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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen
Autoren: Marco Sonnleitner
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hiesigen indianischen Kulturvereins, um den Touristen ein bisschen Wild-West-Feeling zu vermitteln.«
    »Aber … aber … wie«, stammelte Sealer.
    »… ich das herausgefunden habe?«, half ihm Justus weiter. »Ganz einfach. Kleiner Fuchs war zwar äußerst stilecht herausgeputzt mit seinem Federschmuck, dem Kostüm, dem Tomahawk und so weiter, aber irgendetwas hat mich schon beim ersten Zusammentreffen an ihm gestört. Und beim zweiten Mal, als er zu uns ins Lager kam, um den bösen Indianer zu mimen, fiel es mir dann auf: An seinem Federschmuck hing ein Etikett mit der Aufschrift: Made in Korea . Und welcher indianische Einsiedler, der was auf sich hält, kauft sich seinen Federschmuck schon im Drugstore um die Ecke oder bestellt ihn übers Versandhaus?«
    »Aber dann …« In Bobs Hirn lichteten sich allmählich die Schleier.
    »Und außerdem«, fuhr Justus jedoch fort, »hat er noch etwas getan, was mir keine Ruhe ließ: Er hat beim ersten Mal das Bild von Lady einfach zerrissen! Aber würde, so habe ich mich gefragt, würde das ein Kitanemuk wirklich tun, wenn Lady das heilige, lang ersehnte Pferd seines Stammes ist? Antwort: Nein! Also musste an der ganzen Geschichte mit dem Schatz, der Pferdefelllandkarte und so weiter irgendetwas faul sein, und um das herauszufinden und um die Sache mit dem Etikett zu klären, bin ich gestern noch einmal umgekehrt und habe Kleiner Fuchs gesucht. Als ich ihm dann alles erzählt und ihm auch gesagt hatte, warum wir hier draußen sind, hat er sich allerdings erst mal gekringelt vor Lachen.«
    »Ihr hättet ihn sehen sollen«, grinste Peter. »Der Alte hat sich gar nicht mehr eingekriegt und immer wieder gesagt, dass man doch gar nicht so doof sein könne! Grauer Wolf sei ein hoffnungsloser, alter Säufer gewesen, das wisse jeder Kitanemuk, und seine Nachfahren hätten die Sage mit dem Schatz nur in die Welt gesetzt, um die Familienehre wiederherzustellen. Das habe die Sache aber nur noch schlimmer gemacht, weil jeder Kitanemuk gewusst hätte, dass das völliger Blödsinn war.«
    Donovan ließ sich auf einen Stein sinken, nahm den Hut ab und fuhr sich irritiert durch die Haare. »Aber was sollte dann der ganze Zauber? Wenn es gar keinen Schatz gibt und das jeder Kitanemuk weiß, wieso haben sie dann Lady gestohlen?«
    Justus verschränkte die Arme vor der Brust und begann wieder auf und ab zu gehen. »Weil bestimmten Leuten« – Justus warf Jones und Flemings einen vielsagenden Blick zu – »klar war, dass Sie sehr an dieser Mustang-Stute hängen und alles unternehmen würden, um sie zurückzubekommen. Und diese Leute wussten auch, dass Sie sich in Sachen Indianerlegenden recht gut auskennen. Also haben sie Lady geklaut und ein paar schwarze Federn fallen lassen, und – voilà – hatte man Sie da, wo man Sie haben wollte: Ihnen fiel die Legende um den Schatz der Kitanemuk ein, deren wahrer Gehalt allerdings auch den beiden Galgenvögeln nicht bekannt gewesen sein dürfte! Dann jagte man uns auf dem Highway noch einen Mordsschrecken ein und klaute aus unserer Zentrale das Foto, und schon sah das Ganze noch viel glaubhafter und bedeutungsvoller aus.«
    »Moment!«, schaltete sich da Bob ein. »Der Fotograf wurde doch auch überfallen!«
    »Das«, gab Justus zu, »hat mir auch gerade Kopfzerbrechen bereitet. Aber mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass auch das Teil des Täuschungsmanövers war. Wir sollten unbedingt glauben, dass wir auf der richtigen Spur sind. Und wahrscheinlich war er es, Bob, der dich damals hinter dem Busch so erschreckt hat. Ist es nicht so, Mr Flemings?«
    Der Fotograf warf Justus giftige Blicke zu und murmelte etwas wie »Du kannst mich mal!«.
    »Das mag ja alles sein«, beharrte Bob, »aber wieso sollten wir hier rausgelockt werden? Was bringt das den beiden hier? Und warum hast du Dancer angemalt – und Snowflake?«
    »Langsam, langsam«, ermahnte ihn Justus, »eines nach dem anderen! Also, wir alle, einschließlich Ihnen, Mr Donovan, waren jetzt der Meinung, dass sich hier draußen ein mysteriöser Schatz befindet und dass sich hier wohl auch das Rätsel lösen würde, was mit Lady passiert ist. Wir reiten also los, verabschieden uns für einige Tage von jeder Form von Zivilisation, sind hier draußen mutterseelenallein und – angreifbar! Und Sie, Mr Donovan, nehmen natürlich das mit, was Sie nie zurücklassen würden, was Ihnen mindestens so wichtig ist wie Ihre Lady, wovon sogar, wie Sie vorher meinten, Ihre Existenz abhängig ist. Und
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