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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Widerstand war nicht sehr überzeugend, vor allem bei den sonstigen Körperteilen nicht.
    »Dann ist also tatsächlich alles...«, wollte Scheherazade noch einmal zusammenfassen.
    »Warte!« unterbrach Sindbad sie. »Wo ist meine Fatima?«
    »Ja, da ist noch diese letzte Sache«, stimmte die Alte Weise zu. »Doch wenn du deine Fatima finden willst, mein guter Sindbad, dann mußt du dich zuerst einer anderen stellen.«
    »Einer anderen?« wiederholte Sindbad.
    »Ook ook tschii!« erklang es aus den hintersten Reihen der Menge.
    »Die Königin der Affen?« rief der ehemalige Lastenträger entsetzt. »Nein! Niemals werde ich... ook tschii ook ook!«
    Und so verwandelte die Alte Weise Sindbad mit Hilfe ihrer magischen Künste in ein stolzes Gorillamännchen. Und als die Königin der Affen ihren König erblickte, da stürmte sie sofort auf ihn los, und bald schon waren die beiden in zärtlichster Umarmung vereint – sofern man das von Gorillas behaupten kann.
    »Also hast du beide für immer in Gorillas verwandelt?« fragte Achmed, der ein enger Freund Sindbads war und viele Abenteuer mit ihm bestanden hatte.
    »Natürlich nicht«, antwortete die Alte Weise. »Aber nur, wenn sie sich als Affen vereint haben, können sie wieder ihre menschliche Gestalt annehmen, denn dann haben beide ihre animalische Seite kennengelernt, die tief in ihrem Innern schlummert.«
    »Oh«, erwiderte Achmed, als hätte er verstanden. »Aber wenn Fatima und die Königin der Affen die ganze Zeit ein und dieselbe Person waren, wie war es dann möglich, daß wir beide uns auf unseren früheren Reisen gleichzeitig am selben Ort gesehen haben? Was nicht heißen soll, daß wir Fatima je gesehen hätten; eine Hand vielleicht, und der Klang ihres Lachens war zu hören, aber dennoch...«
    »Jede gute Geschichte«, sagte die weise Frau, »sollte ein paar Geheimnisse ungeklärt lassen. Jetzt ist es Zeit zu gehen. Alles wird sich zum Guten wenden. Und wer sollte das wohl besser wissen als ich? Immerhin bin ich die Alte Weise.«
     
    Und so kam es, daß alle Beteiligten die Höhle durch die zahlreichen geheimen Ein- und Ausgänge verließen und in ihre Heimat zurückkehrten – es sei denn, sie stellten fest, daß sie plötzlich verheiratet waren und andere Vorkehrungen treffen mußten. Ali Baba kehrte in sein bescheidenes Heim zurück – jedoch nicht für lange. Er erlag bald dem dezenten Charme seiner Schwägerin und zog in Kassims Palast. Ali Babas Frau, die ebenfalls zum weiblichen Publikum in der Höhle gehört hatte, obwohl sie alles andere als schön war, hatte sich, o Weh und Ach, zu nahe bei der Sultana und ihren Söhnen aufgehalten. Sie war, wie sich erst später herausstellte, ebenfalls in ein Schwein verwandelt worden – eine Verwandlung, die aus unerfindlichen Gründen niemandem sofort aufgefallen war. Kassim wurde vom Ring- und vom Lampengeist wieder zusammengesetzt, auch wenn ein paar seiner Teile in dem großen Tumult verlorengegangen waren, Teile, die ihn das Interesse an seiner Frau verlieren ließen. Er beschloß, bei Aladin und Prinzessin Badabadur zu bleiben, und seine Stellung in ihrem Palast verschaffte ihm große Befriedigung. Er lobte die beiden bis an sein Lebensende in höchsten Tönen. Harun al Raschid kehrte in sein altes, weit entferntes Heimatland zurück, dessen Bevölkerung sich fortan an seinen nie enden wollenden Geschichten über Darmwinde magischer und nicht magischer Natur ergötzte. Und Sindbad und Fatima wurden in Menschen zurückverwandelt, nachdem sie eine äußerst vergnügliche Zeit als Affen verbracht hatten. Achmed begleitete die beiden zusammen mit seiner Braut Marjanah nach Bagdad, wo Sindbad der Seefahrer sie freudig begrüßte und reich beschenkte, da er gerade wieder einmal bei Kasse war.
    Und Scheherazade und ihr neuer König? Auch sie kehrten in die Stadt zurück, zusammen mit dem Rest ihrer Soldaten und deren neuen Frauen. Dunyazad wurde von der im Palast lebenden Alten Weisen aus ihrem Zauberschlaf geweckt, und beide Schwestern feierten ein freudiges Wiedersehen mit ihrem Vater, dem Wesir. Außerdem verfügten König und Königin, daß der ganze Palast mit neuen Teppichen eines Händlers namens Hassan ausgestattet werden sollte. Und Scheherazade, die aufgrund ihrer Abenteuer wieder reichlich neue Geschichten zu erzählen hatte, tat dies etwa neunhundertneunzig Nächte lang und lebte mit ihrem König glücklich und zufrieden bis zum heutigen Tage.
    Und was tat die kluge Königin Scheherazade, nachdem
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