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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schon seinen Arm Julia angeboten und geleitete sie zu dem fürstlich gedeckten Tisch mit den kalten Platten. Eva preßte die Lippen aufeinander und hakte sich bei Druckereibesitzer Düppel ein. »Ich glaube, wir kommen schnell in Stimmung«, sagte dieser und drückte Evas Arm.
    Es wurde ein harmonischer Abend.
    Nach dem Essen wartete Volbert mit Sekt auf, den er mit einem Schuß Wodka würzte. ›Sibirisches Wässerchen‹ nannte er das Getränk; der Name stammte von ihm und war völlig sinnlos, wirkte aber trotzdem immer wieder und wurde beklatscht. So auch heute. Ostra probierte den mit Wodka getauften Sekt und nickte Volbert zu.
    »Schmeckt man kaum.«
    »Aber er steigt ins Gemüt.«
    »Raffiniert, Friedrich.«
    Man tanzte auch. Zuerst zahm, Walzer, Slowfox, Tango. Dann, nach vier Gläsern ›Sibirischen Wässerchens‹, wilder Boogie, Rock 'n' Roll, Beat. Verblüfft sah Volbert, daß die mollige Marlies Düppel eine Meisterin im Tanzen war. Ihr Temperament schäumte über, sie zerwuschelte sich die braunen Locken, stieß helle Schreie aus und wackelte mit ihrem formenreichen Körper wie ein Mixbecher.
    Ludwig Düppel schlug mit beiden Händen den Takt dazu und sang Yeah – Yeah – Yeah …
    An der Bar, wo Ernst Fallers mit Eva Volbert saß und sich bemühte, seinen Blick nicht an ihrem tiefen Kleiderausschnitt kleben zu lassen, tanzten auch Ostra und Julia. Er hielt sie umfaßt, preßte sie an sich und streichelte ihren Rücken. Als er versuchte, sie während einer Drehung zu küssen, warf sie den Kopf zurück.
    »Lassen Sie das«, sagte sie fest.
    Ostra lächelte und schwieg. Von der Bartheke nahm er ein neues Glas ›Sibirisches Wässerchen‹ und ließ es Julia austrinken. Er hatte es selbst vor dem Tanz gemixt, und es war mehr Wodka drin als sonst. Julia merkte es nicht; sie hatte Durst, war erhitzt vom Tanzen und von der warmen Zimmerluft.
    Gegen Mitternacht war die Stimmung geradezu festlich. Eva Volbert hatte ihre Schuhe weggeschleudert und tanzte ein Solo. Rita Camargo saß auf einem afrikanischen Lederhocker, und Fallers lag auf dem Teppich, seinen Kopf in ihrem Schoß. Sie kraulte ihm die Haare und sah an Ostra vorbei, der ihr heimlich Zeichen gab, sich um Volbert zu bemühen, der mit Marlies Düppel Nachlaufen spielte und ihr dabei einen Teil ihres Blusenärmels abriß.
    »Kinder, ist das lustig!« rief er atemlos. »Und nun das Schlüsselspiel!«
    »Wunderbar!« Marlies Düppel klatschte in die Hände. Volbert sah sie von der Seite an. Sie kennt es, dachte er. Und auch Ludwig Düppel glänzt wie eine polierte Feige. Alte Hasen, die beiden. Wer hätte das gedacht. Der biedere Druckereibesitzer ist sozusagen ein Profi.
    »Was ist Schlüsselspiel?« fragte Rita unschuldig. Sie trank nun mit Düppel aus einem Glas. Auch sie hatte ihre goldenen Schuhe ausgezogen. Grellrot leuchteten ihre lackierten Fußnägel auf der olivbraunen Haut.
    »Eine geniale Methode der Partnerwahl.« Volbert holte aus der Tasche seines Jacketts seinen Autoschlüssel mit Anhängern. Es war ein silbernes Mäuschen. »Jeder von uns wirft seinen Autoschlüssel in die Mitte des Zimmers. Die Damen drehen sich um, ich mische die Schlüssel … und dann geht das Licht aus. Die Damen kriechen dann zur Zimmermitte und greifen sich in der Dunkelheit einen Schlüssel. Der, dem dieser Schlüssel gehört, ist für diesen Abend der unauswechselbare Partner.« Volbert grinste breit. »Wer Pech hat, greift den Schlüssel des eigenen Mannes. Spielerunglück. Dann klappt es vielleicht beim nächstenmal. Also … die Schlüssel, liebe Freunde.«
    Ostra, Düppel und Fallers gaben ihre Schlüssel an Volbert. Er warf sie auf den Teppich und winkte.
    »Unsere Engelchen … zur Wand drehen!«
    Dann kniete er nieder, mengte die Schlüssel durcheinander und winkte zu Ostra, der zum Lichtschalter gegangen war.
    »Achtung! Licht aus!«
    Im Zimmer war völlige Dunkelheit. Mit einem piepsenden Kreischen hörte man Marlies Düppel über den Teppich kriechen und herumtasten. »Au!« rief Eva Volbert.
    Sie war mit jemandem zusammengestoßen, der sich nicht zu erkennen gab. Es war ein Krabbeln und Kratzen auf dem Teppich und ein Kichern mit undeutlichen Worten.
    »Wenn jeder seinen Schlüssel hat, bitte melden!« tönte Volberts fröhliche Stimme in die Dunkelheit.
    »Ich habe einen!« rief Marlies Düppel als erste.
    »Ich auch«, sagte Eva Volbert.
    Die Stimme Julias: »Ich finde keinen Schlüssel …«
    Und zuletzt Rita Camargo, fast gleichgültig: »Ich habe
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