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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition)
Autoren: Sven Stricker
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dann. «Was er sagt.»
    «Echt?», fragte Kuli überrascht.
    «Echt. Nur weil der irgendwelche seltsamen Obsessionen hat, muss der ja nicht gleich komplett bescheuert sein.»
    «Stimmt», nickte Kuli. «Aber geprügelt hat der trotzdem.»
    «Stimmt.» Auch Paul nickte nun nachdenklich. Er rekelte sich in Kulis gelbem Sitzsack. «Was hast du denn jetzt vor? So ohne Job?»
    Kuli trank einen Schluck seiner Spezi. «Weiß nicht», sagte er dann. «Mich treiben lassen. Vielleicht wieder mehr Bass spielen. In einer Band oder so. Mal schauen.»
    Paul nickte erneut. Kuli schaute ihn an.
    «Und du?», fragte er. «Wenn du aus Barcelona zurück bist?»
    «Vielleicht komme ich ja gar nicht zurück. Man muss ja auch mal irgendwo bleiben.»
    «Das meinst du nicht im Ernst», stöhnte Kuli entsetzt auf.
    «Nee», grinste Paul. «Aber Lust hätte ich schon. So auf Tapetenveränderung.»
    «Du hast doch jetzt Sophie», bemerkte Kuli.
    «Das muss man ja erst mal sehen. Und lass sie das mal nicht hören, dass du sie für eine Tapete hältst.»
    Kuli lachte und war sich der Bedeutung des Augenblicks bewusst. Das war das erste Mal gewesen, dass Paul in seiner Gegenwart einen kleinen Witz gemacht hatte.
    «Komische Geschichte, das alles», sagte er dann und wurde sofort wieder nachdenklich. «Ich hab der eigentlich nie getraut, der Bettina.»
    «Nee?»
    «Nee. Ich mein, stimmt ja schon.» Kuli schien einen Fussel auf seinen Jeans gefunden zu haben, jedenfalls pickte er an seinem Oberschenkel herum. «War doch komisch, dass die mit mir ins Bett geht, oder?», fragte er. «Ich mein, guck doch mal, wie die aussieht. Und wie ich aussehe.»
    «Ich find das gar nicht komisch», sagte Paul ernst.
    «Nee?», fragte Kuli hoffnungsfroh und ließ den Fussel Fussel sein. Das Wasser plätscherte jetzt lauter, auch einer der Vögel schien sich plötzlich direkt über ihren Köpfen zu befinden, so laut schimpfte er auf einmal auf die Welt und das Dasein.
    «Nee», sagte Paul. «Du kannst den Scheiß jetzt übrigens mal ausmachen, Kuli. Sonst zieh ich mir gleich die Badehose an und spring in deine Stereoanlage.»
    Kuli stand auf und nahm die Nadel vom Plattenteller. «Klingt doch super, oder?», begeisterte er sich. « Geräusche in Stereo von 1969. Ist eine echte Rarität.»
    «Ja, total super», entgegnete Paul trocken. «Sag mal … wir können ja vorher, also vor meiner Abfahrt, doch noch mal so einen Videoabend machen. Wenn du willst.»
    «Ach, nee.» Kuli winkte ab.
    «Nee?», fragte Paul überrascht.
    «Nimm’s nicht persönlich, aber ich such keinen Freund», zitierte Kuli ihn. «Tut mir leid.»
    «Ach so», nickte Paul und lehnte sich zurück. Kuli tat es ihm gleich. Mehr gab es nicht zu sagen. Sie saßen da und genossen die Stille und den Frieden des Augenblicks. Man wusste ja nie, wohin das Leben einen noch so treiben würde – aber so, wie es jetzt war, war es schon mal ein brauchbarer Anfang.

[zur Inhaltsübersicht]
    P. S.
    H enning Bürger ließ sich feiern; von allen Seiten wurde ihm auf die Schultern geklopft, seine Frau hatte er bald völlig aus den Augen verloren, seine Bodyguards hatten alle Hände voll zu tun, die zahlreichen Reporter aus aller Herren Länder abzuwehren. Gleich würde es eine erste Spitzenrunde auf ARD und ZDF geben, die erste Spitzenrunde seines Lebens, darauf galt es, sich zu konzentrieren. Er gab Klaus, der vor ihm herlief, ein Zeichen, austreten zu müssen. Klaus nickte und teilte das Meer vor ihm mit der Konsequenz und Autorität des Stärkeren. Klaus war wirklich ein treuer Freund, sein bester Mann, dachte Henning Bürger und war froh, als er auf der Toilette einen Moment durchatmen konnte. Er zückte sein Handy. Über vierzig SMS hatte er bekommen. Glückwünsche über Glückwünsche. Eine stach ihm ins Auge. Sie war von Kati. Glückwunsch zur Wahl , stand da. Er grinste und freute sich schon auf ihr nächstes Treffen. Wir werden uns nicht mehr sehen. Jeder muss da bleiben, wo er hingehört. Gruß, Katharina.
    Sein Lächeln gefror. Dann ein kurzer Moment des Bedauerns, schließlich überwog der Ärger. Was fiel ihr ein, ihm diesen – seinen – Abend so dermaßen zu verderben? Sich so wichtigzumachen? Sollte sie doch sehen, wo sie blieb. Frauen gab es schließlich wie Sand am Meer. Er betätigte die Spülung, atmete einmal tief ein und aus und beschloss, sich in Zukunft nur noch auf die Personen zu verlassen, bei denen er sich wirklich sicher war, dass sie ihn niemals betrügen würden: seine Frau Susanne
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