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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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Blutfleck auf seiner Uniformjacke wurde größer und größer. Hamnets Hand hatte ohne zu zögern abgedrückt.
    Auch der Kapitän bewegte sich nicht, und Hamnet konnte nicht erkennen, ob er tot oder nur bewusstlos war, sah aber keine Wunde. Vielleicht war er wirklich nur in Ohnmacht gefallen. Dann begannen Janacs graue Augen zwischen der aschfahlen Haut zu flackern und schauten langsam von einem zum andern, von Tosh zu Hamnet, während sein Revolver noch immer in der geöffneten Hand lag. Ein letztes Mal versuchte er, ihn abzufeuern, aber das Gewicht und der Abzug des Kalibers .45 waren zu viel für ihn.
    Hamnet starrte Tosh an. »Es muss nicht so enden, Tosh. Nimm deine Männer und dein Schiff und hau ab. Ich will nur meinen Sohn!«
    Janacs schmale Lippen begannen zu zittern, als er zu sprechen versuchte, und ein dünnes Rinnsal aus Blut floss zwischen den geschwärzten Bartstoppeln über sein Kinn. Dann blieben alle drei Männer in ihrem Blut liegen und schwiegen.
     
     
    Kapitel 30
     
    Wieder ertönte erst ein Knistern und Rauschen, ehe eine Geisterstimme in die Pattsituation einbrach: »Janac, hier ist Edi, over.«
    Toshs Blick ging zu Hamnet, wobei sich nur die haselnussbraunen Augen in seinem sonst starren Gesicht bewegten.
    »Du solltest das Funkgerät ausschalten, bis die Sache hier zu Ende ist«, brummte Hamnet.
    Langsam schob Tosh seine linke Hand zum UKW-Gerät an seinem Gürtel, während die rechte den Gewehrlauf unter seinen verletzten rechten Schenkel schob, sodass er auf Hamnet zielte.
    »Ganz ruhig«, drohte Hamnet und blinzelte, um besser sehen zu können.
    Tosh zog eine Grimasse. »Noch haben wir keinen Vertrag miteinander, Kamerad.«
    Die Mündung seiner Waffe kam zum Stillstand, und er fand die Sendetaste seines Funkgeräts und drückte sie. »Nur Geduld, Edi. Wir sind noch mit dem Kapitän beschäftigt, aber es ist alles unter Kontrolle – wir können bald abhauen.« Seine Stimme hallte durch die Brücke, und es gab eine Rückkopplung mit Janacs Funkgerät.
    »Verstanden, Tosh«, ertönte die Antwort in Stereo.
    Tosh befestigte das UKW-Gerät wieder an seinem Gürtel, und der Schmerz hätte fast seine sorgfältig vorgetragene Gelassenheit zu Fall gebracht. Dann warf er einen Blick auf Janac. Dessen Augen waren geschlossen, er wirkte ziemlich geschwächt, und nur ein sanftes Heben und Senken des Brustkorbs zeigte an, dass er noch am Leben war.
    »Janac hat dich hier erwartet, und weil er dich beschatten ließ, wusste er genau, dass du untergetaucht bist, und hat sich ausgerechnet, dass du hier wieder auftauchen wirst. Und deshalb hat er dein Kind hierher geschleppt und das Theater hier aufgebaut. Damit du dich entscheiden musst: dein Kind gegen drei von der Crew. Das geht an die Eier! Und du solltest wissen: Die Triaden haben einen Preis auf ihn ausgesetzt.« Er lachte heiser und schmerzverzerrt.
    »Sie sollen das Geld der Witwenkasse der Handelsmarine überweisen«, antwortete Hamnet. Der Brechreiz bei jeder Kopfbewegung war nach der ersten Schmerzwelle verschwunden, jetzt empfand er nur noch ein dumpfes Pochen, sein Arm schien nicht gebrochen, die Blutung war fast zum Stillstand gekommen, und er ging davon aus, dass er nicht mehr ohnmächtig werden würde. Jedenfalls nicht gleich.
    Tosh grunzte: »Wenn wir uns also nicht gegenseitig umbringen, wie soll’s dann weitergehen?«
    »Ganz einfach, gib mir die Waffe, und dann bleibst du hier, bis alle deine Männer vom Schiff verschwunden sind und ich meinen Sohn habe. Soweit ich weiß, gibt es keine Halbleiter auf dem Schiff, ich hab’ das nur erfunden. Aber ihr könnt euch an den Heuergeldern im Safe schadlos halten.« In diesem Moment bewegte sich der Kapitän und stöhnte auf, aber die beiden Männer ignorierten ihn, und Hamnet fuhr fort: »Gib deinen Männern über Funk Anweisung, das Geld zu nehmen und zu verschwinden. Und bring mir meinen Sohn. Dann lass’ ich dich gehen.«
    Der Pferdeschwanz schaukelte langsam hin und her. »Das reicht nicht. Wir müssen eine bessere Beute machen.«
    »Nehmt euch, was immer ihr auf der Ladeliste findet, falls ihr noch so lange hier rumhängen wollt. Ich habe nämlich ein Mayday abgesetzt, bevor ich aus dem Rettungsboot raus bin.« Natürlich hatte er dazu nicht genügend Zeit und auch gar keine Gelegenheit gehabt, aber sogar wenn Tosh den Bluff roch, konnte er nicht sicher sein.
    Tosh dachte nach und kam zu dem Schluss, dass das Geld das Risiko nicht Wert war. Er könnte behaupten, dass er Janac matt
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