Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste
Autoren: Thomas Keneally
Vom Netzwerk:
Nacht bemüht haben, Sie zu retten. Danken Sie Stern und Pemper und jenen anderen, die schon seit den Tagen in Krakau jeden Moment um Ihretwillen ihr Leben riskiert haben. Es ist eine Ehrensache, Ordnung zu halten, solange Sie hier sind. Auch untereinander sollten Sie Menschlichkeit und Gerechtigkeit walten lassen, darum bitte ich Sie ausdrücklich. Und meinen persönlichen Mitarbeitern danke ich von ganzem Herzen für die Opfer, die Sie gebracht haben.« Er kam von einem Punkt zum anderen, wiederholte manches, kam auf anderes zurück und gelangte dann zu der verwegensten Stelle dieser Rede: Er bedankte sich bei den Wachmannschaften der SS dafür, daß sie sich geweigert hätten, die ihnen erteilten barbarischen Befehle auszuführen. Manche Häftlinge fragten sich dabei besorgt: Uns hat er aufgefordert, nicht zu provozieren, und was macht er selber? Denn die SS war immerhin die SS von Göth und Hujer und John und Scheidt. Es gab Dinge, die ein SS-Mann sich beibringen ließ, Dinge, die er tat und die er sah, die die Grenze seiner Menschlichkeit markierten. Und es schien, als bewege Schindler sich gefährlich nahe an dieser Grenze.
    »Ich danke den versammelten Bewachern von der SS, die sich nicht freiwillig zu diesem Dienst gemeldet haben und als Familienväter längst begriffen haben, wie verabscheuungswürdig und sinnlos der Dienst ist, zu dem man sie kommandiert hat. Sie haben sich hier vorbildlich menschlich und korrekt verhalten.«
    Die Gefangenen begriffen nicht, daß Schindler hier jenes Werk beendete, das er am Abend seines Geburtstages begonnen hatte, dazu waren sie viel zu verblüfft. Er setzte die SS als Kampftruppe außer Gefecht, denn wenn sie sich hier anhörten, was er als human und korrekt bezeichnete, ohne zu widersprechen, dann blieb ihnen nichts übrig als abzuziehen.
    »Zum Schluß bitte ich alle Anwesenden um drei Minuten Schweigen für die unzähligen Opfer, die in den grausamen Jahren umgekommen sind.«
    Und man gehorchte. Oberscharführer Motzek und Helene Hirsch; Lusia, die in der vergangenen Woche erstmals aus dem Keller gekommen war; Schönbrunn, Schindlers Frau und Goldberg. Es schwiegen die, welche kaum abwarten konnten, daß die Zeit endlich vorbei wäre, und die, welche auf dem Sprung standen zu flüchten. Am Ende des lärmendsten aller Kriege herrschte in dem Saal mit den großen Maschinen völlige Stille. Dann marschierte die SS rasch aus der Halle. Die Häftlinge blieben zurück, schauten sich um und fragten sich, ob nun sie im Besitz der Walstatt seien. Schindlers wurden auf dem Weg zu ihrer Wohnung aufgehalten, Lichts Ring wurde übergeben. Schindler bewunderte ihn ausgiebig, zeigte seiner Frau die Inschrift, ließ sie sich von Stern vorlesen.
    Als er fragte, woher das Gold stamme, und hörte, es sei Jereths Zahngold, erwartete man, ihn darüber lachen zu hören. Jereth war bei denen, die Schindler dies Geschenk übergeben hatten, und war seiner Zahnstummel wegen schon gefrozzelt worden. Schindler aber wurde sehr ernst und steckte den Ring an den Finger. Niemand bemerkte etwas davon, doch war dies der Moment, an dem die Häftlinge wieder sie selber wurden und Schindler künftig abhängig von ihrer Großmut.
     
    Kapitel 38
    In den Stunden, die auf Schindlers Ansprache folgten, desertierte die Wachmannschaft. In der Fabrik wurden die ausgewählten Gruppen derweil mit den von Schindler gekauften Waffen versehen. Man hoffte, um ein Gefecht mit der SS herumzukommen, das doch nur rituellen Charakter haben konnte. Gefechtslärm würde nur flüchtende Truppenteile aufmerksam machen, davor hatte Schindler ausdrücklich gewarnt. Immerhin, einigte man sich nicht mit der SS, würde man am Ende die Wachtürme mit Handgranaten unschädlich machen müssen.
    Es kam dann aber ganz anders. Die Torposten übergaben ihre Waffen anstandslos.
    Vor dem Eingang zur SS-Unterkunft entwaffneten Pfefferberg und Jusek Hörn denLagerkommandanten Motzek, der als vernünftiger Hausvater darum bat, man möge ihm nichts antun. Pfefferberg nahm ihm die Pistole weg und hielt ihn eine Weile fest. Motzek rief nach Schindler, damit der ihn vor Ungemach bewahre, und man ließ ihn heimgehen.
    Die Türme waren verlassen, alle diesbezüglichen Überlegungen hätte man sich sparen können. Sie wurden jetzt von bewaffneten Häftlingen besetzt, was auf jeden Vorüberkommenden den Eindruck machen mußte, als sei die alte Ordnung noch in Kraft.
    Um Mitternacht war weit und breit kein männlicher oder weiblicher Angehöriger der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher