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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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Ziel. Hamnet musste sich nur umdrehen, zielen und abdrücken. So einfach war es.
    Er sprang durch die Türöffnung und legte die Waffe in einer geschmeidigen Bewegung an. Ein senkrechter, weißer Lichtstrahl erschien im Visier, und er sah Janac, der am Kartentisch lehnte, die Rückwand der Brücke zu seiner Linken. In weniger als einer Sekunde tanzte der Lichtstrahl auf Janacs Gesicht, aber das war immer noch zu langsam. Janac hatte das leise Geräusch gehört und schaute von seinem Gefangenen auf. Er hatte nicht mehr genug Zeit den Revolver, den er bereits aus dem Holster gezogen hatte, hochzureißen und auf Hamnet zu richten, sondern konnte die Mündung nur noch ein paar Grad korrigieren. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Dann krachte die Smith & Wesson mit ihrem Kaliber .45 auf den Hinterkopf des Kapitäns nieder, und Hamnet und Janac sahen sich in die Augen, als Hamnet mit dreieinhalb Pond Abzugsgewicht den Hahn spannte und dann zögerte.
    Drei Meter vor ihm, bei zehn Uhr links von Hamnet, stand Tosh mit dem Rücken zu ihm. Der Schotte war zu sehr mit dem widerspenstigen Feuerzeug beschäftigt gewesen, um irgendetwas anderes zu registrieren, bis er Janacs starren Blick und die Waffe herumschwenken sah. Feuerzeug und Zigarette fielen ihm aus der Hand, und er versuchte noch, sich umzudrehen und zu feuern, aber dazu war er viel zu langsam in die Gänge gekommen.
    »Ich bring’ ihn um«, schrie Hamnet. »Keine Bewegung.«
    Auch Tosh bremste sich wie vorher schon Janac. Seine rechte Hand verhielt auf halbem Weg über der Brust wenige Zentimeter vor dem Abzug seiner MP5. Der Brustgurt hätte ihm ohne weiteres ermöglicht zu schießen, aber jetzt musste er sich umdrehen und Hamnet anschauen, und die Sicherheit ging vor.
    »Hände weg von der Waffe!«, brüllte Hamnet ihn an.
    Keiner bewegte sich, und Tosh schaute zu Janac. Aber dessen graue Augen waren auf Hamnet gerichtet, und in Hamnets Vorstellung vermischte sich das Bild mit Soeys Blut, so als hätte die rote Nachtbeleuchtung einen alten Dämon heraufbeschworen.
    Doch der Dämon konnte ihn nicht davon abhalten, den Blick von Janac abzuwenden, und es galt Tosh, als er mit cooler Stimme sagte: »Lass das. Ich werde mit Janac und dir Schluss machen, bevor du auch nur in die Nähe des Abzugs kommst. Streck die Hände so vor, dass ich sie sehen kann! Weit weg von der Waffe!«
    Tosh stand stocksteif da und taxierte die Lage. Seine ursprüngliche, instinktive Reaktion war richtig, schätzte er. Hätte er versucht zu schießen, wäre Janac fällig gewesen, deshalb hatten die vielen Jahre treuer Gefolgschaft für den Boss seine Hand gelähmt. Ohne Zweifel hätte Hamnet abgedrückt, davon war er überzeugt. Er hatte Soey gesehen. Aber jetzt schlich sich eine andere Frage in seinen Kopf ein. Also begann er, die Situation neu zu überdenken, während er gehorsam die Hände so weit vorstreckte, dass Hamnet sie gut sehen konnte. Gleichzeitig begann er, sich langsam, ganz langsam umzudrehen.
    Janac fixierte Hamnet immer noch unerbittlich. Seine Wut darüber, dass Hamnet seine Männer ausgetrickst und erledigt hatte, zeigte er aber nicht, denn er war sich im Klaren darüber, dass ihn das nicht weitergebracht hätte. Und genau wie Tosh war er davon überzeugt, dass Hamnet sofort schoss, falls man ihn provozierte.
    »Wie auch immer, Phillip. Dir ist natürlich klar, dass ich den Kapitän töten muss, wenn du auf mich schießt.« Die Andeutung eines Grinsens zeigte sich auf den schmalen Lippen. »Falls wir überhaupt davon ausgehen wollen, dass du mich mit diesem Ding auf eine Entfernung von fünfzig Fuß triffst. Dann ist die Reihe an Tosh – und du stirbst. Und dann stirbt dein Sohn, denn er ist auf dem Schiff, Phillip. Wir haben dich erwartet. Du kannst ihn mitnehmen – es handelt sich um das vierte Schiff. Also nimm die Waffe runter.«
    »Keine Bewegung!«, herrschte Hamnet ihn an. Er war bereit, sofort zu reagieren, falls Tosh nach dem MP5 griff, aber es war eine unerfreuliche Überraschung, dass der Schotte ihn fast außerhalb seines Gesichtsfeldes einfach nur anstarrte. Nichtsdestotrotz ließ er weiterhin die Augen nicht von Janac. »Tosh, stimmt’s? Bleib einfach so – und nimm die Hände etwas weiter weg vom Gewehr, bitte.«
    »Aye, okay, entspann dich«, Tosh stand wie angewurzelt, starrte Hamnet an und ging etwas in die Knie, während er auf den richtigen Zeitpunkt wartete. Wäre Hamnet ein Profi, so hätte Tosh keine Chance gehabt, das wusste er genau. Aber nach Lage
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