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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes
Autoren: Stephanie Madea
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und Kakao mit Rum trank. Doch bevor er seiner Gier nachgab, wollte er das hier eben erledigen. „Jonas?“
    Es dauerte nur kurz, dann meldete sich sein Kumpel auf mentalem Wege in seinem Schädel. „Ja, Nyl? Alles klar?“
    Er überging die Frage. „Wo bist du?“
    „Kann ich dir leider nicht sagen, Nyl.“
    Hätte er sich ja denken können. Die Sternträger waren ebenso Geheimsache wie die Fürsten, der Älteste und der ganze uralte Gesetzesscheiß der Homo animal. Zumindest für ihn. „Schon okay.“
    „Was gibt’s? Ich bin gerade … im Einsatz.“
    Nyl rollte mit den Augen. Alle waren beschäftigt, er auch. Er erzählte Jonas in Kurzform, was in der vergangenen Stunde mit Amy passiert war. „Sie ist jetzt in Sicherheit, aber ich muss schleunigst nach Nassau.“
    „Hm.“
    „Dringende Geschäfte.“
    „Läuft dein ‚Ekstase‘ nicht auch ohne dich?“
    „Nein!“
    „Dann nimm sie mit.“
    „Nein!“
    „Du hältst dich seit über vier Wochen in Amys Nähe auf. Warum jetzt nicht mehr?“
    „Ich kann das nicht!“ Nyl knurrte wegen seines lächerlichen Ausbruchs. „Weshalb passt Timothy nicht auf sie auf?“
    „Sam und er benötigen die wenige Zeit, die sie momentan haben. Sie wollen sich vereinen. Außerdem vertraust du ihm nicht und hast ihn sogar weggeschickt.“
    So eine Petze! Nyl fuhr sich über das Gesicht, hämmerte den Hinterkopf an die Wandvertäfelung. „Dann jemand anderes.“
    „Wer?“
    Nyl stieß ein weiteres Knurren aus.
    „Sag mir, wer! Wer ist gut genug?“
    „Niemand“, fauchte er.
    „Schön, mit dir einer Meinung zu sein. Du schaffst das schon. Ich muss wieder los.“
    „Welt retten, hm?“
    „Das klingt so sarkastisch.“
    Jonas hatte recht. War er eifersüchtig, weil er nicht dabei sein durfte? Völlig egal, aber zurücknehmen würde er es trotzdem nicht und schwieg.
    „Also, ich muss los, Sam und Cira warten. Viel Glück.“
    Dir auch, dachte Nyl und fragte sich gleich darauf, warum Jonas ihm Glück wünschte. Wofür in Dreiteufelsnamen?
    Jetzt musste er auch noch nüchtern bleiben, um ihr widerstehen zu können. Ach, so weit kam es noch. Er würde nun erst recht im Alk baden, denn so würde er sie sich vom Leib halten. Ein Fass Whiskey, einen Joint, eine Reinblüterin mehr oder weniger brachten ihn schon nicht um.
    Nach einem halben Liter Nachbarin und einem ganzen Liter Rum sperrte er sich in seinem Haus in das Badezimmer ein und legte sich angezogen in die leere Badewanne. Den Kopf lehnte er an die Fliesen, die Kampfstiefel ragten auf der anderen Seite aus der Wanne. Er schloss die Augen. Verachtung und Befriedigung fegten wie immer durch ihn hindurch, verwoben sich zu einem Knäuel, denn das eine erhielt er nicht ohne das andere. Der Kater von vorhin war in weiser Voraussicht vor einem noch größeren geflohen.
    Sein Handy vibrierte und riss ihn aus seinem Dämmerzustand. Wer rief ihn an, zum Henker? Er fummelte umständlich das winzige Gerät aus der Manteltasche. „Ja?“
    „Nyl?“
    Er öffnete die Lider, sah aber nur verschwommene Umrisse. Ein Räuspern brachte er mühsam zustande. „Ja.“
    „Wo bist du?“, wollte Amy wissen.
    Er winkelte ein Knie in der Badewanne an. „Unterwegs.“
    „Du hast wieder getrunken …“
    Er ersparte sich eine Bestätigung. Sie hörte es offenbar.
    „Schade, dass du nicht hier bist.“
    Nyl zuckte derart zusammen, dass er sich den Kopf an den Fliesen stieß.
    „Ich meine, du würdest dann nicht so viel trinken und ich wäre nicht allein.“
    Himmel, das war … Scheiße. Er sollte auflegen. Stattdessen drehte er sich seitlich, legte die Schläfe an die Fliesenwand, auf deren anderer Seite sich das Kopfteil des Bettes befand, in dem Amy lag. So, aber jetzt: auflegen! Auflegen! „Ich bin doch da.“
    „Kannst du nicht vorbeikommen?“
    „Nein!“
    „Okay. Dann lass ich dich jetzt in Ruhe.“
    „Aber telefonieren geht.“ Er ließ das Handy sinken und kniff die Augenlider fest zusammen, während er sich einen hirnlosen Hurenbock schimpfte.
    „… schön. Wo bin ich denn?“
    „In Sicherh…“ Das Wort verstümmelte in einem rauen Laut. Sicher? War er bescheuert? Sie lag in einem Bett, in seiner Nähe, in seinem Haus, von dem niemand außer ihm wusste, in einem Schlafzimmer, wo er nebenan um seine Fassung rang.
    „Das ist gut.“
    Sie schwiegen. Grundgütiger, war er von allen guten Geistern verlassen? Er konnte Amy doch nicht mit in das allerletzte Loch nehmen, das es gab. Zu den Drogendealern, Huren, Spielern
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