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Schlaflos in Schottland

Titel: Schlaflos in Schottland
Autoren: Karen Hawkins
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verschwinden.“
    „Nein“, bestätigte Aggie. „Sie möchte nur, dass wir sie mögen.“ Christina spürte, wie in ihrer Kehle ein dicker Kloß wuchs. „Sie hatte also die ganze Zeit Heimweh, und wir haben alles noch viel schlimmer für sie gemacht.“
    „Ich wollte doch nur, dass Papa sich von ihr fernhält“, stieß Devon mit zitternden Lippen hervor. „Ich dachte nicht...“ Eine Träne lief über ihre Wange. „Ich ... ich wollte einfach nur Papa nicht verlieren. Wenn er uns verlässt, müssen wir zurück zu Mama, und ...“ Aus ihrer Brust stieg ein Schluchzen auf.
    „Nein!“ Christina packte Devon bei den Schultern. „Ganz egal, welche Gefühle Papa für seine neue Frau hat, er wird niemals aufhören, uns zu lieben.“
    Aggie strich mit ihrer Wange über die Haare ihrer Puppe. „Glaubst du das wirklich?“
    „Ja“, erklärte Christina mit fester Stimme, obwohl sie sich ganz tief in ihrem Herzen nicht ganz so sicher war.
    Daraufhin breitete sich Schweigen zwischen den Schwestern aus, das Devon als Erste wieder brach. „Ich weiß, dass Papa das gesagt hat, aber Mama hat aufgehört, uns lieben, als sie jemand anders gefunden hatte.“
    Christina dachte über die Worte ihrer Schwester nach.
    „Es gibt einen großen Unterschied zwischen Mama und Papa. Mama war nie sehr gut darin, eine Mutter zu sein. Sie war nicht gut in der Art von Liebe, die für immer anhält. Ihre Liebe ist eher so wie ein überraschender heftiger Schauer, der irgendwann nach einer langen Reihe von trockenen Tagen kommt und auch bald wieder vorbei ist.“
    „Und Papa?“, wollte Devon wissen.
    Christina lächelte. „Er ist wie ein guter, gleichmäßiger Regen, der dafür sorgt, dass der Garten frisch und grün bleibt, aber niemals unter Wasser steht.“ Sie rollte eine von Aggies Locken um ihren Finger. „Mama wusste nicht, wie sie uns besser lieben sollte, als sie es nun einmal tat. Und Papa hat immer alles so gut gemacht, wie er es nur konnte.“
    „Manchmal schreit er uns an“, stellte Aggie nickend fest. „Aber er meint es nicht so.“
    „Und manchmal schreit er herum, weil wir ihm so viel bedeuten, und er nicht weiß, wie er es uns zeigen soll“, ergänzte Christina.
    Devon dachte über diese Bemerkungen nach. „Das kommt aber nicht sehr oft vor. Meistens ist er guter Laune.“
    „Jedenfalls war das so, bis Catriona kam.“ Mit gerunzelter Stirn grübelte Christina eine Weile. „Ich dachte, das läge daran, dass er sie nicht heiraten wollte und nun böse war, weil er es doch tun musste. Aber jetzt frage ich mich, ob es nicht vielleicht so war, wie während der ersten Zeit, nachdem wir hergekommen waren, um bei Papa zu leben. Erinnert ihr euch, wie er sich damals verhalten hat?“
    „Er war ganz schweigsam und merkwürdig.“
    „Und wir waren genauso. Wir kannten ihn nicht gut und ...“ Christina stützte den Ellenbogen auf ihr Knie und stützte ihr Kinn in die Hand. „Das ist tatsächlich sehr interessant, wenn man darüber nachdenkt. Man könnte auf die Idee kommen ...“ In ihren blauen Augen war ein leerer Blick, während sie in die Ferne starrte.
    Devon ließ ihrer Schwester Zeit zum Nachdenken. Christina konnte sehr gut denken, sogar besser als Sokrates, sagte Papa. Wenn irgendjemand die komplizierten Gründe herausfinden konnte, warum Erwachsene sich so seltsam verhielten, dann war das ganz sicher Christina.
    Die sprang jetzt auf und begann, im Zimmer hin und her zu gehen. „Er benimmt sich, als wäre er wütend auf sie, dabei war es nicht ihre Schuld, dass sie gezwungen waren, zu heiraten.“ Devon zuckte mit den Schultern. „Und weiter?“
    „Es könnte also sein, dass er einfach nicht weiß, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll, und es wirkt nur so, als wäre er wütend. Es ist möglich, dass er sie in Wirklichkeit sehr gern hat und ihm das Angst macht.“
    „Papa hat vor nichts Angst“, behauptete Aggie im Brustton der Überzeugung.
    „Das stimmt nicht. Am Anfang hatte er sogar vor uns ein bisschen Angst. Ich glaube, vor Catriona fürchtet er sich sogar noch mehr, also versucht er, immer weiter wütend auf sie zu sein.“ Devon starrte auf ihre Hände.
    Gleichzeitig hob Aggie den Blick und sah Christina an. „Glaubst du, deshalb ist Mama immer so seltsam gewesen und hat uns nie nah an sich herangelassen? Weil sie Angst hatte, sie könnte uns zu sehr lieben?“
    Christina ließ sich neben ihrer kleinen Schwester auf dem Sofa nieder. „Ja. Genau das denke ich. Sie ist kein besonders
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