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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Menschlichen seinen freien Lauf. Man fragt nicht. Kennst du das ›Schlüsselspiel‹?«
    »Nein«, sagte Ostra, nun ehrlich verblüfft.
    »Eine geniale Sache.« Volbert wedelte mit der Hand geheimnisvoll. »Wird noch nicht verraten. Erst, wenn der Kreis komplett ist. Ich garantiere, Peter … das ›Schlüsselspiel‹ wird einmal dein Hobby …«
    Am Samstag stand auch im ›Münchner Tagesanzeiger‹ die mit einem schwarzen Balken umrandete Anzeige Volberts.
    Tolerantes Ehepaar gesucht –
    Eine Anzeige unter vielen, nur hervorgehoben durch die Umrandung, die zwanzig Mark extra kostete.
    An diesem Morgen lasen auch Ernst Fallers, der technische Zeichner in einem Maschinenwerk, und Julia Bentrob, seine Verlobte, die Sekretärin in einer Papiergroßhandlung war, diese Anzeige. Sie waren seit einem Jahr verlobt, aber an eine Heirat war noch nicht zu denken. Julias Vater, einem Studienrat, mißfiel der Schwiegersohn gründlich. Er erwartete einen Akademiker für seine Tochter, nachdem es diese nicht geschafft hatte, das Abitur zu machen, statt dessen mit der mittleren Reife abging und Sekretärin wurde. Schon das war eine Schande für die Familie, in der seit fünf Generationen nur Akademiker herangebildet wurden. Und nun ein technischer Zeichner? Für Julia hieß es seit einem Jahr, sich heimlich mit Ernst zu treffen.
    »Wir sollten uns Freunde suchen, Ernst. Liebe Freunde, die uns verstehen.« Sie tippte auf die Anzeige mit der Umrandung: »Das wäre doch etwas. Tolerant, modern, Musik, Theater, Wandern, Lichtbilder … genau das, was wir auch gern haben.«
    »Durch die Zeitung, Spatz?«
    »Das ist heute der moderne Weg aus der Einsamkeit.«
    »Ehepaare«, sagte Ernst Fallers und tippte auf die Anzeige. »Sie suchen Ehepaare, Kleines.«
    »Dann sagen wir, wir sind eins.« Julia legte den Kopf mit den hellblonden Haaren an seine Schulter. »Sind wir es nicht, heimlich … Wir können ja wieder weggehen, wenn es uns nicht gefällt. Aber ich denke mir, wenn jemand andere Ehepaare sucht, dann sind es nette Leute, die gerne mal etwas anderes sehen wollen als nur immer ihre eigenen Wände. Liebling, wir schreiben hin, ja?«
    Ernst Fallers nickte und steckte die Zeitung in die Rocktasche.
    Wenn es ihr Spaß macht, dachte er. Und im Grunde genommen hat sie recht – was haben wir denn von unserem jungen Leben?
    Am nächsten Montag schrieb er einen Brief unter der Chiffre an die Anzeigenabteilung der Zeitung. Er legte von sich und Julia ein Bild bei.
    »Wir sind ein junges Ehepaar«, schrieb er, »und sehnen uns nach Menschen, die modern sind und mit denen wir über alles sprechen können …«
    So begann für sie ein Abenteuer, das ihr ganzes Leben völlig ändern sollte und sie mitriß in einen betäubenden Strudel.
    »Die Welt wird erlebnismüde«, sagte Friedrich Volbert ein paar Tage nach der Aufgabe der Anzeige im ›Münchener Tagesanzeiger‹. Er hatte die unter der Chiffre an die Anzeigenabteilung der Zeitung eingegangenen Briefe von der Agentur abgeholt und wedelte mit ihnen durch die Luft. Peter Ostra saß an der Hausbar und trank Whisky, und das schon am Vormittag. Er wartete auf einen Anruf Rita Camargos. Der ›Betrieb‹ in Bogenhausen war eröffnet worden. Ganz still, ohne Blumen und Gratulanten. Aber er lief gleich gut an. Ein Ministerialbeamter und ein Botschaftsrat waren die ersten Gäste. Das wunderte Ostra nicht. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß die großen galanten Abenteuer nicht mehr in der Nacht, sondern in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr geschehen. Gewissermaßen eine hormonelle Mittagspause. Man ist noch frisch, ausgeruht und mitteilsam. Lampenlicht verändert nicht die Schönheit oder taucht sie in Schatten, nein, die frohe Sonne sieht zu, und die grünen Baumzweige vor dem Fenster rauschen fröhlich dabei. Ein naturverbundenes Leben ist es, bei dem sich die Seele öffnet; alles Schwüle der Nacht fehlt, vor allem die Müdigkeit nach einem verarbeiteten Tag.
    »Wie viele Briefe?« fragte Ostra und dehnte sich im Sessel.
    »Fünf. Bei unserer ersten Aktion vor vier Jahren waren es noch siebzehn.« Volbert warf sich neben Ostra in einen der Ledersessel. »Wo ist Evchen?«
    »Beim Friseur.« Ostra lächelte breit. »Sie wird von Tag zu Tag schöner.«
    »Wann kommt Rita zurück?« Volbert riß die Briefumschläge auf und nahm die Briefe heraus.
    »Vielleicht übermorgen. Ich erwarte ihren Anruf.«
    Ostra beugte sich zur Seite. »Interessantes dabei?«
    »Mies, sehr mies.« Volbert las die
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