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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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auf den Schutzschild, den die beiden Geister aus der Flasche um sie geschaffen hatten: Es war ein Mantel aus tausend glitzernden Lichtpunkten, und Scheherazade kam sich vor, als trüge sie alle Sterne des nächtlichen Firmaments um die Schulter.
    Im nächsten Augenblick trafen alle Lichter auf diesen Schutzmantel: Grün und Schwarz und Rot und Orange, alles vermischte sich zu einem magischen Glühen, so daß Scheherazade glaubte, im Mittelpunkt einer Sonne zu stehen.
    Wie aus weiter Ferne drang die Stimme der Alten Weisen zu ihr: »Erzähle deine Geschichte, Scheherazade!«
    Und Scheherazade öffnete ihren Mund. Bevor sie jedoch eine einzige Silbe über die Lippen bringen konnte, schoß ein bunter Wirbel Licht zwischen ihren Zähnen hervor, der alles andere verblassen ließ. Und dort, wo diese Farben auf das magische Glühen trafen, bildeten sich Gestalten, die Scheherazade sehr bekannt vorkamen.
    Da war der Händler, der den unheilbringenden Dattelkern in die Schlucht geworfen hatte. Und da war der Dschinn, der daraufhin erschienen war, um seine Rache zu üben. Und da waren all die Menschen, die in Tiere verwandelt worden waren, die Bevölkerung einer ganzen Stadt, die man in verschiedenfarbige Fische verzaubert hatte, ein König und ein Medicus, dem der König hätte vertrauen sollen, ein gewitzter Fischer und der Ifrit, den er befreit, wieder gefangengenommen und erneut befreit hatte, sowie ein junger Mann, der halb aus Fleisch und halb aus Marmor bestand. All diese Menschen und noch viele mehr füllten die Höhle vor Scheherazade: all die vielen Männer und Frauen und Tiere und Geister, denen sie in ihren Geschichten Leben eingehaucht hatte. Und alle drehten sich zu Scheherazade um und sahen sie an, geduldig wartend, doch jederzeit bereit.
    »Du hast ihnen das Leben geschenkt.« Die Stimme der Alten Weisen unterbrach die Stille, die plötzlich in der Höhle herrschte. »Und nun sind sie bereit, dich ihrerseits zu beschenken.«
    Scheherazade musterte die versammelten Phantasiegestalten, und diese nickten ihr aufmunternd zu, so daß sie plötzlich wußte, was sie zu tun hatte.
    »Nun gut«, sagte sie einfach, »bringt alles wieder in Ordnung!«
    »ICH BIN UNBESIEGBAR!« rief Ozzie, als der Dschinn aus Scheherazades Phantasie sowie einige der magisch begabten Frauen sich ihm näherten. »ICH WERDE DIE GANZE WELT BEHERRSCHEN!«
    »Das sagst du«, erwiderte Sulima verächtlich. »Als ob ein Mann jemals etwas beherrscht hätte. Und du, Scheherazade, wie kannst du dir nur einbilden, mich zu überwinden?«
    Doch keiner der beiden hatte auch nur die geringste Chance, denn das, was ihnen da gegenübertrat, war die unbezwingbare Macht der Phantasie!
    »DAS DARF NICHT SEIN!« plärrte Ozzie, während sein riesiger Kopf immer weiter zusammenschrumpfte.
    »Sicher, aus einem aufgeblasenen Kerl wie diesem die Luft herauszulassen, ist keine große Kunst«, spottete Sulima, »aber jemanden wie mich zu... nehmt eure Hände weg! Was macht ihr da?«
    Im Handumdrehen waren Ozzie und Sulima zurück in Rauch verwandelt. Und noch einen Augenblick später waren beide in jene Flasche gesperrt, in der Ozzie schon einmal sein Dasein gefristet hatte.
    Ali Baba setzte schnell den Korken wieder in die Flasche. »Eine äußerst befriedigende Aufgabe!« fügte er noch hinzu.
    »Jetzt, wo wir diese Plage von einem Dschinn endlich los sind«, wandte sich die Sultana an ihre Söhne und deren Soldaten, »vernichtet dieses Weib Scheherazade im Namen eurer... oink!«
    »Mein Schwert ist... oink!« antwortete Shahzaman.
    »Gibber schlabber... oink!« stimmte Shahryar aus vollem Herzen zu. In der Tat, die ganze königliche Familie war in Schweine verwandelt worden, wie Scheherazade es schon angedeutet hatte.
    »Einen Augenblick bitte!« ertönte Ozzies Stimme in der Flasche. »Was ist denn mit meiner versprochenen Weltherrschaft?«
    »Du wirst tatsächlich deine ganze Welt beherrschen«, versicherte Scheherazade dem einstmals furchterregenden Dämon. »Nur, daß deine Welt sich jetzt auf eine Flasche beschränkt.«
    »Aber ich bin nicht alleine hier!« Ozzies Stimme zitterte, als ihm diese Erkenntnis dämmerte.
    »Ich werde dir schon zeigen, wer hier wen unterwirft!« mischte Sulima sich ein.
    »Nun«, erwiderte Scheherazade ohne das geringste Bedauern, »ich fürchte, ihr werdet das unter euch austragen müssen. Was erwartet ihr denn von mir? Ich bin bloß eine bescheidene Geschichtenerzählerin.«
    »Bei Allah«, meldete sich eine Stimme aus dem
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