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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse
Autoren: Jason Dark
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Tier.
    Das Elend nahm seinen Lauf. Mason Carter saugte jetzt pfeifend die Luft ein und stieß sie schnaufend wieder aus. Er musste unter wahnsinnigen Schmerzen leiden, während die zweite Haut immer höher kroch. Wir sahen auch nicht, woher sie direkt kam. Es musste mit dem Inneren des Mannes zu tun zu haben. Dort hatte sich das Gift ausbreiten können.
    Den Kampf konnte er nur verlieren. Das heißt, er fing erst gar nicht an, sich zu wehren, und als wir die würgenden Geräusche hörten, da war uns klar, dass die fremde Macht sein Gesicht voll und ganz erreicht hatte.
    Die Hand des Professors umklammerte meinen Arm plötzlich in der Höhe des Ellbogens wie eine Zange. »Geben Sie mir eine Erklärung!«, keuchte er mich an. »Verdammt noch mal, welches Unheil geht hier vor? Sagen Sie was!«
    »Ich habe noch keine Ahnung.«
    »Doch! Sie sind der Fachmann!
    »Wir können nichts tun.«
    »Das weiß ich, Sinclair!«, sagte er knirschend. »Wir sind so verdammt hilflos. »Aber für alles gibt es einen Grund. Auch für diesen Vorgang. Ein Mensch verwandelt sich in eine Schlange. Das ist der reine Wahnsinn. Das kann man naturwissenschaftlich nicht erklären. Geben Sie das zu, Mr. Sinclair?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Denken Sie daran, dass ich den Begriff der Magie erwähnt habe, Professor.«
    Er ließ meinen Arm los. Mit dieser Lösung konnte er nichts anfangen. Auch wenn er es mit den eigenen Augen sah, er weigerte sich, das zu akzeptieren.
    Wieder warf sich Carter herum. Diesmal mit einem Körper, der tatsächlich die Form einer Schlange angenommen hatte. Selbst sein Gesicht wurde an beiden Seiten nach innen gedrückt, um so den Anblick eines Schlangenkopfes zu bekommen.
    Der Mund war verschwunden. Die Nase gab es ebenfalls nicht mehr. Dann war der Mund wieder da, denn zwischen der schuppigen Haut entstand ein Maul, als er ihn aufklappte. Eine Zunge wischte hervor. Sie war gespalten und hatte nichts mehr mit einer menschlichen Zunge gemein.
    Grauenhaft. Nicht zu fassen. Die Schlangenhaut bildete sich, ohne nachzulassen. Sie hatte schließlich den gesamten Kopf erfasst, und selbst die Haare verschwanden, als wären sie nach innen gewachsen.
    Vor uns auf dem Bett lag vielleicht der dickste Schlangenkörper der Welt, wenn auch nicht der längste. Er ging über in einen Kopf, der ebenfalls einer Schlange entstammte. Die Augen, das Maul, die züngelnde Zunge, das alles passte. Niemand hätte in dieser Gestalt einen Menschen gesehen, der Carter noch vor wenigen Minuten gewesen war. Zumindest zu einem Teil.
    Jetzt lag er tatsächlich als Schlange vor uns. Ohne Beine und ohne Arme. Nur dieser glatte schuppige Körper mit einem Kopf, der nicht ruhig sein konnte und sich immer wieder über das Kissen hinweg bewegte.
    Professor Finley stieß mich an. Er hatte sich wieder einigermaßen gefangen und stellte sich nun der Realität. »Wissen Sie, was das bedeutet, Mr. Sinclair?«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Klar, das hat jeder von uns. Aber über die Folgen werden Sie sich kaum ein Bild machen können. Es ist eine Tatsache, dass wir in diesem Krankenhaus eine Bestie haben. Ja, eine verfluchte Bestie, eine Riesenschlange. Sagen Sie mir, wie ich sie wegschaffen soll! Wie soll ich sie rauslocken? Sie wird sich auf den Weg machen. Sie hat Kräfte, von denen wir uns kein Bild machen. Wir werden sie auch nicht aufhalten können. Sie wird immer ihren Weg finden. In andere Räume gehen, Türen aufbrechen. In ihr steckt eine wahnsinnige Kraft.«
    Ich verstand die Ängste des Arztes. Suko und mir erging es ja nicht anders. Wir waren gezwungen, etwas zu unternehmen, denn wir konnten die Bestie auf keinen Fall laufen lassen.
    Noch lag sie auf dem Bett. Und noch immer war für mich schwer vorstellbar, dass wir es bei ihr noch vor kurzem mit einem Menschen zu tun gehabt hatten.
    Aber die Schlange fühlte sich nicht mehr wohl. Am Kopf richtete sie sich in die Höhe. Sie drehte ihn. Sie besaß keine Knochen mehr. Sie war irrsinnig gelenkig.
    Es gab keine menschlichen Probleme bei irgendwelchen Bewegungen. Sie bewegte den Kopf drehend und schaute sich dabei um mit den kalten Augen, die nichts mehr mit denen eines Menschen zu tun hatten.
    Das waren jetzt dunkle und schillernde Reptilienaugen geworden. Als sie ihr Maul aufriss, da überlegte ich schon, ob sie in der Lage war, einen menschlichen Kopf zu verschlingen. Es konnte auch sein, dass sie ihre Gegner erdrückte.
    Wir hielten mehr Abstand vom Bett. Auch den Professor schob ich nach hinten und
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