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Schauspieler küssen anders (German Edition)

Schauspieler küssen anders (German Edition)

Titel: Schauspieler küssen anders (German Edition)
Autoren: Sandra Regnier
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glaube, ich weiß, was Sie meinen. Wie ein Zimmerer, der gerne Dachstühle aufstellt. Er genießt vielleicht die Höhe und Freiheit, muss aber die Gerüste in Kauf nehmen und immer damit rechnen, vom Dach zu fallen.“
    Er lachte laut auf. „Das ist aber mal ein Vergleich. Aber ja … ja, das trifft es. Irgendwie. Jetzt habe ich noch eine Frage.“
    „Klar. Quid pro quo oder wie hieß das bei Hannibal Lecter?“
    Er lächelte wieder.
    „Wenn Ihnen jemand ein weiteres Angebot für die Ausstattung beim Film anböte, nähmen Sie an?“
    „Jederzeit“, sagte ich, ohne nachzudenken.
    Er hob erstaunt eine Augenbraue.
    „Mag sein, dass es anstrengend ist, aber es ist auch befriedigend und die Bezahlung ist gut. Und es ist eine so angenehme Stimmung hier.“
    „Ich finde die Stimmung auch angenehm“, sagte er und sah mir tief in die Augen.
    Verlegen wandte ich den Blick ab.
    „Ich glaube, ich muss wieder an die Arbeit“, sagte ich hölzern und erhob mich. „Danke für den Kaffee.“
    „Jederzeit“, sagte er und als ich ging, fühlte ich seinen Blick in meinem Rücken.
    Es war lange nicht so schlimm gewesen, wie ich befürchtet hatte. Tatsächlich musste ich ein paarmal leise vor mich hin lächeln, wenn ich an das Mittagessen dachte. Es war genauso, wie wenn man beim Mittagessen einen Kollegen aus einer anderen Abteilung trifft. Man trifft ihn nicht jeden Mittag, weil er ja nun mal andere Termine hat, aber doch hin und wieder. Und die Gespräche mit Robert Faulkner waren auf jeden Fall interessant. Solange ich die Erinnerung an sein attraktives Äußeres und sein umwerfendes Lächeln ausschaltete.
    Ich beschloss, die Oliven ab sofort wieder täglich zu würdigen.
    „Das Reptil hat sich beschwert“, sagte Luis, als ich zu unserer Baustelle zurückkehrte.
    „Worüber diesmal?“, fragte ich nicht sonderlich interessiert. Tracy beschwerte sich andauernd. Über die Lampen, die Möbel, die Tapete, die Anordnung der Zimmerwände.
    „Die Farben wären nicht mit ihr abgesprochen gewesen. Die Kaffeetassen würden nicht zu dem Rest der Einrichtung passen. Sie hätte informiert werden müssen.“
    Ich rollte die Augen. „Und?“
    „David hat ihr erklärt, sie solle gefälligst darauf achten, dass der Kaffee in den Tassen dampfe. Wie die aussähen, wäre egal.“ Luis grinste schadenfroh bei der Erinnerung.
    „Hat er das vor allen anderen gesagt?“, hakte ich wachsam nach.
    Luis zuckte die Schultern. „Du kennst doch David. Der kann ausrasten, wenn es sein muss.“
    Nein, so hatte ich David selber nie erlebt. Luis hatte David schon bei einem anderen Film geholfen. In den vorletzten Semesterferien.
    Musste ich so etwas mit Tracy besprechen?, überlegte ich kurz. Aber dann fiel mir ein, dass Tracy genau wie der erste Kameramann Greg, die Kostümdesignerin Shawn und Philip, der Außenrequisiteur, alle Vorlagen erhalten hatte – mit der genauen Farbwahl und meinen Skizzen.
    „Sollen wir ihr ein öffentliches Memo senden?“, fragte ich und grinste spitzbübisch. „Das Café erhalte die Farben Spektralorange und kaledonisch Braun. Mal sehen, was sie damit anfangen kann.“
    Luis kicherte. „Sag doch einfach Kackbraun und Glückskeksorange.“
    „Glückskeksorange?“
    „Klar. Das sind für meine Familie Jaffa-Kekse mit Orangenfüllung. Es ist immer Glück die im Regal zu erwischen.“
    „Nehmen Sie den Fisch. Die Koteletts sind fürchterlich, aber der Fisch ist großartig“, raunte mir von hinten eine Stimme ins Ohr. Ich fühlte den warmen Atem und roch ein dezentes Rasierwasser. Ich drehte den Kopf ein wenig und sah direkt in die Augen von Robert Faulkner.
    Er stand so dicht hinter mir, dass ich seine Körperwärme spürte.
    Mein Herz machte unwillkürlich ein paar Schläge extra.
    „Äh, Fisch ist gesund, oder?“, fragte ich tonlos und hätte mich gleichzeitig ohrfeigen können. Das klang so ähnlich wie „Ich habe eine Wassermelone getragen“.
    „Pangasiusfilet. Schon mal gegessen?“, wollte er wissen, noch immer so dicht bei mir.
    „Nein. Ich bin eher der Fleischesser.“
    Er hob eine Augenbraue.
    „Was darf’s sein?“, fragte Paul.
    Ich zögerte noch. Fisch war eigentlich gar nicht meins.
    „Zweimal den Pangasius mit Rucola und Naturreis“, bestellte Robert über meinen Kopf hinweg.
    Ich drehte mich empört um. Er sah mich an und ergänzte dann zu Paul:
    „Oh, Verzeihung. Und eine Portion Oliven. Nein, besser zwei.“
    Mir klappte der Mund auf. Robert nahm das Tablett mit beiden Essen entgegen,
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