtete sich auf. Rita war fürs erste befriedigt, nun kam das Geschäft. Seine Augen wurden kalt und fremd. Wer ihn nicht kannte, mußte vor dieser schnellen Verwandlung erschrecken. »Das Tonband von Dodo!«
    »Hier.« Rita erhob sich und holte aus der Schublade des Rokokosekretärs eine Tonbandspule. Ostra nahm sie ihr aus der Hand, klappte unter der eingebauten Hausbar eine Tür auf und zog ein Tonbandgerät heraus. Als er den Strom einschaltete, knackte es an verschiedenen Stellen im Salon. Ostra nickte freudig. »Stereo«, sagte er. »Wir werden gleich von Geräuschen aus Himmel und Hölle umgeben sein. Hast du das Band schon abgespielt?«
    »Nein.«
    »Bitte, Platz nehmen, Madame! Sie hören jetzt das intime Plauderstündchen eines Regierungsrates. Interviewer: Dodo mit dem Leberfleck am Po.« Er drückte auf die Abspieltaste und setzte sich neben Rita.
    Ein paarmal knackte es, dann klang laut, aus allen Ecken kommend, die etwas kindliche Stimme Dodos auf. Ein gutturales Lachen untermalte die Worte: »Gib mir einen Kuß, Schatz. Und noch ein Schlückchen Sekt für die liebe, liebe Dodo …« Es folgten schmatzende und seufzende Geräusche.
    Aber dann wurde es interessant. Ostra beugte sich vor, und seine Augen begannen zu glitzern.
    Der Regierungsrat erzählte. Er schüttete Dodo sein Herz aus. Es war, als wälze er Felssteine von seiner Seele, und Dodo war so süß, ihn anzuhören und nur ab und zu zu küssen, was neu befeuerte und die Lawinen stürzen ließ.
    Er erzählte von seinem Beruf, von seinem Aufgabenbereich, von Erlebnissen mit Kollegen, beschwerte sich über seinen Vorgesetzten, beklagte seine Ehe. Es war genau das, was Ostra erwartet hatte. Das sich ständig wiederholende Phänomen war auch hier eingetreten: Im schwülen Schlafzimmer eines käuflichen Mädchens redeten sich die Männer ihren Kummer von der Seele, als hätten sie eine Beichte bezahlt und nicht die Illusion der Liebe. Schon immer war es so gewesen – bei den großen Kurtisanen; in den Luxuswohnungen von Paris, Berlin und London; in den Prunkbetten der Geliebten, die mehr von politischen Geheimnissen wußten als die Kabinettsmitglieder der Regierungen.
    »Toll«, sagte Ostra leise, ja fast ergriffen, als der Regierungsrat erzählte, daß der NATO-Verteidigungsrat eine neue gestaffelte Abwehrtaktik gegen den Osten vorbereitete. Und er schlug
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