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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies
Autoren: Inge Loehnig
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stürzen.«
    Sandra schüttelte ungläubig den Kopf. Was musste in Janina vorgegangen sein, dass sie sich so verhalten hatte? »Und Sven?«
    »Er wurde festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Sein Anwalt war heute bei mir und hat mir diesen Brief von Sven für dich mitgegeben.« Nils zog einen Umschlag aus der Jackentasche und legte ihn auf das Nachtkästchen. »Sven scheint es wahnsinnig leidzutun. Janina hat ihn benutzt. Und wenn er am Ende nicht eingeschritten wäre… wer weiß, ob wir beide dann nicht ein paar Blessuren mehr hätten. Rücktritt von der Tat hat der Anwalt das genannt. Vielleicht kommt er deshalb glimpflich davon. Das wird sich zeigen.«
    Müdigkeit machte sich in ihr breit. So ganz konnte die Wirkung der Schlaftabletten noch nicht vorüber sein. Sandra kuschelte sich an Nils. Es war so schön, dass er hier neben ihr saß.
    »Und nun du«, sagte er. »Ich glaube dir nicht einen Wimpernschlag lang, dass du mich nicht liebst.« Mit dem Zeigefinger gab er ihr einen kleinen Stups auf die Nase. »Diese Aktion Sonntagnacht… am Brunnen. Was steckt da in Wahrheit dahinter?«
    »Wahrscheinlich auch Janina. Sie hat uns beobachtet und fotografiert. Und mit den Fotos hat sie mich erpresst und mich gezwungen, mit dir Schluss zu machen… ich konnte nicht anders… du kannst doch nicht ins Gefängnis… und dein Beruf… dein ganzes Leben wäre den Bach runtergegangen.« Plötzlich waren all die Sorgen wieder da. Sie war so müde.
    »Deswegen wollte ich gestern zu dir. Es gibt eine Möglichkeit. Das wollte ich mit dir besprechen.«
    Ihr fielen beinahe die Augen zu.
    »Alles wird gut. Glaub mir. Und jetzt schläfst du eine Runde.«

52
    Im Laufe der nächsten Tage besserte sich Sandras Zustand. Nur der operierte Arm tat ab und zu noch weh. Nils kam so häufig zu Besuch, dass eine Schwester schmunzelnd vorschlug, er könnte doch ganz hier einziehen. Zweimal brachte er auch Vanessa mit, um die er sich weiterhin rührend kümmerte. Laura hatte zwar angerufen, sah aber keinen Grund, Vanessa zu sich zu holen, immerhin bekam Nils das ja prima hin.
    In den Pressemeldungen der Polizei wurde der Mordversuch erwähnt und die Medien stürzten sich bereitwillig darauf. Das Thema, das die Titelseiten für zwei Tage füllte, war der Mordversuch unter Schülern. Ein Reporter, der die Hintergründe genau recherchierte, entdeckte, dass die Familie Plank vom Jugendamt betreut wurde, die Mutter offenbar untergetaucht war und Sandra vermutlich alleine mit ihrer Schwester lebte. Wie konnte es sein, dass die zuständige Sachbearbeiterin davon nichts mitbekommen hatte? Waren die Mitarbeiter der Behörde überlastet oder einfach nur gleichgültig?, fragte er provokant in seinem Artikel.
    Mit einem ganzen Trupp lief am nächsten Tag die Tussi vom Jugendamt im Krankenhaus auf. Gott sei Dank war Nils da und nahm das in die Hand. Sandra sei noch zu schwach und das Krankenhaus nicht der passende Ort für ein derartiges Gespräch.
    Dieser blöde Reporter. Weshalb hatte er seine Vermutungen an die große Glocke hängen müssen? Okay. Er hatte damit ins Schwarze getroffen. Mit ihr geredet hatte er allerdings nicht. Vermutlich hatten die Ärzte ihn nicht zu ihr gelassen. Oder Nils.
    Garantiert würden die vom Jugendamt nun beweisen wollen, wie kompetent ihre Mitarbeiter waren, und Vanessa in ein Heim oder eine Pflegefamilie stecken. Bei dieser Vorstellung wurde es Sandra ganz schlecht. Das durfte einfach nicht passieren. Sie musste es verhindern. Doch noch immer wusste sie nicht, wie.
    Der Nachmittag verging ohne einen Besuch von Nils. Auf dem Handy konnte sie ihn nicht erreichen, er hatte es ausgeschaltet. Die Schwester brachte den Nachmittagskaffee und ein Stück Gebäck. Sandra konnte nichts essen. Unruhig stieg sie aus dem Bett und wanderte im Zimmer umher.
    Sie würde nicht zulassen, dass Vanessa von ihr getrennt wurde. Vielleicht gelang es ihr, den Reporter auf ihre Seite zu ziehen. Wenn die Presse ihr Vorhaben unterstützte, sich alleine um ihre Schwester zu kümmern… es waren doch nur noch sieben Monate, bis sie volljährig war.
    Endlich klopfte es an der Tür. Doch es war nicht Nils, sondern Alina, die zu Besuch kam. Auch sie hatte das Magen-Darm-Virus erwischt und für einige Tage außer Gefecht gesetzt. Deshalb kam sie erst jetzt. Sie lächelte verschmitzt und drückte Sandra dann eine Schachtel Schokokekse in die Hand. »Die habe ich extra für dich containert. Also iss sie mit Andacht.« Sandra musste lachen und das tat so
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