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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition)
Autoren: Sven Stricker
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gegeben?», fragte sie dann.
    «Nee. Wir kriegen ja noch was. Nach der Wahl.»
    «Richtig», erinnerte sich Bettina. «Wo habt ihr das denn jetzt? Ich mein, so viel Geld – da muss man doch gut drauf aufpassen.»
    «Och, das klaut schon keiner. Hier ist das», sagte Kuli leichthin und zeigte auf die Sporttasche des Blonden, die vor einem der Plattenregale auf dem Boden stand, als wäre sie dort vergessen worden.
    «Da drin ist das Geld?»
    «Da drin ist das Geld», nickte Kuli. «Paul ist jetzt erst mal in Barcelona bei seiner Tochter. Die warten ja nicht mit der Einschulung … Wir überlegen noch, wie wir das dem Kommissar alles erklären sollen. So richtig zugegeben hat Bürger den Mord ja nicht.»
    «Vielleicht war der das ja auch gar nicht», sagte Bettina und öffnete einen weiteren Knopf.
    «Meinst du?» Kuli winkte ab, angenehm abgelenkt durch das Geknöpfe. «Nee, der war das bestimmt», schloss er.
    «Ach, Uli», seufzte Bettina.
    «Ach, Bettina», seufzte er.
    «Aber sag mal», begann sie und nahm nun ihrerseits seine Hand. «Wenn man das Geld der Polizei gar nicht gibt?», fragte sie honigsüß.
    Kuli grinste. «Wie jetzt?»
    Bettina legte seine Hand auf ihren Ausschnitt. Er fühlte ihr Herz schlagen. «Na ja, stell dir doch mal vor …», hauchte sie. «Du und ich. Und zweihundert-, nein dreihunderttausend Euro. Wir beide, auf den Malediven … das wär doch toll, oder?»
    «Wir beide …», sinnierte Kuli und schien große Mühe zu haben, diesem Gedanken zu folgen.
    «Na klar.» Bettina lächelte.
    Kuli blickte abrupt auf. «Und Paul?», fragte er verständnislos.
    «Kriegt eine Postkarte», antwortete sie zärtlich und strich ihm über den Kopf.
    Kuli löste sich von ihr, ging hinüber zu seinem verwüsteten Regal und fing wie in Trance an, Schallplatten vom Boden aufzuheben und in die dafür vorgesehenen Hüllen zurückzustecken. Bettina verschränkte die Arme vor der Brust und wartete geduldig. Nachdem er bestimmt fünfzig Platten auf diese Weise wieder in den Originalzustand gebracht hatte, stellte er sie zurück ins Regal, allerdings ohne die thematische Ordnung zu berücksichtigen. Dafür fehlte ihm im Moment einfach die Ruhe. Er erwachte aus seiner Trance, schärfte seinen Blick, drehte sich um und kehrte an Bettinas Seite zurück.
    «Nee, kann ich nicht machen», sagte er so entschlossen wie bedauernd.
    Bettina erstarrte für einen Moment, dann schloss sie die beiden Knöpfe ihrer Bluse wieder.
    «Okay», sagte sie in einem ganz anderen Tonfall als zuvor. «Schade.»
    Auch Kuli schien diese Entscheidung außerordentlich zu bedauern.
    «Ja, wirklich schade», bestätigte er.
    «Nein, du verstehst nicht.» Sie schüttelte den Kopf und atmete tief durch. «Pass auf, mein Süßer», sagte sie. «Was hältst du davon: Ihr gebt mir das Geld, dafür zeige ich euch nicht wegen Erpressung an.»
    Kuli entglitt das Gesicht. «Was?», fragte er fassungslos.
    «Na ja, ich hab ja jetzt den Blumenladen für mich. Aber, mal ehrlich: Wir reden hier von einem Blumenladen. Reich wird man da nicht. Und das kostet ja auch alles, wenn man sich vergrößern will.»
    Bettina warf einen sehnsüchtigen Blick auf die prall gefüllte Sporttasche.
    «Du willst uns erpressen?», fragte Kuli, der heute wirklich auf der Leitung stand.
    «Ja klar», antwortete sie so selbstverständlich, als wäre sie in ihrem Geschäft gefragt worden, ob sie denn auch Rosen führe. Sie grinste Kuli an. «Jetzt mal unter uns», sagte sie freundlich. «Glaubst du, ich steige mit so einem Typen wie dir freiwillig ins Bett? Guck dich doch mal an!»
    «Na, ganz so schlimm ist das jetzt ja auch nicht», sagte Kuli in dem Bemühen, nicht zu zeigen, wie sehr ihn ihre Worte verletzten. «Warum hast du denn dann mit mir geschlafen?»
    Sie ging erneut zum Fenster und studierte das Gewusel auf der Straße. «Na, ich musste ja irgendwie an euch dranbleiben, um zu sehen, was ihr mit dem Foto macht. Vertrauensbildende Maßnahme sozusagen.»
    «Aber ich …»
    «Ich kannte dich schon», unterbrach Bettina seinen Einwand und schaute lächelnd zu ihm herüber. «Ich kannte dich schon, bevor du zu mir ins Geschäft gekommen bist, Uli. Ich stand ganz in der Nähe, als du zusammen mit Paul bei Lisa reinmarschiert bist. Ich hab euch gesehen.»
    «Du warst da?»
    «Ich war da.»
    «Moment mal.» Kuli schien langsam ein Licht aufzugehen. «Heißt das … heißt das, du hast Lisa Gerhard umgebracht?»
    Sie applaudierte kurz und lachte höhnisch. «Du hast ja doch
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