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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Befehl reflexartig befolgte, die Hinterbeine in den Wüstenboden und rutschte wie ein Auto nach einer Vollbremsung auf die Schlucht zu. Staub wirbelte auf und der intensive Geruch von Pferdeschweiß drang Peter in die Nase. Wie festgenagelt saß er auf dem Rücken des Pferdes, jeder Muskel zum Zerreißen gespannt, jeder Nerv aufs Höchste alarmiert. Und jeder Herzschlag fraß einen weiteren der Meter, die Peter und sein Pferd noch von der Kante trennten.
    Peter lehnte sich instinktiv so weit wie möglich nach hinten. Er sah den Abgrund wie ein großes, gieriges, schwarzes Loch auf sich zurasen. Mit einem Blick aus den Augenwinkeln bemerkte er gerade noch, wie das Pferd des Indianers trotz dessen verzweifelter Versuche, sein Tier ebenfalls zum Stehen zu bringen, soeben über die Kante sprang. Dann hatte auch Peter den Abgrund erreicht.
    Der Zweite Detektiv sog zischend die Luft ein, riss die Augen auf und bereitete sich auf das Unvermeidliche vor. Aber mit seinen letzten Kraftreserven schraubte sein Pferd die Vorderhufe in den Sand, hakte die Hinterbeine ein und kam endlich nach einer gewaltigen Rutschpartie von weit über zehn Metern keine zwanzig Zentimeter von der Abbruchkante entfernt zum Stehen.

Kriegsbemalung
    »Das ist doch – das war – Boss!«, stammelte Sealer verdattert, während alle von ihren Pferden sprangen und auf Peter zuliefen. »Das war ein völlig genialer Sliding Stop!«
    »Was interessiert mich der Sliding Stop!«, stieß Donovan aufgewühlt hervor und stürzte auf den Abbruch zu. »Ich muss wissen, was mit Dancer ist!«
    Justus und Bob jubelten dagegen einfach nur wie verrückt und halfen ihrem Freund vom Pferd, während Jones so durcheinander war, dass er kein Wort herausbrachte. Er stand nur absolut orientierungslos in der Gegend herum und wusste allem Anschein nach überhaupt nicht, was er jetzt tun sollte.
    »Leute!«, schnaufte Peter, als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Ihr werdet nicht glauben, wer dieser Indianer –«
    »Kann mir vielleicht mal jemand helfen!«, hörten sie plötzlich Donovan rufen, der offenbar in die Schlucht geklettert war, weil er nirgendwo mehr zu sehen war. »Ich schaff das nicht alleine!«
    »Oh mein Gott!«, erinnerte sich Justus urplötzlich. »Der Indianer! Wir haben ja den Indianer ganz vergessen!«
    »Das ist –«, setzte Peter an, aber keiner hörte ihm mehr zu, weil sie alle zu der Abbruchkante hinliefen, um zu sehen, was mit dem Kitanemuk passiert war. Auch Jones erwachte langsam wieder aus seiner merkwürdigen Starre und schloss sich den anderen an.
    Aber was sie dort im schwindenden Tageslicht zu sehen bekamen, ließ allen zunächst die Haare zu Berge stehen. Ungefähr zwei Meter unterhalb der Kante lag noch ein kleiner, circa fünf Meter breiter Vorsprung, von dem rechts und links ein in die Felswand gehauener Weg wegführte. Dancer hatte nun zwar den Satz auf den Vorsprung unbeschadet überstanden, musste dann aber so ruckartig vor der eigentlichen Schlucht gebremst haben, dass der Indianer über den Kopf des Tieres gesegelt und in den Abgrund gestürzt war. Doch irgendwie war es ihm gelungen, dabei die Zügel nicht aus den Händen zu lassen, an denen er jetzt offenbar immer noch hing. Das Pferd stand jedenfalls mit weit vorgestrecktem Kopf kurz vor dem Abgrund, weil irgendetwas an den Zügeln kräftig nach vorne zog – und das konnte nur der Indianer sein. Von dem sah man zwar nichts mehr, aber dafür hörte man ihn. In höchster Todesangst schrie er unablässig um Hilfe.
    »Los! Wir müssen ihn da rausholen!«, befahl Donovan, der bereits unten auf dem Vorsprung stand, und packte Dancers Zügel. »Ich will diesen Mistkerl lebend!«
    Schritt für Schritt richtete der Cowboy sein Pferd rückwärts, sodass der verunglückte Kitanemuk langsam wieder aus der Schlucht gezogen wurde. Aber als der Kopf des Indianers über der Kante auftauchte, entfuhr Justus und Donovan fast gleichzeitig ein Ausruf ungläubiger Überraschung.
    »Das ist doch –!«
    »Brad Flemings!«, stieß Justus hervor. Verdattert rutschte er auf allen vieren auf den Vorsprung hinunter.
    »Das wollte ich euch doch schon die ganze Zeit sagen!«, blaffte Peter und folgte ihm. »Das ist dieser Fotograf.«
    »Das … das verstehe ich nicht!« Donovan starrte den Fotografen, der ihm damals die Mappe von seinen Pferden gemacht hatte, fassungslos an, während Sealer nun ebenfalls hinunterkletterte und den Mann mit einem Lasso verschnürte, das er sich schnell von
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