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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies
Autoren: Mary Higgins Clark
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großen Hof. Elizabeth hätte gern im Wohnzimmer aufgeräumt, aber sobald Matt aufstand, würde es ja doch im Nu wieder ein heilloses Durcheinander geben –
    Bierflaschen, Zigarrenasche, achtlos herumliegende Kleidungs-stücke. Doch vielleicht lohnte sich ein Versuch.
    Aus dem offenen Schlafzimmer ertönte Schnarchen, rauh, wi-derlich. Sie spähte hinein. Mama und Matt hatten sich offensichtlich wieder vertragen. Sie lagen ineinander verschlungen da –

    sein rechtes Bein über ihrem linken, sein Gesicht in ihrem Haar vergraben. Hoffentlich wachten sie auf, bevor Leila heimkam.
    Leila konnte es nicht ausstehen, sie so zu sehen.
    Leila machte offenbar Überstunden. Die Schnellgaststätte lag in der Nähe der Badeanstalt, und an manchen heißen Tagen erschienen einige Kellnerinnen einfach nicht zur Arbeit. «Ich hab meine Tage gekriegt», jammerten sie dann dem Geschäftsführer am Telefon vor. «Scheußliche Krämpfe, ehrlich.»
    Leila hatte ihr davon erzählt und erklärt, was es bedeutete.
    «Mit deinen acht Jahren bist du zwar noch ziemlich klein, aber bei mir hat Mama sich nie zu einem Gespräch aufgerafft, und wie’s dann passiert ist, konnte ich vor lauter Rückenschmerzen kaum nach Hause laufen und dachte, ich würde gleich tot umfal-len. Ich will nicht, daß es dir auch so geht, und ich möchte auch nicht, daß andere Kinder irgendwelche dunklen Andeutungen machen und du dir sonst was vorstellst.»
    Elizabeth tat ihr Bestes, das Wohnzimmer einigermaßen in Ordnung zu bringen. Sie ließ die Jalousien dreiviertel herunter, um die allzu grelle Sonne abzuhalten. Sie leerte die Aschenbe-cher, wischte die Tischplatten ab und räumte die Bierflaschen weg, die Mama und Matt vor ihrem Krach geleert hatten. Danach ging sie in ihr Zimmer, das gerade Platz bot für ein Bett, eine Kommode und einen Rohrstuhl mit geborstenem Sitz. Leila hatte ihr zum Geburtstag eine weiße Tagesdecke aus Chenille geschenkt und ein gebrauchtes Bücherregel gekauft, das sie rot gestrichen und an die Wand gehängt hatte.
    Mindestens die Hälfte der Bücher im Regal waren Theaterstücke. Elizabeth suchte sich einen ihrer Lieblinge heraus, «Unsere kleine Stadt». Leila hatte voriges Jahr in der High School die Emily gespielt und ihre Rolle so oft mit Elizabeth geprobt, daß die sie ebenfalls auswendig konnte. Manchmal las sie sich während der Rechenstunde ein ganzes Theaterstück lautlos aus dem Kopf vor. Das machte ihr weitaus mehr Spaß, als das Ein-maleins herunterzuleiern.

    Sie mußte eingedöst sein, denn als sie die Augen aufschlug, beugte sich Matt über sie. Sein Atem roch nach Tabak und Bier, was noch schlimmer wurde, als er lächelte und dabei zu keuchen begann. Elizabeth wich zurück, aber sie konnte sich ihm nicht entziehen. Er tätschelte ihr Bein. «Muß ja ’n ziemlich langweiliges Buch sein, Liz.»
    Er wußte genau, daß sie Wert darauf legte, mit vollem Vor-namen angeredet zu werden.
    «Ist Mama wach? Dann kann ich anfangen, das Abendessen zu machen.»
    «Deine Mama wird noch ’ne Weile schlafen. Wie wär’s, wenn ich mich ’n bißchen hinlege und wir beide dann vielleicht gemeinsam lesen?» In Sekundenschnelle wurde Elizabeth an die Wand geschubst, und Matt machte sich auf dem Bett breit. Sie begann sich zu winden. «Ich steh jetzt auf und fange mit den Hacksteaks an», sagte sie, bemüht, ihre Angst nicht zu zeigen.
    Er hielt ihre Arme mit festem Griff umklammert. «Vorher umarmst du Daddy erst mal so richtig lieb, Schätzchen.»
    «Du bist nicht mein Daddy.» Blitzartig erkannte sie, daß sie in der Falle saß. Sie wollte versuchen, Mama durch Rufen zu wek-ken, aber jetzt küßte Matt sie.
    «Bist ’n hübsches kleines Ding», murmelte er. «Aus dir wird später mal ’ne richtige Schönheit.» Seine Hand glitt über ihr Bein, tastete sich weiter nach oben.
    «Ich mag das nicht», sagte sie.
    «Was magst du nicht, Baby?»
    Und dann sah sie über Matts Schulter hinweg Leila in der Tür stehen. Ihre grünen Augen waren dunkel vor Wut. Blitzschnell hatte sie das Zimmer durchquert und Matt so kräftig am Schopf gepackt, daß sein Kopf zurückschnellte, wobei sie ihn heftig anschrie – alles Wörter, die Elizabeth nicht verstand. Und dann brüllte sie: «Schlimm genug, was die anderen Kerle mir angetan haben, aber ich bringe dich um, wenn du sie auch nur anrührst!»
    Matts Füße landeten krachend auf dem Boden. Mit einer Seitwärtsdrehung versuchte er, sich von Leila freizumachen.
    Doch sie hatte sein langes Haar
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