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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies
Autoren: Inge Loehnig
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gut. Sie riss die Packung auf und futterte gemeinsam mit Alina Kekse.
    »Sag mal, stimmt es, dass du was mit Joswig hast?«
    Okay, machte das Gerücht also schon die Runde. Freundinnen erzählen sich alles. Wirklich? Freundinnen konnten aber auch Geheimnisse bewahren. Echte Freundinnen. »Versprichst du mir, dass du mit niemandem darüber redest?«
    »Klar.« Alina nickte und hob eine Hand. »Ich schwöre hiermit feierlich«, nuschelte sie mit vollem Mund. »Es stimmt also. Los, ich will alles wissen!«
    Und Sandra erzählte ihr, wie alles gekommen war. Dass sie Nils einfach liebte und er sie. Für seine Gefühle konnte man doch nichts, und dass ihm nun deswegen vielleicht eine Strafe drohte… daran wollte sie lieber nicht denken.
    »Und deine Mutter? Hat die sich echt vom Acker gemacht?«
    Was sollte sie sagen? Sandra zuckte mit den Schultern.
    »Aber warum hast du denn nichts gesagt? Ich hätte dir doch geholfen.«
    Wieder zog Sandra die Schultern hoch. »Ich hab mich geschämt… und außerdem… Vanessa. Ich will nicht, dass wir getrennt werden und sie in ein Heim kommt.«
    »Mensch Sandra.« Alina schüttelte den Kopf. »Deine Mutter muss sich schämen. Nicht du.«
    Nein. So einfach, wie Alina glaubte, war das nicht.
    Es wurde schon dunkel, als Nils endlich kam.
    »Guten Abend, Herr Joswig«, sagte Alina, umarmte dann Sandra zum Abschied und räumte grinsend das Feld. Verwundert sah er ihr nach.
    »Sie ist eingeweiht.« Plötzlich war Sandra sich nicht sicher, ob das eine gute Idee gewesen war. »Das ist doch kein Problem, oder?«
    »Nein. Natürlich nicht.« Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und nahm ihre Hand. »Ihre Mutter ist eine sehr nette und vor allem eine durchsetzungsstarke Frau.«
    »Alinas Mutter?« Was hatte Nils mit Alinas Mutter zu tun?
    Er sah hoch und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Sie wird dir und Vanessa zur Seite stehen. Sie hat mir geholfen, für dich beim Jugendamt durchzuboxen, dass du und Vanessa weiter alleine wohnen dürft.«
    »Das heißt, alles bleibt, wie es ist? Vanessa kommt nicht ins Heim?« Die Last, die sie all die Wochen mit sich herumgeschleppt hatte, fiel von ihr ab. Von einer Sekunde auf die andere. Sie fühlte sich so leicht und frei. Strahlend fiel sie Nils um den Hals.
    »Ihr bleibt zusammen und voraussichtlich wirst du ab nächstem Sommer das Sorgerecht für Vanessa erhalten. Zurzeit wird geprüft, ob man es deiner Mutter entzieht. Auf alle Fälle wird das Jugendamt euch intensiv betreuen. Außerdem hat Alinas Mutter zugesagt, dich zu unterstützen. Und ich bin ja auch noch da.«
    Ja. Nils war auch noch da. Er war gar nicht mehr wegzudenken aus ihrem Leben. Love you so!
    Doch was wurde nun eigentlich aus ihnen? Plötzlich hatte sie einen dicken Kloß im Hals. Wenn vielleicht alle schon wussten, was da zwischen ihnen lief… drei Monate bis fünf Jahre. Sie würde es nicht einmal drei Tage ohne ihn aushalten. Vorsichtig machte sie sich von ihm los. »Vorgestern hast du von einer Möglichkeit gesprochen… was meinst du damit?«
    Wieder griff er nach ihrer Hand, fuhr mit seinem Daumen über ihren Handrücken, über die Finger. »Einen Schulwechsel. Ich hab ein Angebot von einer Privatschule. Wenn ich das annehme, bin ich nicht mehr dein Lehrer. Was hältst du davon?«
    Das fragte er noch? Natürlich fand sie die Idee super. Aber ihn schien diese Möglichkeit irgendwie zu bedrücken. »Du willst der Klasse vor den Prüfungen einen Lehrerwechsel nicht zumuten. Oder?«
    »Es ist meine erste Klasse… wenn ich gehe… es fühlt sich an, als würde ich euch im Stich lassen.«
    Sandra dachte an Sami. An seine anzüglichen Gesten und Sprüche. Man sieht deine Muschi nicht. Und an Maja und Pat. Dass gibt nicht mal einen Fettfleck . Sie dachte an alle, die sie die letzten Wochen gedisst oder es zumindest schweigend geduldet hatten. Niemand hatte sich auf ihre Seite gestellt. Außer Alina.
    Sie schuldete dieser Klasse nichts.
    Aber darum ging es nicht. Es ging um Nils.
    »Vielleicht sollte besser ich die Schule wechseln.« Das würde sie schon packen. Niemandem würde sie eine Träne nachweinen und Alina konnte sie auch so treffen.
    »Wir werden auch dafür eine Lösung finden.« Nils umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen und küsste sie, lange und zärtlich, bis jemand die Tür aufriss und sie auseinanderfuhren.
    Vanessa stürmte herein, gefolgt von Ayshe und deren Mutter, die zögernd eintrat.
    »Iiii. Die küssen sich. Das ist ja voll eklig.« Vanessa verzog den
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