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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall
Autoren: Andrea Schacht
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ihrem Hortensienbusch und wartete, dass die Sonne unter- und der letzte Gast wegging. Der ging aber nicht – Simon blieb einfach sitzen und schmuste mit Kelda herum. Dabei hatte sie Pflichten übernommen. Außerdem lauerte das spitzohrige Miststück schon wieder oben auf einem der blauen Blütenballen, um ihr die Sahne streitig zu machen.
    »Siehst du, das hat gewirkt, obwohl du ihr aufs Kissen gepinkelt hast«, zischelte Gwenaëlle zu Soquettes Pelzöhrchen hinunter.
    »Ach, das hast du mit der Knüpferei bewirkt?«
    »Tjaaaa.«
    »Und darüber vergisst sie jetzt meine Sahne.«
    »Meine Sahne.«
    »Pff.«
    Soquette erhob sich und stiefelte zu Kelda. Höchst majestätisch baute sie sich vor ihr auf und forderte ihren Tribut.
    »Oh, Simon, die Süße habe ich beinahe vergessen. Ich muss mich um ihren Schlummertrunk kümmern.«
    »Das musst du auf jeden Fall. Nimm das Schälchen, das Xavier heute mitgebracht hat.«
    »Na gut. Wenn man Crêpes von Sèvres speisen kann, dann kann die Katze auch Sahne im Waterford serviert bekommen.«
    Das allerdings war Soquette Schwanzspitze wie Schnurrhaar. Viel aufmerksamer fand sie es, dass Kelda nicht nur das Kristallschälchen, sondern auch ein hübsches, mit Blumen verziertes Schüsselchen danebenstellte. In beiden ausreichend Weißheit für sie und Gwenaëlle.
    Das erste Mal, seit sie in das Haus eingezogen war, konnte sie in Frieden ihre Sahne ausschlappen.
    Gwenaëlle schaukelte in den Blüten und summte eine kleine, glückliche Melodie.

Nachwort
     
    Man muss sie mögen, die Bretagne. Wer Hotels und Pools und Strandbespaßung sucht, findet sie selten.
    Wer Einsamkeit, endlos lange Dünen, Stille und eine heimliche Magie sucht, findet sie.
    Die Mischung aus steinzeitlichen Monumenten, keltischer Lebensfreude, heidnischem Christentum und einer guten Portion Rebellentum macht den Zauber des Landes aus und ist die Quelle der zahlreichen Legenden, die dort erzählt werden.
    Natürlich gibt es den Leuchtturm von Pontusval, der seit gut hundertfünfzig Jahren den Fischern und Seeleuten der
Côte des Naufrages
den Weg in den sicheren Hafen weist. Und selbstverständlich steht die malerische Chapelle Pol zwischen den großen Granitblöcken. Der Men Marz ragt wenige Meter weiter auf, und Dutzende von runden Kieseln liegen in der Mulde knapp über Kopfhöhe.
    Es ist eine reizvolle, wilde Küste mit einer langen, aufregenden Geschichte, die man zu Fuß erkunden sollte. Dann entdeckt man an jeder Stelle neue kleine Wunder.
    Katzen und Korriganen gibt es auch.
    Ehrlich.

Tipps und Empfehlungen:
     
    Obwohl nicht besonders groß bietet die Bretagne doch eine erstaunliche Vielfalt unterschiedlicher Landschaften. Ich habe sie in den vergangenen zwanzig Jahren urlaubsmäßig einmal umrundet und immer wieder neue und aufregende Gebiete entdeckt.
     
    Beginnen wir im Süden, in der Gegend um Carnac. Sie beeindruckte mich nicht nur wegen der weltberühmten Steinreihen, den Alignements, sondern vor allem wegen der Halbinsel Quiberon. Ein schmales Stückchen Land ragt hier in den Atlantik hinein – auf seiner westlichen Seite eine raue, brandungsumtoste Felsküste, gegenüber, kaum einige Kilometer entfernt, eine blaue Lagune mit beinahe mediterranem Flair. In den Yachthäfen liegen die ausgefallensten Schiffe, man kann eine Überfahrt zu der Belle Île buchen, die ihren Namen »Schöne Insel« zu Recht trägt. An der engsten Verbindungsstelle zwischen Festland und Halbinsel thront das Fort de Penthièvre, das man eingehend betrachten kann, wenn man im Stau auf dem Isthmus feststeckt.
    Begibt man sich von der Quiberon weiter Richtung Westen, findet man das entzückende Künstlerstädtchen Pont Aven, durch das zu bummeln ein kulturelles Vergnügen ist. Besonders zu empfehlen ist hier natürlich das Musée des Beaux Arts.
    Noch einige Kilometer weiter westlich trifft man auf das mittelalterlich anmutende Concarneau, eine »Ville close«, eine befestigte Stadt. Hier hat mich ganz besonders das äußerst liebevoll gestaltete Fischereimuseum beeindruckt.
    Fährt man noch weiter nach Westen, ist das Ende der Welt erreicht. Die Halbinsel Crozon besticht durch einepittoreske Landschaft, windumtoste Steilküsten, tief eingeschnittene Fjorde, kleine Sandbuchten, verschwiegene Kapellen in einem Meer von Hortensien, Felsgrotten und beeindruckende Leuchttürme. Hier ist der kleine, geschichtsschwangere Ort Locronan und die sagenumwobene Abtei von Landévennec unbedingt einen Besuch wert.
    Meine liebste Gegend
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