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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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seine Anwesenheit. Dafür, dass er ihr half, alles hinter sich zu lassen.
    »Gehen wir ein bisschen spazieren?«, fragte sie. »Ich muss dir was sagen.«
    »Natürlich.« Er legte die Stirn in Falten. »Ist was passiert?«
    »Nein. Aber ich habe eine Entscheidung getroffen. Gehen wir da hoch.«
    Sie deutete auf einen Wanderweg, der zum Höhenzug über dem Friedhof hinaufführte. Von dort oben würden sie einen großartigen Blick auf Marienbüren haben.
    »Jetzt sag schon«, meinte Vincent, als sie den ersten Aussichtspunkt erreicht hatten. »Was für eine Entscheidung?«
    Sanna setzte sich auf eine Steinmauer und holte Luft. Da stand eine Reihe von Fichten, darunter begann der Mischwald, und weiter unten war er bereits zu erkennen, der Kirchturm von Marienbüren.
    »Ich werde hierbleiben«, sagte sie. »In Marienbüren.«
    Vincent lächelte. Er setzte sich neben sie.
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Jakob war am Vortag aus seinem Koma erwacht. Die Ärzte konnten noch nicht abschätzen, welche bleibenden Schäden er davontragen würde. Aber er würde leben, das war inzwischen sicher. Er hatte den Sturz überlebt.
    Sanna konnte Marienbüren einfach nicht verlassen. Nicht, solange Jakob hier war. Sie wollte für ihn da sein. Er hatte so viel Schlimmes erlebt, und sie war der einzige Mensch, dem er vertraute. Da konnte sie nicht einfach alles hinter sich lassen. Sie war für ihn verantwortlich.
    Vincent hatte das irgendwie begriffen. Deshalb war er wohl nicht überrascht, von ihrer Entscheidung zu hören.
    »Aber das ist noch nicht alles«, sagte sie.
    »Was kommt denn noch?«
    Sie lächelte. »Tante Renate hat mir erzählt, dass beim Allgemeinen Sozialen Dienst eine Stelle als Sozialarbeiterin frei geworden ist. Hier in Marienbüren. Sie hat schon mit dem Leiter gesprochen, und der ist ganz interessiert. Ich soll meine Bewerbung vorbereiten.«
    »Du willst als Sozialarbeiterin arbeiten? Jetzt hast du es doch geschafft, mich zu überraschen.«
    »Ja. Ich glaube, es ist so weit. Es ist so ein Gefühl, ich kann es nicht erklären.«
    Vincent legte den Arm um sie und lächelte. Er verstand genau, was sie damit sagen wollte. Sie blickte jetzt nach vorn. Was in Kroatien passiert war, sollte nicht länger ihr ganzes Leben bestimmen.
    »Das ist gut«, sagte er. »Wirklich, das ist gut.«
    Sanna legte den Kopf an seine Schulter. Sie wandten sich dem Tal zu. Da war Marienbüren, das sich mit seinen alten Fachwerkhäusern und der Sandsteinkirche an den Hang des Teutoburger Walds schmiegte. Ein gutes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie würde in ihren Job zurückgehen. Mit der Vergangenheit abschließen. Ein neuer Lebensabschnitt würde beginnen.

    In seiner Berliner Praxis saß Klaus Marquart an seinem Schreibtisch und blickte mit düsterem Gesicht in den Raum. Sanna wollte also in Marienbüren bleiben. Er hätte es sich denken können. Sie war sturköpfig, so war sie schon immer gewesen. Wenn sie eines schon als Kind verstanden hatte, dann, ihm das Leben schwer zu machen.
    Doch ausgerechnet Marienbüren. Sie hätte sich wahrlich keinen schlechteren Ort aussuchen können. Er stieß einen schweren Seufzer aus.
    Sanna hatte ihr Herz an diesen Jungen gehängt. Auch das war typisch für sie. Jakob. Dieser arme Teufel. Er hatte den Sprung überlebt. Dabei wäre der Tod eine Erlösung für ihn gewesen. Für Menschen wie Jakob war das Leben eine Strafe, nicht der Tod. Doch das sah Sanna natürlich anders.
    Sein Handy klingelte. Er warf einen Blick aufs Display. Das wurde auch Zeit, dachte er und nahm das Gespräch entgegen.
    »Gibt es Neuigkeiten aus Bielefeld?«, fragte er.
    »Die Ermittlungen sind abgeschlossen«, sagte der Mann am anderen Ende. »Da kommt nichts mehr hinterher.«
    »Was ist mit Falko Herbst? Lassen die das auf sich beruhen?«
    »Es gibt keine Spuren. Sie müssen sich mit dem zufriedengeben, was sie haben. Was für die ja auch eine ganze Menge ist. Mein Informant sagt, da kommt nichts mehr hinterher.«
    »Gut. Dann weiß ich Bescheid. Ich kann nicht sagen, dass es mir leidtut.«
    Sein Gegenüber erwiderte darauf nichts. Er wechselte das Thema. »Was ist mit deiner Tochter?«
    »Sanna. Sie will unbedingt in Marienbüren bleiben. Sie ist dickköpfig. Das hat sie von mir.«
    »Das gefällt mir nicht. Aber du wirst schon das Richtige tun.«
    »Das kann ich dir versichern. Sie wird nach Berlin zurückkommen. Am Ende hat sie noch immer auf mich gehört.«
    Nach dem Telefonat saß er eine Weile da und blickte ins
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