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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen
Autoren: Bear Grylls
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kräftezehrende Angelegenheit,
denn in den Sommermonaten ist es hier höllisch heiß.
    Nachdem wir die absolut härtesten und brutalsten militärischen
Trainingsmethoden über uns ergehen lassen mussten, die man sich
nur vorstellen kann, waren am Ende von ursprünglich zwölf Rekruten nur noch vier übrig. Wir mussten von morgens bis abends nonstop
marschieren, robben und kämpfen; wir mussten bergeweise Steine
umschichten, wurden lebendig im Wüstensand eingegraben und
mussten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche laufen und
nochmals laufen. Wir bekamen einen Eintopf aus gekochter Kamelhaut und altes Brot zu essen - und das Tag für Tag, Woche für Woche. Wir schleppten unsere müden Knochen durch die Wüste, bis wir
unter dem Gewicht unseres Rucksacks, der bis oben hin mit Sand gefüllt war, irgendwann zusammengebrochen sind.
    Ich hatte das große Glück, mit fantastischen Teams Expeditionen
zu unglaublichen Orten auf dieser Welt zu unternehmen: So durfte ich auf den Spuren von Buschpilot und Goldsucher Jimmy Angel als
Erster mit einem motorisierten Gleitschirm das Hochplateau mitten
im Regenwald von Venezuela - jene „Vergessene Welt" des Sir Arthur
Conan Doyle - überfliegen, von wo aus sich die Angel Falls, die
höchsten Wasserfälle der Welt, in die Tiefe stürzen. Oder ich durfte
die Antarktis, diese weiße Wüste aus Schnee und Eis, erkunden und
erstmals auf Eisberge klettern. (Bei dieser Expedition habe ich mir bei
einem Sturz zwar die Schulter gebrochen, aber man kann ja schließlich nicht jede Herausforderung meistern!)

    Danach haben wir wieder eine Himalaja-Expedition gestartet, bei
dem mein Kumpel Gilo und ich mit einem motorisierten Gleitschirm
über den Mount Everest geflogen sind. Auch mit diesem Abenteuer
haben wir Spenden gesammelt, dieses Mal für die „Global Angels
Foundation" - eine außergewöhnliche Kinderhilfsorganisation, die
sich für die bedürftigsten Kinder in aller Welt stark macht. Doch dieser Flug war eine weitere Mission, die fast tödlich geendet hätte.
    Denn sämtliche Flug- und Wetterexperten prognostizierten uns,
dass dieses Vorhaben ziemlich sicher in einer Katastrophe enden würde - angefangen bei steif gefrorenen Fallschirmen bis hin zu unkontrollierbaren Winden mit Orkanstärke; angefangen bei unmöglichen
Startbedingungen bis hin zu extremen Bruchlandungen. Dabei hatten sie sich zuvor noch nicht einmal mit der Frage beschäftigt, ob es
denn möglich ist, einen kleinen motorisierten Gleitschirm zu entwickeln, dessen Motor stark genug wäre, um überhaupt in diese Höhe
vorzudringen.
    Selbst für den Fall, dass man so einen Motor bauen könnte, wäre er
mit Sicherheit viel zu schwer, als dass wir uns dieses Fluggerät auf den
Rücken schnallen könnten. Aber wir haben es dennoch geschafft: Gilo
hat den absolut leistungsstärksten aufgeladenen Einspritzmotor für einen Ein-Mann-gesteuerten Gleitschirm aller Zeiten entwickelt und gebaut - und mit Gottes Hilfe haben wir es dann irgendwie geschafft, mit
diesem Monstrum auf unserem Rücken in die Lüfte zu steigen.
    Dank optimaler Wetterbedingungen und einer gehörigen Portion
Tollkühnheit (inklusive etwas Muffensausen) haben wir die Skeptiker
eines Besseren belehrt - selbst am Ende, als wir mühelos am Fuß des Everest-Massivs treffsicher auf beiden Füßen gelandet sind. Das war
präzise Maßarbeit. Mission erfolgreich durchgeführt.

    Wenig später leitete ich die erste Expedition, die in einem RIBSchlauchboot die Route der legendären arktischen Nordwestpassage
abfuhr - es war eine Mission, auf der ich zweifellos nicht nur mit einigen der lebensfeindlichsten Landschaften Bekanntschaft gemacht
habe, sondern ab der Beaufortsee auch mit einigen echten Monsterwellen. Falls man jedoch in dieser extrem rauen und schwer zugänglichen Gegend in unangenehme Situationen gerät, stehen die Chancen,
gerettet zu werden, ziemlich schlecht.
    Durch Zufall haben wir sogar auf einer der vielen Tausend winzigen unerforschten und ringsum von Eisschollen umgebenen Inseln,
einige wahrscheinlich von Europäern notdürftig angelegte Grabstätten gefunden, einen menschlichen Schädel sowie jede Menge Knochen. Die Knochenfunde stammen vermutlich von den Mitgliedern
einer Mitte des 19. Jahrhunderts verschollenen Expedition von Kapitän John Franklin, die, gefangen im Eis, durch Erfrieren und Verhungern den schlimmsten und qualvollsten Tod gestorben sind, den man
sich nur vorstellen kann - und das alles auf
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