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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die Beine trugen.
    Sie hoffte an Grahams Armen vorbeischlüpfen zu können, doch er blieb vornüber gebeugt stehen und hielt sie auf diese Weise gefangen.
    „Bleiben Sie", flüsterte er.
    Pamela schluckte. Das Herz schlug ihr hoch oben im Hals. Warum schaute er sie nur so an?
    „Bitte . . . ich möchte jetzt gehen..."
    „Fürchten Sie sich vor mir?"
    „Nein."
    Warum quält er mich, dachte sie. Er ist doch verheiratet und der Arbeitgeber meiner Eltern. Es ist unrecht von ihm, sich mir in dieser Weise zu nähern. Plötzlich erfaßte sie heftiger Zorn.
    Graham schien die Wandlung in ihren Augen zu erkennen, denn er richtete sich plötzlich auf und sagte: „Nein, die Augen haben Sie nicht von Ihrem Vater. Die seinen sind grün gesprenkelt. Haben Sie einmal darauf geachtet? Es ist ein grüner Kranz, der die Pupillen umgibt."
    Pamela senkte den Blick, um sich beruhigen zu können. Ich bin albern, dachte sie. Er meint es ja nicht böse. Es ist gut, daß ich mich beherrscht habe.
    „Howard . . . Ihr Vater . . . hat mich gebeten, Ihnen vorübergehend ein Zimmer im Haus zu überlassen. Selbstverständlich entspreche ich dem Wunsch gern."
    „Papa bemüht sich schon seit Tagen, ein Zimmer für mich zu mieten. Aber bis jetzt hat es noch nicht geklappt."
    „Zunächst bleiben Sie hier bei uns, Pamela. Wie lange wohnen Sie nun schon im Hotel?"
    „Genau acht Tage . . . seit meiner Rückkehr aus der Schweiz."
    „Ich hoffe doch, es hat Ihnen im Internat gefallen?"
    „Gewiß, aber ich bin froh, wieder zu Hause zu sein."
    „Ich weiß wirklich nicht, weshalb Ihr Vater so sehr darum bemüht ist, Sie in der Stadt einzuquartieren. Wir haben hier wirklich genug Platz, und ich kann nur sagen, daß Sie mir sehr willkommen sind."
    „Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber..."
    „Nun?"
    „Was wird die gnädige Frau dazu sagen?"
    „Oh, da dürfen Sie ganz beruhigt sein. Ann ist ein äußerst großzügiger Mensch. Im übrigen ist sie im Moment gar nicht da . . ."
    „Ist sie verreist?"
    „Ja . . . man kann es so nennen. Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Pamela. Ich habe Sie gern. Es tut gut, Sie in der Nähe zu wissen. Jugend ist eine so köstliche Gabe..."
    „Aber die gnädige Frau ist doch auch sehr jung", sagte Pamela errötend.
    Graham nickte. „Gewiß. Aber Anns Jugend ist von anderer Beschaffenheit . . . ihr fehlt ein wenig von dem unschuldigen Schmelz, der Sie auszeichnet, Pamela."
    „Vielen Dank."
    „Noch eins Pamela. Ich habe bemerkt, daß Sie bei Ihren Besuchen regelmäßig den Hintereingang benutzen. Das möchte ich nicht. Benutzen Sie bitte in Zukunft die Vordertür. Schließlich sind Sie nicht meine Angestellte, sondern ein lieber Gast!"
    „Oh, aber es macht mir wirklich nichts aus...“
    „Nein, Pamela. Ab sofort die Vordertür! Einverstanden?"
    Pamela nickte und stand auf. „Es wird Zeit, daß ich ins Hotel zurückgehe."
    Graham blickte auf die Uhr. „Es ist schon spät geworden, Pamela. Ich werde Sie hinfahren. Das ist Ihnen doch recht?"
    „Das ist wirklich nicht nötig, Sir. Ich bin nur eine Viertelstunde zu Fuß unterwegs, und ich laufe gern ein wenig."
    „Wir wohnen hier in einer ziemlich einsamen Gegend, Pamela. Ich möchte nicht, daß man Sie allein auf der Straße antrifft."
    „Papa kann mich ja begleiten."
    „Unsinn, Pamela. Mein Wagen ist in weniger -als zwei Minuten startklar. Ich bringe Sie ins Hotel."
    „Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen."
    Zehn Minuten später rollten sie mit dem großen, schweren Humber auf die Straße. Graham, der sich seinen Mantel übergestreift hatte, drehte das Radio an und lächelte zufrieden, als dezente Tanzrhythmen aus dem Lautsprecher klangen.
    „Hören Sie gern Schlager?" fragte er.
    „Oh ja."
    „Hier in London gibt es eine ganze Anzahl hervorragender Orchester", meinte Graham. „Wenn Sie Jazz mögen, werden Sie auf Ihre Kosten kommen. Das gleiche gilt natürlich auch für klassische Musik."
    „Ich liebe beides."
    „Was werden Sie tun, wenn Sie ins Hotel zurückkehren?"
    „Ich lese noch ein wenig und lege mich dann schlafen."
    „So früh?"
    „Sie haben vorhin doch selbst gesagt, daß es schon spät sei..."
    „Natürlich. Zu spät, um allein durch die dunklen Straßen zu laufen, aber zu früh, um sich ins Bett zu legen. Kennen Sie London überhaupt?"
    „Gewiß."
    „Ich spreche von seinem Nachtleben."
    Pamela lächelte. „Ich war gerade zwölf Jahre alt, als mich Papa nach Montreux in das Internat brachte. Seitdem habe ich London nur
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