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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman
Autoren: Catherine Bourne
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schrie sie dem Filmteam zu: »Stalker!« Und deutete panisch mit dem Finger auf Cherry und Joanne. »Hilfe! Eindringlinge!«
    Dann wurde es sehr unangenehm. Aus allen Richtungen tauchten Männer in Shorts mit Kopfhörern auf, darunter auch ein Mann in einem fliederfarbenen Anzug. Es war Michael Lavender.
    »Komm«, zischte Joanne und riss an Cherrys Hand.
    Aber Cherry war noch nicht fertig. »Michael Lavender hat ihr weisgemacht, dass Sie in jemand anderen verliebt sind«, sagte sie rasch, ehe Joanne sie wegzerrte. »Darum ist sie aus Texas geflohen!«
    Joanne schob sich mit ihr durch den Ring der Filmleute, der sich um sie geschlossen hatte. »Los! Weg!«, rief sie dann. Sie liefen vor das Haus und überquerten die Straße in Richtung ihres Wagens. Als Cherry sich umblickte, sah sie, dass die einzige Person, die sie verfolgte und immer noch gut fünfzig Meter hinter ihnen lag, Michael Lavender selbst war. Er hatte Schwierigkeiten, mit seinen Sandalen schnell zu rennen. Seine lila Krawatte flatterte im Wind, während er nach Luft schnappte.
    »Lasst ihn ja in Ruhe!«, kreischte er. »Ich bringe euch alle ins Gefängnis!«
    Erregt von dem Adrenalinstoß, kamen die Frauen beim Wagen an und konnten ungehindert losfahren. Im Rückspiegel sahen sie Lavender mitten auf der Straße liegen. Eine Sandale lag weit hinter ihm.
    »Er ist gestürzt«, sagte Cherry und hielt den Wagen an. »Wenn er sich nun verletzt hat?«
    »Wir müssen hier raus«, sagte Joanne. »Fahr los!«
    Lavender stand nun wieder auf und säuberte wütend
seinen Anzug. Als Cherry sah, dass er nicht verletzt war, drückte sie aufs Gaspedal.
    »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt«, sagte sie. »Meinst du, er hat es begriffen?«
    »Ich glaube schon. Frage ist nur, ob er sich später daran erinnert.«
    »Nicht, wenn die Barbiepuppe ihre Krallen zeigt. Das wird eine lange Nacht in Mattsville.«
    Es war wichtig, dass sie so bald wie möglich wieder in New York waren, denn sie mussten Grace zur Seite stehen, wenn ihre Bemühungen irgendwie Erfolg zeigten. Als sie am Flughafen anlangten, begann Cherry über die Folgen ihrer Tat nachzudenken. Wenn Michael Lavender nun Grace anrief und sie warnte, sich ja von Matt fernzuhalten? Was würde Grace dann denken? Warum hatten sie nicht vorher daran gedacht?
    »Sollen wir ihr sagen, was wir getan haben?«, fragte Cherry, als sie darauf warteten, an Bord zu gehen. »Wenn sie es nun herausfindet?«
    »Wenn sie es herausbekommt«, meinte Joanne, »geben wir es zu, andernfalls verschweigen wir es.«
    Cherry war damit nicht zufrieden. Sie hatte wirklich nicht erwartet, mit ihrer Einmischung Grace’ Chancen bei Matt restlos zu verderben. Sie hatten es zwar gut gemeint, aber das reichte manchmal nicht aus.
     
    Erst sehr spät kamen sie wieder auf Turtle Island an und betraten das Haus, als kämen sie gerade von der Arbeit. Grace saß, wie in letzter Zeit so oft, in eine Decke gewickelt auf der Veranda und starrte aufs dunkle Wasser hinaus. Die Spitze des Empire State Building, ein Dutzend
Meilen weit entfernt, war orange und gelb angestrahlt und wirkte seltsamerweise wie von einer nächtlichen Sonne beschienen.
    Cherry rechnete fast damit, dass Grace hereinkommen und ihnen vorwerfen würde, sich in ihr Privatleben eingemischt zu haben (»Ich hatte einen sehr beunruhigenden Anruf von Michael Lavender!«), aber sie drehte sich bloß kurz um und winkte ihnen durch die Glastür zu. Cherry war sehr erleichtert, dass Grace nichts zu ahnen schien, aber Joanne war enttäuscht, dass ihre Aktion keine prompten Resultate erbracht hatte.
    Als die nächsten Tage ereignislos verliefen, waren Joanne und Cherry aber zufrieden, keine größeren Probleme hervorgerufen zu haben. Primum non nocere, hieß es im Ärztelatein. Verursache keinen Schaden.

36
    Z wei Tage nach Weihnachten, als Joanne und Cherry on ihren Familien zurückgekehrt waren, saßen die drei Frauen am Morgen im Wohnzimmer und tauschten drei Frauen am Morgen im Wohnzimmer und tauschten ihre Geschenke unter der kleinen duftenden Tanne aus, die Grace aus der Stadt mitgebracht und mit grünen und roten Lichtern und Schneeflocken aus Watte geschmückt hatte. Cherry hatte bunte Zuckerstangen dazugehängt, und Joannes Beitrag, noch aus ihrer Schulzeit, war eine bunt bemalte Papiersilhouette vom heiligen Antonius, die sie auf die Spitze gesteckt hatte. Er trug eine braune Kutte
und hatte einen Haarkranz. »Bitte schön!«, rief Grace und verteilte ihre Geschenke. Jede erhielt
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