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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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schmiegte sich unwillkürlich fester an ihn. Ihre Augen strahlten.
    »Ab morgen denken wir nur noch an uns, mein Liebes, und vergessen die Klinik«, flüsterte er ihr verstohlen zu. »Du wirst staunen, wie schön es auch um diese Jahreszeit noch an der Riviera ist.«
    Sie nickt stumm. Dann suchte ihr Blick Thomas Bruckner. Der Professor verstand diesen Wink.
    Er drückte dem Überraschten seinen Krückstock in die Hand und legte spontan den freien Arm um Bruckners Schulter. »Na, Sie Prachtexemplar von einem Assistenten«, meinte er augenzwinkernd, »da staunen Sie, was der Alte noch für Feuer entwickelt! Wäre doch direkt schade gewesen um mich, nicht? Ja, Kollege, Ihnen verdanke ich noch mehr als mein Leben«, er schaute liebevoll Yvonne an, »vielleicht sogar mein Glück. Eigentlich sollte ich Ihnen während meiner Abwesenheit die Leitung der Klinik übertragen.«
    Schnell wehrte Bruckner ab. »Bitte, Herr Professor, tun Sie das nicht. Kollege Wagner ist Oberarzt. Ich möchte nicht, daß er von seinem Posten verdrängt wird. Er hat sich immerhin in all den Jahren bewährt.«
    Der Professor drückte Bruckner einen Moment an sich. »Ich freue mich über Ihre Reaktion. Offen gestanden: Ich habe es nicht anders erwartet von Ihnen. Sie haben eine große Zukunft vor sich, Kollege Bruckner – mit Ihrem Können und Ihrer Lebensauffassung.«
    Bevor der junge Assistenzarzt etwas erwidern konnte, hatte sich Bergmann bereits an Yvonne gewandt: »Wir müssen gehen. Ich möchte endlich nach Hause.«
    Er nickte seinem Kollegen noch einmal zu, nahm den Krückstock wieder an sich und reichte dann seiner Frau den Arm.
    »Auf Wiedersehen, Doktor Bruckner«, sagte Yvonne leise. »Ich danke Ihnen sehr. Ich werde nie vergessen, was Sie für uns getan haben.«
    »Keine Ursache, gnädige Frau! Ich wünsche recht gute Erholung.« Er beugte sich über die schmale Hand …
    Der Lift stoppte unvorhergesehen in der ersten Etage. Ein Pfleger riß die Tür auf – prallte zurück, als er Professor Bergmann erblickte. Er wollte, eine Entschuldigung murmelnd, die Tür wieder zufallen lassen, aber der Chef klemmte schnell seinen Krückstock dazwischen.
    »Augenblick, Mann! Warum kommen Sie denn nicht herein?«
    »Verzeihung, Herr Professor, ich wußte nicht, daß … daß Sie drin sind«, brachte er verlegen hervor. »Ich wollte gerade eine Patientin …«
    »Herein mit ihr!« rief der ›alte Löwe‹ vergnügt. »Schließlich ist der Fahrstuhl für alle da.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Der Pfleger winkte und hielt die Tür weit auf. Eine blasse Frau kam langsam näher. Das Gehen fiel ihr schwer. Sie stützte sich auf den Arm ihres Begleiters, der ein kleines Mädchen an der Hand hielt.
    »Ich will auch mit!«
    »Aber Dieter!« mahnte der Mann, »kannst du dich nicht ordentlich benehmen?«
    Wie ein Sausewind kam ein blondgelockter Junge hereingeschossen.
    »Ach, diese Kinder!« seufzte die Patientin, aber das glückliche Lächeln strafte ihre Worte Lügen. »Entschuldigen Sie vielmals.«
    »Der totale Magen!« mischte sich jetzt der Pfleger ein. »Ihre letzte Operation vor Ihrer Krankheit, Herr Professor.«
    Frau Kleiber hielt Professor Bergmann schüchtern die Hand hin. »Ich wollte mich auch noch bei Ihnen bedanken, Herr Professor. Mir geht's jetzt schon wieder recht gut.«
    »Das freut mich!« Er drückte ihr herzlich die Hand. »Nur nicht gleich wieder zuviel arbeiten, Frau Kleiber. Sie brauchen jetzt noch Schonung.«
    Albert Kleiber seufzte. Er setzte ein paarmal zum Sprechen an, ließ es jedoch, mit einem Seitenblick auf den Pfleger, immer wieder sein.
    Im Flur nahm Professor Bergmann den Mann kurz beiseite. »Na, was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Glauben Sie, daß meine Frau wieder ganz gesund wird?« fragte Albert Kleiber ängstlich.
    »Wir haben allen Grund, es anzunehmen. Ich habe dieselbe Operation hinter mir und erhoffe auch das Beste.«
    »Sie muß gesund werden! Ich … ich habe sie nicht gut behandelt, aber … jetzt wird alles anders, Herr Professor. Verstehen Sie? Jetzt will ich nur noch für meine Familie dasein.«
    Bergmann legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Ja, Herr Kleiber, eine Krankheit hat manchmal auch etwas Gutes, wenn man aus ihr lernt. Auch ich habe … manches eingesehen.« Er überlegte einen Moment. »Wo machen Sie Urlaub? Seeluft wäre jetzt gut für Ihre Frau. Sie muß sich erst wieder richtig erholen.«
    »Dazu reicht's bei uns leider nicht, Herr Professor. Aber ich werde es meiner Frau zu
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