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Scheidung auf Griechisch

Scheidung auf Griechisch

Titel: Scheidung auf Griechisch
Autoren: Michelle Reid
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Rollstuhl sitzt, habe ich nicht gesagt”, wandte sein Anwalt ein. “Ich weiß nur, dass sie drei Zimmer gebucht hat, und eines davon ist behindertengerecht ausgestattet.”
    “Dann solltest du schnellstens herausfinden, für wen es ist”, forderte Leandros ihn unmissverständlich auf. Der Gedanke, dass Isobel an den Rollstuhl gefesselt war, war ihm schier unerträglich.
    “Selbst wenn sich deine Befürchtung bestätigen sollte, brauchst du an deinem Entwurf für eine gütliche Einigung nichts zu ändern. Das Angebot, das du ihr machst, ist absolut angemessen.”
    Takis war offenbar nicht entgangen, wie schockiert er war. Wie seine zynische Bemerkung verriet, irrte er sich allerdings hinsichtlich der Gründe.
    “Glaubst du wirklich, es ginge mir ums Geld?”, fragte Leandros empört. “Isobel ist meine Frau, und auch wenn die Ehe gescheitert ist, fühle ich mich nach wie vor für sie verantwortlich – erst recht, wenn sie an den Rollstuhl gefesselt ist.”
    “Ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten”, entschuldigte sich Takis verlegen.
    “Mir vielleicht nicht”, erwiderte Leandros unversöhnlich. Aber Isobel, fügte er in Gedanken hinzu, weil er genau wusste, was Takis unter “angemessen” verstand.
    Wenn es nach seiner Familie ginge, hätte Isobel keinen einzigen Cent von ihm bekommen. Sie hielten seine Frau für ein billiges Flittchen, und entsprechend abfällig dachten und sprachen sie über sie. Zu seiner Schande musste er sich jedoch eingestehen, dass er nie eingeschritten war – und schon gar nicht in Isobels Anwesenheit. Trotzdem irrten sie gewaltig, wenn sie ihr die Schuld daran gaben, dass die Ehe so schmählich gescheitert war. Ganz so einfach war es leider nicht.
    “Mir ist völlig klar, wie ihr über sie denkt”, sagte er deshalb. “Aber ich erwarte von euch, dass ihr sie mit dem gebührenden Respekt behandelt. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?”
    Takis war doppelt so alt wie er und außerdem sein Patenonkel. Trotzdem war er so eingeschüchtert, dass er es bei einem zustimmenden Nicken beließ.
    “Versuch, möglichst viel herauszubekommen, bevor wir uns mit ihr treffen”, trug Leandros ihm auf. “Und jetzt entschuldige mich”, fügte er hinzu. “Ich muss zu einer dringenden Besprechung.”
    Takis schien fast ein wenig erleichtert zu sein, dass das Gespräch beendet war, denn er verabschiedete sich schnell, ohne ihm die Hand zu reichen.
    Als er endlich allein war, lehnte sich Leandros in seinem Sessel zurück. Dass Takis sein Verhalten nicht nachvollziehen konnte, überraschte ihn nicht. Schließlich war es ihm selbst ein Rätsel.
    Vor zwei Wochen hatte er seinen Patenonkel von der Yacht aus angerufen und ihn beauftragt, die Scheidung einzureichen. Takis’ Nachfragen hatte er ebenso kurz wie emotionslos beantwortet, und damit war die Angelegenheit für ihn erledigt gewesen. Doch vor zwei Wochen hatte er seine Frau ja auch noch als Hexe beschimpft. Eine kleine Bemerkung von Takis hatte ihn allerdings jäh daran erinnert, dass sie im Grunde ein unerfahrenes und unsicheres Geschöpf gewesen war, das er aus der vertrauten Umgebung herausgerissen und der Athener High Society zum Fraß vorgeworfen hatte.
    Leise fluchend stand er auf und lief unruhig durchs Zimmer. Was war bloß los mit ihm? Quälten ihn wirklich Reuegefühle? Oder hatte er schlicht und ergreifend Angst davor, dass die Isobel, der er am nächsten Tag gegenübertreten würde, nur noch ein Schatten der lebenslustigen, unbekümmerten Frau war, die er einst gekannt und geliebt hatte?
    Was wäre, wenn sie tatsächlich im Roll…?
    Das Telefon klingelte und verhinderte, dass er den entsetzlichen Gedanken zu Ende dachte.
    Es war Diantha, die ihn freundlich daran erinnerte, dass seine Mutter ihn pünktlich zum Abendessen erwartete. Ihre fröhliche Stimme zu hören tat ihm unendlich gut, und als Leandros einige Minuten später den Hörer wieder auflegte, sah er sich darin bestätigt, dass Diantha wie für ihn geschaffen war.
    Durch das Gespräch mit ihr war die Anspannung von ihm abgefallen, und endlich konnte er wieder an jene Dinge denken, die wirklich wichtig waren – etwa die Besprechung, auf der man ihn sicher schon erwartete.
    “Hast du nicht schon genug Probleme am Hals?”, fragte Silvia Cunningham mit der ihr eigenen Offenheit. “Oder warum ziehst du dich so an?”
    “Was hast du denn an mir auszusetzen?” Isobel stellte sich vor den Spiegel. Sie trug ein maßgeschneidertes braunes Kostüm, dessen Rock
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