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Scheidung auf Griechisch

Scheidung auf Griechisch

Titel: Scheidung auf Griechisch
Autoren: Michelle Reid
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Privatkabine. Dort liebten sie sich, bis das Flugzeug zur Landung ansetzte. So glücklich wie an jenem Tag war sie, Isobel, nie wieder gewesen.
    Doch dazu hatte Leandros ihr auch keinen Anlass gegeben. So blieben von einer vierjährigen Ehe letztlich nur wenige Stunden, an die sie gern zurückdachte. Denn kaum hatten sie sein Elternhaus erreicht, war der Zauber verflogen. “In diesem Aufzug kannst du meiner Mutter unmöglich gegenübertreten”, sagte Leandros abfällig.
    “Was stimmt denn an meinem Aussehen nicht?”, fragte Isobel verwundert.
    “Nichts”, lautete seine vernichtende Antwort. “Der Rock ist eindeutig zu kurz, und das Haar solltest du lieber hochstecken. Es gibt bei uns gewisse Traditionen, an die selbst du dich halten musst.”
    Sie zog sich weder um, noch steckte sie das Haar hoch. Sehr schnell musste sie jedoch begreifen, dass ihre provozierende Art nur dann willkommen war, wenn sie mit Leandros allein und nach Möglichkeit ein Bett in der Nähe war. Im Kreis seiner Familie trug ihr dasselbe Verhalten dagegen schnell den Ruf ein, ein billiges Flittchen zu sein. Und ihr Ehemann hielt es nicht für nötig, sie vor solchen Verleumdungen in Schutz zu nehmen.
    Mit diesem Tag hatte eine Entwicklung begonnen, die zwangsläufig zu dem Brief hatte führen müssen, den Isobel noch immer in den Händen hielt. Es war tatsächlich an der Zeit, dass sich der Vorhang über einen Abschnitt ihres Lebens senkte, der schon vor Jahren geendet hatte.
    Einzig gegen das Verfahren, das Leandros über seinen Anwalt vorschlug, hatte sie noch Einwände. Denn wie sollte sie nach Athen fliegen, wenn sie ihre Mutter nicht einmal für einige Stunden allein lassen konnte?
    “Wann landet sie?”
    Leandros saß am Schreibtisch seines Athener Büros. Erst vor wenigen Tagen war er aus San Estéban zurückgekommen, aber der Alltagstrott hatte ihn längst wieder eingeholt. Es lag nun einmal in der Natur der Sache, dass der Leiter eines Weltkonzerns keine ruhige Minute hatte, weil ständig jemand etwas von ihm wollte. Vor lauter Terminen blieb ihm nicht einmal die Zeit, den Papierberg abzuarbeiten, der sich auf seinem Schreibtisch aufgetürmt hatte.
    Im Grunde war er vierundzwanzig Stunden am Tag im Dienst, denn selbst bei privaten Anlässen traf er auf Geschäftspartner, die sich an seine Fersen hefteten und nicht eher lockerließen, bis sie ihr Anliegen losgeworden waren. Erschwerend kam hinzu, dass er die ganze Arbeit allein schultern musste, weil sein jüngerer Bruder Nikos vollauf mit der Vorbereitung seiner Hochzeit beschäftigt war.
    Je näher der große Tag rückte, desto nervöser wurde ihre Mutter. Als ältester Sohn hatte er, Leandros, von seinem verstorbenen Vater nicht nur die Leitung des Konzerns, sondern auch die Rolle des Familienvorstands übernommen. Deshalb glaubte seine Mutter, ihn alle zehn Minuten anrufen und an seine Pflichten als Gastgeber erinnern zu müssen. Auf den vorsichtigen Einwand, dass er noch etwas anderes zu tun hätte, reagierte sie in schöner Regelmäßigkeit mit einem Panikanfall, der stets mit einer Litanei darüber endete, dass er die falsche Frau und die auch noch heimlich geheiratet hätte.
    Am liebsten hätte er seinem jüngeren Bruder geraten, es ihm nachzutun und Carlotta Santorini in einer abgelegenen Dorfkapelle das Jawort zu geben. Wenn es einen Moment in seiner Ehe gab, an den er gern zurückdachte, dann war es die Trauung. Nie würde er den Moment vergessen, als er Isobel den Ehering an den Finger gesteckt und sie mit ihrem unnachahmlichen Lächeln zu ihm aufgesehen und geflüstert hatte: “Ich liebe dich und werde dich immer lieben.”
    Um ihr den Treueschwur zu glauben, hatte er nicht fünfhundert geladene Gäste gebraucht – und dass alles anders gekommen war, hätten auch tausend Zeugen nicht verhindern können.
    “Heute Abend.”
    Es dauerte eine Weile, bis Leandros sich erinnerte, was er Takis Konstantindou gefragt hatte.
    “Hast du ihr die Suite im Athenäum reserviert?”, erkundigte er sich nun.
    “Das wollte ich”, erwiderte Takis. “Sie hat es allerdings abgelehnt und sich auf eigene Faust ein Hotel gesucht.”
    “Weißt du, welches?”
    “Meines Wissens hat sie im Apollo gebucht – aber erst, nachdem man ihr zugesichert hat, dass das Haus für Rollstuhlfahrer geeignet ist.”
    Takis’ Erklärung traf Leandros gänzlich unvorbereitet. “Warum das denn?”, fragte er entgeistert. “Hatte sie einen Unfall, oder warum sitzt sie im Rollstuhl?”
    “Dass
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