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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies
Autoren: Mary Higgins Clark
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Während meiner Abwesenheit muß es einen Stromausfall gegeben haben. Ich habe an dem Morgen meine Uhr neu gestellt. Die Zeit stimmt, kein Zweifel.»
    «Was taten Sie dann?»
    «Ich war schrecklich aufgeregt. Ich mußte Leila sehen, stürzte auf die Straße. Es dauerte mindestens fünfzehn Minuten, bis ich ein Taxi erwischte. Als ich in Leilas Apartment kam, war es zehn vorbei.»
    «Und es war kein Mensch da.»
    «Niemand. Ich versuchte Ted anzurufen. Es meldete sich keiner. Da wartete ich einfach.» Sie wartete die ganze Nacht, schwankend zwischen Sorge und Erleichterung; sie hoffte, Leila und Ted hätten sich wieder versöhnt und wären ausgegangen, und ahnte nicht, daß Leila tot und zerschmettert im Hof lag.
    «Als am nächsten Morgen die Leiche entdeckt wurde, nahmen Sie an, sie müsse von der Terrasse gestürzt sein? Warum sollte sie in einer kalten Märznacht nach draußen gehen?»
    «Sie stand gern auf der Terrasse und genoß den Blick auf die Stadt. Bei jedem Wetter. Ich mahnte sie immer wieder zur Vorsicht … Das Geländer war nicht besonders hoch. Schließlich hatte sie viel getrunken, dachte ich, sich zu weit über die Brü-
    stung gelehnt, das Gleichgewicht verloren und war dann hinuntergestürzt …»
    Sie erinnerte sich – an den gemeinsamen Schmerz: Hand in Hand hatten Ted und sie bei der Trauerfeier geweint. Mit festem Griff hatte er sie gestützt, als sie, von Schluchzen geschüttelt, zusammenzubrechen drohte. «Ich weiß, Spatz. Ich weiß», tröstete er sie. In Teds Jacht waren sie aufs Meer hinausgefahren, um Leilas Asche zu verstreuen.
    Und dann war nach zwei Wochen eine Augenzeugin aufgetaucht und hatte unter Eid ausgesagt, sie habe gesehen, wie Ted um 21 Uhr 30 Leila von der Terrasse gestoßen habe.
    «Ohne Ihre Aussage könnte die Verteidigung diese Sally Ross als Zeugin in der Luft zerreißen», hörte sie William Murphy sagen. «Wie Sie wissen, ist sie nachweislich psychisch schwer gestört. Bedauerlich, daß sie so lange gewartet hat, bis sie mit ihrer Geschichte rausrückte. Die Tatsache, daß ihr Psychiater nicht da war und sie es ihm zuerst sagen wollte, erklärt das Ganze wenigstens halbwegs.»
    «Ohne meine Aussage steht ihr Wort gegen Teds, und er be-streitet, noch mal in Leilas Apartment gegangen zu sein.» Als sie von der Augenzeugin erfahren hatte, war sie außer sich geraten. Sie hatte Ted restlos vertraut, bis ihr dieser William Murphy mitteilte, daß Ted strikt ableugnete, in Leilas Apartment zurückgekehrt zu sein.
    «Sie können beschwören, daß er dort war, daß sie sich stritten, daß der Hörer um 21 Uhr 30 aufgeknallt wurde. Sally Ross sah, daß Leila um 21 Uhr 31 von der Terrasse gestoßen wurde. Teds Version, er habe Leilas Apartment gegen zehn nach neun verlassen, um in sein eigenes zu gehen, wo er telefonierte und dann ein Taxi nach Connecticut nahm, hält nicht stand. Neben den Aussagen von Ihnen und dieser Frau haben wir in dem Fall auch noch starke Indizien. Sein zerkratztes Gesicht. Die von ihm stammenden Hautfetzen unter Leilas Fingernägeln. Die Blutspu-ren von ihr auf seinem Hemd. Die Aussage des Taxifahrers, daß er leichenblaß war und zitterte daß er ihn kaum zu seinem Haus dirigieren konnte. Und warum zum Teufel hat er sich nicht seinen eigenen Chauffeur kommen lassen, damit er ihn nach Connecticut fährt? Weil er in Panik war, darum! Er kann keinerlei Beweis vorbringen, daß er irgend jemand telefonisch erreicht hat. Und er hat ein Motiv – Leila hatte ihm den Laufpaß gegeben. Aber über eins müssen Sie sich im klaren sein: die Verteidigung wird auf der Tatsache herumreiten, daß Sie und Ted Winters nach Leilas Tod eine so enge Beziehung hatten.»
    «Wir beide liebten sie am meisten», entgegnete Elizabeth leise. «Oder wenigstens dachte ich das. Kann ich jetzt bitte gehen?»
    «Lassen wir’s dabei bewenden. Sie sehen wirklich reichlich erschöpft aus. Das wird eine langwierige und unerfreuliche Verhandlung. Versuchen Sie, sich in der kommenden Woche etwas zu entspannen. Wissen Sie schon, wo Sie die nächsten paar Tage verbringen wollen?»
    «Ja. Baronin von Schreiber hat mich nach Cypress Point Spa eingeladen.»
    «Das ist doch hoffentlich nicht Ihr Ernst?»
    «Warum sollte ich darüber Witze machen?»
    Murphys Augen verengten sich. Sein Gesicht lief rot an, und die Backenknochen traten plötzlich scharf hervor. Offenbar mußte er sich beherrschen, um nicht loszubrüllen. «Ich fürchte, Miss Lange, Sie unterschätzen Ihren Stellenwert. Ohne Sie
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