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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall
Autoren: Andrea Schacht
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auch«, sagte Xavier ungerührt. »Tiere können das.«
    »Dann scheint die Korrigane sie wohl häufig zu ärgern.«
    »Könnte sein. Die sind bekannt dafür, dass sie mit anderen Lebewesen Schabernack treiben.« Und dann grinste Xavier Kelda breit an. »Sie können auch flechten und knoten.«
    »Oh«, sagte Kelda.
    »Was heißt das?«, fragte Simon.
    »Ach nichts …«
    Etwas ziepte an seinem Kopf, und er fuhr sich mit derHand durch die Haare. Xavier sah zwischen ihm und Kelda hin und her.
    »Aha«, sagte er.
    Kelda wurde rot.
    Und Simons Herz machte einen Schlag mehr.
    Kelda räusperte sich.
    »Wir haben ja nun herausgefunden, dass dieses hier Herri Trobiants Haus war. Und Simons Fragen sind damit wohl beantwortet«, sagte sie. »Aber mich würde immer noch interessieren, was mit dem Filou Jerôme geschehen ist. Dass er Herris Witwe in unziemlicher Geschwindigkeit geheiratet hat, ist das eine, dass er dabei das nicht unbeträchtliche Vermögen in die Hand bekommen hat, das Herri zu Lebzeiten angesammelt hat, dürfte ein Grund dafür sein.«
    »Und dass Herri samt Sohn an jenem zwölften September in einem Logger ausgelaufen, der leckgeschlagen war, war sicher mehr als ein Zufall«, meinte Marie-Claude. »Wenn das kein Zufall war, dann war er nicht nur ein Filou, sondern ein Mörder.«
    »So vermutete mein Großvater wohl«, sagte Simon. »Er war damals vierzehn und ein cleveres Kerlchen. Er wollte nicht zurück, weil er Angst vor seiner Mutter hatte. Ich habe den schrecklichen Verdacht, dass nicht nur Jerôme für diesen Schiffbruch zuständig war.«
    »Jeanne war immer eine unzufriedene Frau«, sagte Paulette. »Sie hat Herri vermutlich nur ungern geheiratet, denn Lukaz war ein Malheur. Ja, es ist nicht auszuschließen, dass sie den jungen, erfolgreichen Pariser vorgezogen hat. Was für eine grässliche Geschichte!«
    »Jerôme war ein Mörder«, murmelte Xavier.
    Simon drehte sich zu ihm um. »Hast du Beweise?«
    »Nicht für diese Tat. Jerôme war es, der meine Familie verraten hat.«
    »Ein Kollaborateur?«
    Xavier nickte. Dann trank er einen großen Schluck Cidre, als ob er einen schlechten Geschmack herunterspülen musste.
    »Ich habe damals geschworen zu schweigen. Ich hätte es auch getan, bis ins Grab. Aber dann, Madame Kelda, erschienen Sie. Und Yves hat Ihnen sein morsches Häuschen vermietet. Und so kam es ans Licht.«
    »Er wurde von der Résistance erschossen?«
    »Ja. Wir nutzten das alte Fischerhaus damals als Treffpunkt und Waffenlager. Und als wir seiner habhaft wurden, brachten wir ihn dahin. Ich selbst habe ihm die Pistole an den Kopf gehalten und abgedrückt.« Xavier senkte seinen Blick. »Und ausgerechnet eine Deutsche bringt es ans Licht. Komisches Schicksal.«
    Sie schwiegen.

A kind of Magic
    Am späten Nachmittag wanderte Kelda wieder über den Zöllnerpfad entlang der Côte des Naufrages. Die kurze Dünung glitzerte zwischen den Felsen, Kinder spielten am Strand. Möwen schaukelten auf dem Wasser. Trügerisch ungefährlich lag das blaue Meer unter dem blauen Himmel. Der Leuchtturm von Pontusval ragte weiß schimmernd über dem grauen Granit, eine leichte Brise wogte durch das graugrüne Gras.
    Ihr Urlaub ging zu Ende. Nächste Woche musste sie wieder zurückfahren. Ohne Matt.
    Ein neuer Lebensabschnitt erwartete sie.
    An einem verwitterten hölzernen Steg setzte sie sich nieder und sah zu den Wölkchen auf, die der Wind vor sich hertrieb.
    Von irgendwo her erklang wieder die leise Flötenmusik und mischte sich in das Rauschen der Wellen und die Schreie der Möwen.
    Oder bildete sie sich das nur ein?
    Das Land war wie gemacht dafür, an Magie zu glauben. Und seltsame Zufälle.
    Ein Arm legte sich um ihre Schultern.
    Sie zuckte zusammen.
    Aber es war nicht Matt.
    »Simon?«
    »Woran denkst du, Kelda?«
    »Dass ich heimkehren werde.«
    »Ja, ich auch.«
    Überrascht drehte sie sich zu ihm hin. »Tatsächlich?«
    »Ja, im Herbst. Ich habe heute ein Angebot angenommen, das schon seit drei Wochen auf meinem Schreibtisch liegt. Ich konnte mich nicht entscheiden, aber …«
    »Aber jetzt hast du gefunden, was du gesucht hast.«
    »Sieht so aus.«
    Sie lehnte sich an ihn und schloss die Augen. »Ich habe von dir und Luc geträumt.«
    »War es arg grässlich?«
    Sie seufzte.
    Er küsste sie auf die lächelnden Lippen.
    »Ja, so ungefähr war es.«
    »Luc le Gamache oder ich?«
    »Tja, wenn ich das so genau wüsste.«
     
    Sie gingen Hand in Hand zurück zum
Marée bleue
.
     
    Soquette saß unter
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