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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle
Autoren: Jack Higgins
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Esperanza!«
      Keine Antwort. Chavasse stimmte mit ein: »Carlo! Carlo Arezzi!«
      Enttäuscht sahen sie einander im fahlen Licht an. Da hob Liri die Hand.
    »Ich hab was gehört.«
    Zuerst dachte Chavasse, es sei der Schrei eines Vogels, doch dann hörte auch er es: unverkennbar eine menschliche Stimme. Immer wieder rufend paddelten sie durch den Nebel, und allmählich wurde die Stimme lauter.
      Chavasse und Orsini mußten noch einmal ins Wasser steigen und den Kahn durch eine dichte Schilfbank schieben. Dann tauchte die vertraute Lagune vor ihnen auf.
    Die Buona Esperanza schien durch den Nebel auf sie zuzuschweben, und auf dem Dach des Deckhauses stand Carlo Arezzi.

    14

      Es war warm in der Kajüte. Chavasse trocknete sich ab, zog eine Drillichhose und einen dicken Pullover von Carlo an.
    Es klopfte an der Tür, und Liri Kupi rief: »Sind Sie fertig?«
      Dankbar nahm er den Becher Kaffee, den sie ihm brachte. Er war brühheiß, und der Duft schien ihn mit neuem Leben zu erfüllen. »Der beste Kaffee, den ich je getrunken habe«, sagte er. »Wo ist Giulio?«
      »Oben im Ruderhaus. Er hat gesagt, er muß den Kurs berechnen.«
      Sie öffnete eine kleine Blechdose, bot ihm eine von ihren mazedonischen Zigaretten an und gab ihm Feuer, das Streichholz in der Hand umschließend wie ein Mann.
      Chavasse sog genießerisch den Rauch ein und sah sie scharf an. »Sie mögen ihn, was?«
    »Giulio? Den muß man mögen.«
    »Er ist zwanzig Jahre älter als Sie. Ist Ihnen das klar?«
      Sie zuckte die Achseln und sagte gelassen: »Sie wissen doch, was man von einem guten Wein sagt.«
      Chavasse lachte leise, legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. »Sie sind ein Prachtmädchen, Liri. Giulio ist ein wahrer Glückspilz.«
      Er trank den Kaffee aus, gab ihr den Becher und stieg die Treppe hinauf. Es hatte zu regnen begonnen, und der Nebel umhüllte alles wie ein graues Tuch. Er trat ins Deckhaus. Orsini und Carlo standen am Tisch und beugten sich über die Karten.
    »Wie sieht’s aus?«
    Orsini zuckte die Achseln. »Es ist wohl am besten, wir benutzen den Hauptlauf. Wir kommen schneller voran, und ich glaube kaum, daß man versuchen wird, uns aufzuhalten. Das andere Ufer ist jugoslawisch, und die albanischen Boote wagen sich nicht gern in seine Nähe. Sobald wir auf offenem Meer sind, kann uns nicht mehr viel passieren.«
      »Wahrscheinlich rechnet Kapo damit, daß wir das tun werden.«
      »Kann schon sein. Am besten, wir fahren los und sehen nach.«
      Chavasse zuckte die Achseln. »Meinetwegen. Aber es wäre vielleicht nicht schlecht, ein paar Waffen bereitzulegen.«
    »Das kannst du und Carlo machen. Ich hab hier zu tun.«
      Chavasse und der junge Italiener gingen nach unten, klappten die Bank auf und holten die Waffen hervor: eine Maschinenpistole, ein Dutzend Handgranaten und das alte MG. Sie gingen an Deck und legten sie im Ruderhaus unter den Kartentisch.
      Es war kurz nach fünf Uhr morgens, als der Motor ansprang und die Buona Esperanza sich in Bewegung setzte. Chavasse stand neben Liri am Bug. Der Regen schlug ihnen ins Gesicht, und der Wind, der vom Meer herüberwehte, zerriß den Nebel zu seltsamen Figuren.
      Das Mädchen starrte aufgeregt, rote Flecken auf den Wangen, in das wogende Grau. »Macht es Ihnen nichts aus, von hier fortzugehen?« fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich lasse ja nichts zurück.«
      Allmählich wurde es heller, und man sah, wie der Regen aufs Wasser prasselte. Irgendwo in der Ferne schrie ein Brachvogel – einmal, zweimal… Chavasse hielt den Atem an und lauschte, wie früher als Kind. Einmal bringt Freude, zweimal Sorge, dreimal den Tod.
      Als der dritte Schrei ausblieb, drehte er sich um und ging, leicht die Stirn runzelnd, ins Ruderhaus.
      Etwa eine halbe Stunde lang fuhren sie langsam, von einer Lagune in die andere überwechselnd, durch den Kanal. Die Sicht betrug nur etwa sechs bis sieben Meter, doch das Schilf hörte jetzt auf und der Kanal wurde breiter. Das Wasser schlug in langgezogenen Wellen an den Rumpf.
    Orsini grinste. »Der Bojana. Nur noch einen Kilometer bis zum Meer.«
      Chavasse studierte die Karte, während die Jacht langsam voranglitt. Wenn Kapo ihnen auflauerte, dann bestimmt zwischen den zahlreichen Sandbänken des Mündungsgebiets.
      Gleich darauf stellte Orsini den Motor ab und überließ die Jacht der Strömung.
      »Wir sind gleich da. Wenn sie patrouillieren, müssen wir den
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